Frage im Expertenforum Im Wochenbett und danach an Stephanie Rex:

Baby 10 Monate alt, Trauer über vergehende Babyzeit, zweites Kind ja/nein, Trauer über Altwerden der eigenen Eltern

Stephanie Rex

 Stephanie Rex
Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Baby 10 Monate alt, Trauer über vergehende Babyzeit, zweites Kind ja/nein, Trauer über Altwerden der eigenen Eltern

LineS

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Liebe Frau Rex, da ich immer wieder erfolglos in den Foren nach meinem Thema gesucht habe, schreibe ich jetzt doch selbst. Wenn ich Fragen übersehen habe, freue ich mich über Hinweise, wo sie sind! Ich glaube, ich suche Hilfe dazu, wie ich mit den ganzen Sachen umgehen kann. Es sind einige Themen. Die aktuellen geopolitischen/klimatischen Unsicherheiten helfen bestimmt auch nicht, deshalb: Ist es normal, dass ich so (wie unten beschrieben) um die Babyzeit trauere, obwohl ich mich gleichzeitig über seine wachsende Selbständigkeit, seine Entwicklung freue? Er krabbelt, brabbelt, stellt sich auf, geht seit ein paar Monaten ganz wunderbar entspannt mit nahen und entfernteren Freunden und Bekannten um und wächst, so sieht es für mich aus, zu einem wunderbaren Menschen heran, ich liebe ihn mehr als ich je mir vorstellen konnte und ich bin unheimlich stolz auf ihn. Wie damit umgehen? Wie mit der Trauer über das Altwerden der eigenen Eltern? Ist da postnatale Depression oder eher Midlife-Krise? Mein Sohn ist fast 10 Monate alt und immernoch überkommt mich immer wieder eine starke Traurigkeit darüber, dass er wächst, die Zeit vergeht, dass ich ihn nicht so lange erwachsen sehen können werde und seine Großeltern noch viel weniger, da ich ihn erst mit 37 bekommen habe. Da muss ich immer wieder viele Tränen vergießen, seit Lebensmonat 5 so einmal pro Monat, aber zum Glück meistens wenn er es nicht direkt mitbekommt. Viel früher ein Kind zu bekommen hätte ich mir aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen nicht zugetraut, ich hatte ca 10 Jahre lang mit unerkannten Lebensmittelunverträglichkeiten zu kämpfen und war weit überdurchschnittlich viel krank. Mit Anfang 20 war ich schonmal schwanger, schon damals von meinem immernoch Partner, aber ich habe es uns nicht zugetraut und mir schon gar nicht, weil ich/wir so unreif waren. Jetzt wünsche ich mir fast, wir hätten es einfach durchgezogen, dann hätten wir viel mehr gemeinsame Zeit mit unserem Kind gehabt und viel mehr Zeit gehabt, mehr Kinder zu bekommen. Als Heranwachsende war mir schon immer klar, dass ich Kinder wollte, und zwar mehrere, auch weil ich erlebt habe, wie viel Aufmerksamkeit mir als Einzel- und Scheidungskind zuviel war. Und jetzt wünsche ich unserem Schatz, dass er im Idealfall eine lebenslange Freundschaft, aber mindestens mal jemanden hat, mit dem/der er über uns Eltern reden kann, auch wenn wir nicht mehr da sind, mit ihm unsere Beerdigung bestreitet, eine Anlaufstelle bleibt, wenigstens das, wenn alle Stricke reißen. Und mir wünsche ich, dass ich nochmal schwanger sein darf, das dann richtig genießen kann und nochmal bewusster, entspannter, gelassener die Anfangszeit erleben darf, weil ich jetzt eher weiß, was auf mich zukommt. Die SChwangerschaft über war Covid so stark im Vordergrund, mein Partner hat nicht richtig realisiert bzw ich würde sagen verdrängt, was da passiert und ich habe mich allein gefühlt. Mit der Geburt war das schlagartig vorbei, seitdem ist er voll und mit Herz bei uns beiden. Unser Sohn wurde völlig ungeplant eine Woche vor ET per Kaiserschnitt geholt, weil die Herztöne bei Übungswehen in den Keller gingen, meine Nachsorgehebamme konnte mit unseren Gefühlen nicht gut umgehen und es war alles eher albtraumartig, bis das Stillen gegen Lebenswoche 7 endlich mit Hütchen klappte. Gleichzeitig frage ich mich, ob wir oder auch ich das nochmal und zusätzlich zu unserem ersten Schatz schaffen? Gerade die Nächte in den Monaten 6-9 waren echt heftig und auch in diesem Monat waren höchstens ein Drittel nur Stillen und sonst Schlaf. Ich frage mich, wie ich das geschafft hätte, wenn da noch ein Kind gewesen wäre. Viele bekommen es ja hin, auch supergut oder auch nur normalgut oder irgendwie, aber mit Liebe, was ja auch reicht. Unsere Eltern sind da und lieben ihren ersten Enkel, wollen auch unterstützen, aber sie sind alle schon jetzt Ende 60 bzw einer Mitte 70. Hauptsächlich meine Mutter und mein Bonuspapa haben uns mit unserem ersten Kind viel geholfen, aber ich merke, dass  langsam auch deren Kräfte weniger werden. Das macht mich auch traurig: dass sie sich beginnen, zu verabschieden. Dann ist die finanzielle Frage: Kann ich verantworten, noch ein Kind zu bekommen, auch wenn wir nicht wissen, wie wir beider Ausbildungen finanzieren können und ihnen als Rentner nicht auf der Tasche liegen, sondern sie unterstützen können? Dann wären beide ja erst Anfang 30. Ich höre jetzt auf, könnte vermutlich noch länger weiterschreiben, aber ich glaube, das Wichtigste ist raus. Es mitzuteilen hat auf jeden Fall gutgetan, ich hoffe, andere, denen es ähnlich geht, finden den Beitrag durch den Titel und haben auch etwas von Ihrer Antwort. Ganz vielen Dank!  


