Frage:
Langzeitstillen Triangulierung
Hallo,
schön, dass Sie wieder da sind.
Ich stille meinen Sohn, 16 M., noch ca 3x täglich, manchmal 4x: morgens, nachdem ich nachmittags von der Arbeit komme, manchmal abends noch und vor dem Schlafen gehen. Er stillt leidenschaftlich gern, ginge es nach ihm, würde er noch öfter an die Brust. Von allein abstillen wird er sich in absehbarer Zeit wohl nicht.
Stört das lange Stillen die Loslösung und damit die Triangulierung?
Und noch eine Frage: Mein Sohn stillt auch nachts noch häufig, bis zu 5x, manchmal öfter. Ist das unangemessen in dem Alter?
Bei R. Posth las ich, dass ein Kind diesen Alters längst keine Nahrung des nachts mehr bedürfe u jeder Saugreflex immer einen neuen bedinge - ein Teufelskreis sozusagen. Daher meine Frage, ob das nächtliche trinken noch adäquat oder bereits ein verselbständigter Teufelskreis ist...?
Danke und LG
von
Mamminka
am 08.11.2018, 21:54
Antwort auf:
Langzeitstillen Triangulierung
Hallo,
vielleicht liegt ein Teil der Lösung in der "zufälligen" Äußerung, "er stillt leidenschaftlich gerne". Heißt das vielleicht auch, er trinkt und Sie stillen leidenschaftlich gerne? Es ist nämlich nicht nur der Trinkakt, der die Zweierbeziehung so besonders macht, sondern auch der eigene Wunsch. Dann kann das schon bedeuten, dass die Chancen des Vater etwas schlechter sind, weil er wesentliche Bedürfnisse nicht erfüllen kann. Aber auch da ist der Phantasie keine Grenzen gesetzt, dass auch der Vater Besonderheiten in die Beziehung einbringt, die ihn wichtig machen.
Sicher ist 5x Stillen in der Nacht als Nahrung nicht nötig, meist trinken die Kinder auch nicht wirklich viel, sondern stillen ihr orales und Nähebedürfnis.
Vielleicht ist es einen Gedanken wert, was das Stillen für Sie bedeutet. Und das ist wirklich eine Frage, keine Bewertung oder Kritik.
So jetzt bin ich gespannt, ob Sie damit was anfangen können.
Herzlich
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 09.11.2018
Antwort auf:
Langzeitstillen Triangulierung
Hallo Mamminka
Ich war ebenso wie du nach dem Lesen von Dr. Posths Thesen zum Thema Lanzeitstillen und Trinangulierung sehr verunsichert. Deshalb habe ich mich hier im Expertenforum an Katrin Simon gewandt.
Ihre Antwort auf meine Frage fand ich sehr einfühlsam und stimmig. Ich kann dir wirklich empfehlen, sie zu lesen:
https://www.rund-ums-baby.de/babypflege/Erschwerte-Losloesung-wegen-Lanzeitstillen-moeglich_36102.htm
Beim weiteren Nachdenken über das Thema Langzeitstillen bin ich persönlich zum Schluss gekommen, dass ich Dr. Posths Ausführungen in dieser Frage einfach nicht schlüssig finde (auch wenn ich seine Kompetenz ansonsten überhaupt nicht in Frage stelle).
Aber Dr. Posth schreibt an anderer Stelle, dass es geradezu ein Menschenrecht sei, dass Kinder bis mind. zum 3. Geburtstag schnulllern dürfen sollen. Nichts gegen den Schnuller, aber letztlich ist es die künstliche Alternative zur Brust, welche das gleiche natürlich bestehende Saugbedürfnis erfüllt. Gleiches gilt für den künstlichen Sauger beim Fläschchen. Nach Dr. Posth Logik müssten die Kinder zu Zeiten vor künstlichen Schnullern / Fläschchen oder auch heute noch in langzeitstillenden Gesellschaften massive Loslösungsprobleme gehabt haben bzw. haben. Macht für mich keinen Sinn.
Meines Wissens hat Dr. Posth in späteren Jahren seine Thesen zum Thema Langzeitstillen zumindest stark relativiert.
Und warum dürfen nicht Mutter und Kind die Stillbeziehung geniessen, solange dies für beide stimmt? Immer natürlich mit der inneren Bereitschaft seitens der Mutter natürlich, loszulassen und das Kind den nächsten Entwicklungsschritt machen zu lassen. Auch und gerade wenn dies ein Schritt zu Loslösung ist.
Alles Gute euch:-)
Joyful
Mitglied inaktiv - 12.11.2018, 14:07
Antwort auf:
Langzeitstillen Triangulierung
Da würde ich gern meinen Senf dazugeben. Genauso erging es mir bei Dr. Posth auch. Meine Quintessenz war, dass eben doch jeder, sei er auch noch so offen für Neues, an bestimmten Stellen Kind der Gesellschaft und der eigenen gesellschaftlichen Prägung ist. Man kann keinen Fachmann, keine Fachfrau zum/zur Guru machen, und selber denken und sich in die eigenen Bedürfnisse einfühlen, ist ohnehin immer hilfreich.
Beim Stillen fällt mir da nur eines ein: Wir müssen immer schauen, dass alle Beteiligten damit zufrieden sind. Und dann ist doch alles gut.
Ich habe sehr lange gestillt. Irgendwann mochte ich nicht "stillen müssen", auch wenn es schön kuschelig war und insgesamt ohnehin von selbst weniger wurde. Da habe ich mich mit meinem Kind darauf geeinigt, dass wir nur noch morgens beim Aufwachen stillen, und das ging reibungslos. Langsamer Abschied ohne Ausnahmen macht schon Sinn. Aber wir reden hier von einem sprechenden Stillkind. :-)
von
Schniesenase
am 12.11.2018, 23:07
Antwort auf:
Langzeitstillen Triangulierung
Hallo Zusammen,
ich habe gerade die verschiedenen Antworten gelesen und es kam mir vor wie die Geschichte von den vier Blinden und dem Elefanten. Alle haben irgendwie recht, die Gewichtung kann jeder nur für sich leisten. Und es geht, wie in der Frage auch benannt, nicht nur um die Mu-Ki-Dyade, es ist immer auch die Frage, wie die Familie, Mann, Geschwister mit der Lösung umgehen können. Ich versuchte deshalb in meiner Antwort darin zu bestärken, eine eigene Lösung eingedenk verschiedener Blickwinkel zu ermöglichen, weil es ein einfaches richtig-falsch nicht gibt. Die Entscheidung trifft Mamminka.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 13.11.2018