Sehr geehrter Dr. Nohr, meine Tochter (7,5 Monate) fremdelt bereits seit sie 4 Monate alt ist. Insgesamt ist sie gern nur bei mir und ihrem Papa, allein, bei uns zuhause. Wir vermuten, dass sie sehr sensibel (hochsensibel?) ist, da sie auch sehr schnell überreizt und überfordert ist. Nun ist es so, dass ich wieder in VZ arbeiten gehe, wenn sie 13,5 Monate alt sein wird. Der Papa bleibt VZ in Elternzeit zuhause (ab dem 10. Monat schon). Mit 18 Monaten, sobald ihr Papa wieder arbeiten geht, soll ihre Großmutter auf sie ca 28 Std.aufpassen, (da ich dann wieder reduziere). Mache mir nun Sorgen, dass diese Wechsel und meine 5 monatige VZ Beschäftigung ihrer Bindungsqualität zu mir schaden könnten. Meinen Sie, so ein Plan bei einem sehr sensiblen Kind ist verantwortungsbewusst und in Ordnung?
Vielen Dank Ihnen!!
von
qwertz89
am 10.09.2019, 09:47
Antwort auf:
Hochsensibilität und Betreuung
Hallo,
gerade in diesem jungen Alter ist nicht vorherzusehen, wie sich ein Kind entwickelt. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird Ihre Tochter im nächsten Jahr noch von Ihnen und dem Vater betreut, im letzten Halbjahr überwiegend vom Vater, der aber schon ab dem 10. Monat Vollzeit verfügbar ist. Ich finde das eine Ihrer Sitaution angemessene Planung. Natürlich wird sich die Bindungssituation zu Ihnen verändern, aber auf dem Boden einer über ein Jahr entwickelten (guten) Beziehung. Es wird also kein totaler Verlust sein, aber eine Einschränkung und Veränderung, wenn Sie in die zweite Reihe gehen. Aber für das Kind ist ja weiter eine sehr vertraute Person anwesend. Und da die Großmutter mit 18 Monaten schon sehr vertraut sein kann, könnte auch das gut gehen.
Wichtig bei Plänen ist, dass es ganz anders sein kann. Sie sollten also flexibel bleiben und auch andere Abläufe in Betracht ziehen.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 11.09.2019
Antwort auf:
Hochsensibilität und Betreuung
Hallo,
ich hoffe, ich darf die kurz antworten, da ich meine Tochter in deiner Beschreibung wieder erkenne.
Sie hat ebenfalls mit 4 Monaten zu fremdeln begonnen, das ging so weit, dass eine Zeitlang nicht mal der Papa sie halten durfte oder sie auf ein zu überschwengliches "Hallo!" von der Oma mit einem halbstündigen Weinen reagiert hat.
Gelegt hat sich das erst, als sie über ein Jahr alt war, wobei ihr sensibler Charakter noch heute (mit 3 Jahren) stark durchkommt.
Ich stand damals vor der Entscheidung, sie mit 2 Jahren in Fremdbetreuung zu geben, als ich wieder angefangen habe zu arbeiten (20 Stunden)
Wir haben uns auf zwei Tage Großeltern und zwei Tage Kindermädchen geeinigt. Die Eingewöhnung bei den Großeltern hat tatsächlich drei Monate vorher begonnen: ich war einen ganzen Monat lang täglich (!) für ein paar Stunden dort, bevor ich sie zum ersten Mal für einige Zeit alleine gelassen habe. Das Gute daran: es hat dann ohne Weinen gut geklappt.
Das Kindermädchen war super-einfühlsam und es hat vom ersten Tag Klick gemacht. Sie hatte eine sanfte Art und ganz tolle, altersgerechte Spielideen. Dadurch hat meine Tochter das Kindermädchen sogar viel schneller akzeptiert als ihre Großeltern! Es hängt also auch stark von den Betreuungspersonen ab.
Alles Gute,
von
kathrinundclara
am 10.09.2019, 21:03