Stephanie Rex

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Liebe LineS, wie schön und vielen Dank dafür, dass du deine Gefühle und Gedanken so frei und offen formulierst.  Es sind Gedanken, die sicherlich sehr viele Frauen haben, aber diese sich nicht trauen mitzuteilen. Daher hast du auch genau zu diesen Themen für dich keine passende Antwort finden können.  Aber, ich kann dir aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass sehr viele Frauen sich genau diese Gedanken machen und ich freue mich immer sehr darüber, wenn diese Themen in den verschiedenen Kursen oder Mütter Cafés angesprochen werden. Manchmal spreche ich ganz bewusst diese Themen an und merke, wie erleichtert die Mütter sind, wenn sie darüber sprechen können.  Daher sind deine Gedanken und Sorgen, die du dir machst absolut normal!  Man kann auch tatsächlich feststellen, dass Frauen, die in einem etwas älteren Alter Kinder gebären, versteh mich bitte nicht falsch, ich selbst habe unsere Tochter mit 37 Jahren bekommen, sich genau solche Gedanken häufiger machen als jüngere Mütter.  Ich finde es wunderbar, dass du in deinen vielen Gedanken auch siehst, wie toll sich dein Sohn entwickelt und mit welcher Freude du an seinen Fortschritten teilnehmen kannst. So wie du es beschreibst, bist du eine sehr glückliche Mutter und dein Sohn ist ein sehr ausgeglichenes Kind.  Ebenso verstehe ich, dass du deinen Kaiserschnitt nicht wirklich verarbeiten konntest. Dies tut mir wirklich sehr leid! Denn die Geburt verarbeiten, egal, ob es eine normale Geburt oder ein Kaiserschnitt war, ist für deine Zukunft und für eine eventuelle neue Schwangerschaft, sehr wichtig!  Wenn du das Bedürfnis hast, mehr darüber zu schreiben, kannst du dies gerne tun und wir können uns über diesen Weg darüber austauschen. Eine andere Möglichkeit wäre, dich mit anderen Müttern darüber auszutauschen. Oder auch noch einmal ganz gezielt mit deinem Frauenarzt ein Gespräch nur über dieses Thema führen. Normalerweise würde ich dir auch raten, dass du dich mit deiner Hebamme noch einmal zusammensetzt, aber ich glaube, dass dies für dich keine Option wäre.  Eine weitere Möglichkeit wäre, dass, wenn ihr ein zweites Kind bekommt, dass du dir in den ersten Wochen deiner Schwangerschaft eine Hebamme suchst, mit der du deine letzte Schwangerschaft und Geburt intensiv aufarbeiten kannst. Eine komplette Betreuung in der Schwangerschaft durch eine Hebamme (sei es Gespräche, oder Präsenz Termine) bezahlt die die Krankenkasse.    Das Thema Großeltern: genieße die Zeit, die er aktuell habt. Je weiter du in die Zukunft blickst, umso trauriger wird es dich stimmen. Ihr hat gemeinsam die Möglichkeiten, die Zeit intensiv zusammen zu genießen, Fotos zu machen, um deinem Kind für später Erinnerungen fest zu halten.  Es gibt wunderbare Bücher, in denen die Großeltern ihre Erinnerungen für ihr Enkelkind niederschreiben können.  ebenso gibt es natürlich auch für Eltern, die ihrem Kind etwas schreiben.  "Mama, erzähl mal!" Von Elma van Vliet.    Und die Frage nach einem weiteren Kind, die könnt leider nur ihr als Eltern gemeinsam entscheiden. Es gibt sicherlich immer Mittel und Wege die Kinder egal in welcher Altersgruppe zu unterstützen und zu fördern. Wichtig dabei ist natürlich auch, wie ihr euch als Eltern fühlt. Genau so spielt der Beruf von euch eine Rolle und vielleicht auch das eigene Wohlbefinden. Wie viel Zeit brauche ich für mich, um ausgeglichen zu sein? Wenn ich eine absolute Familie Mama oder ist mir mein Beruf auch wichtig? Es gibt viele Fragen und Antworten, die ihr euch als Paar geben könnt, um herauszufinden, welcher für euch der richtige Weg sein wird.  Zum Abschluss kann ich dir auch sagen, dass Tränen eine schöne Möglichkeit ist, Gefühle auszudrücken. Es ist eine Achterbahn fahren der Gefühle. Auf der einen Seite glücklich über sein Kind zu sein und auf der anderen Seite die Schnelllebigkeit und das Älterwerden zu sehen. Somit ist es völlig okay zwischendurch auch einfach mal zu weinen!  Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du weiterhin so gut dich und deine Umgebung wahrnimmst und das Hier und Jetzt genießen kannst!    Steffi Rex     


Butterblume81

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 Hallo, mir sind jetzt beim Lesen Deines Beitrags gleich die Tränen gekommen. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, Du hast meine Geschichte geschrieben.... Mir geht es ganz genauso. Ich bin 41 und unser erster Sohn ist jetzt 7 Monate. Ich bin auch Einzelkind und weiß wie Du Dich bzgl dem Älterwerden der eigenen Eltern fühlst (es ist auch ihr erster Enkel). Ebenfalls bin ich sehr sehr traurig, wie die Zeit rast. Irgendwann ist die Elternzeit vorbei und irgendwie könnte ich sie vor lauter Sorgen und Gedanken machen  nicht richtig genießen. So war es zumindest bis jetzt. LG 


LineS

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Liebe Frau Rex, leider habe ich nicht gefunden, wie ich Ihnen hier antworten kann; erst jetzt habe ich es kapiert und kanm mich endlich für Ihre/Deine lieben Worte bedanken. (Ich schreib jetzt mal im Du weiter, Du hast ja auch mit Du gentwortet, was sich gut angefühlt hat.) Du hast mir sehr geholfen, denn zu wissen, dass ich nicht die einzige damit bin und dass es normal ist, hat mir sehr gut getan. Inzwischen hat sich ja auch noch Butterblume81 gemeldet, vielen Dank Dir auch! Fühl Dich umarmt, wir sind bestimmt immernoch nicht die einzigen, das glaube ich inzwischen ganz fest. Wie geht es Dir inzwischen? Das späte Mama-Werden ist einfach zweischneidig und die eine Schneide tut wirklich weh, das merke ich immer mal wieder, auch wenn es im Großen und Ganzen für mich gerade okay ist. Wenn Du möchtest, schreib mir gern eine private Nachricht! Oder auch hier weiter, ich vermute andere werden noch dazukommen und erleichtert sein, wenn es anderen auch so geht. Steffi, Deine Antwort hat mir auch geholfen, das Thema erst einmal ein Stück weit loszulassen. Gern hätte ich aber trotzdem mich weiter darüber ausgetauscht und nehme den Faden hier erstmal auf, indem ich erzähle, was seitdem passiert ist. Am Tag nach Linses erstem Geburtstag kamen meine Tage wieder und in den zwei Wochen davor war es nochmal viel heftiger: Ich hätte täglich mehrmals aus vollem Herzen weinen können, wenn ich mein Kind nur angesehen habe. Dazu kam, dass ich spätestens seit November (aber ich glaube das war auch schon davor) immer etwa ab Zyklusmitte ständig gegen Erkältungen kämpfte (Angozin, Ingwertee, teils dann Sinusitis Hevert, wenn was anfing). Da war es mir zuviel und ich ging zu meinem Homöopathen, der mich schon als Kind behandelt hat (ich wohne wieder in der Nähe). Als dann die nächste Zyklusmitte etwa da war hatte ich erst einen weinerlichen, dann einen weinerlicheren Tag inklusive Krankheitsgefühl und einfach  keinen Bock mehr. Zum Glück bekam ich innerhalb vn drei Tagen einen Termin bei meiner Gynäkologin (es ist eine tolle, unglaublich zugewandte Praxis) und sie meinte, es sei oft so, dass die Hormone nncah einer Entbindung durcheinander seien und lange brauchten und empfahl mir, Agnus Castus 1x täglich für drei Monate auszuprobieren. Wenn das nicht funktionierte, würde sie einen Hormonstatus erstellen und mich dann ggf. Progesteron mit naturidentischen Hormonen substituieren lassen. Zum Glück hat Agnus Castus funktioniert! Ich war ab Tag 1 sowohl emotional als auch körperlich viel stabiler und hatte nur ein paar Tage vor meinen Tagen leichtes PMS, hauptsächlich war ich schneller von meinem Freund und Linses Papa genervt. Ich hatte schonmal vor drei oder vier Jahren viel zu wenig Progesteron und hatte es damals zugeführt, als Creme, bis der Status wieder gut war. Das hatte ich völlig vergessen. Auch meinen Ferritin-Status werde ich wieder überprüfen lassen, da hatte ich bis zur SS jahrelang große Probleme, die nur mit Infusionen gelöst werden konnten. Das fehlende Progesteron und auch das Ferritin hatten damals auch großen negativen Einfluss auf meine Stimmung, was durch die Substitution (hauptsächlich Stimmung) bzw die Infusionen (hauptsächlich Kraft) wegging. Die Zeit mit Linse, den Großeltern, Linses Wachsen kann ich nun viel besser genießen. Ich werde zwar immernoch ab und zu traurig, aber ich komme schneller wieder heraus. Und ich kann mich seitdem immer mehr sowohl als Mensch als auch als Mama fühlen: Also meinem Kind entspannt beim Spielen und Wachsen zuschauen und Dinge in Angriff nehmen, die nichts mit meinem Kind zu tun haben, ohne ständig über die dadurch verlorene gemeinsame Zeit mit meinem Sohn nachzudenken. Zum Beispiel mich für zwei Stunden im Café mit Freundinnen treffen, ohne Handy im Anschlag. Oder mir über meine Beziehung zu meinem Freund Gedanken machen, oder mich mal intensiver mit Nachrichten beschäftigen. Es fühlt sich für meinen persönlichen Bereich alles in allem grade ganz gut oder viel heiler an. Nur meine Libido ist immernoch im Keller, obwohl die Nächte schlaftechnisch langsam besser werden. Vielleicht hast Du da auch Erfahrungen von anderen? Vielen lieben Dank und liebe Grüße Line


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unsere eltern(schwiegereltern) wohnen 5stunden autobahn entfernt. wir haben dort ein haus. oben die eltern unten wir. ich würde gerne nach der geburt runter fahren. 1. weil es dort erholung pur ist. 2. ruhe vor besuch. 3. ich brauche nicht zu kochen nicht zu einkaufen nicht zu putzen.. damit das baby nicht im maxi cosi so lange sitzt, habe ich die ...

da es in italien ist, kommt eine entbindung nicht in frage. dann fahre ich am besten wenn die geburt zwei wochen her ist, richtig? und so hätten wir rund 3wochen zeit zu bleiben, bis die nächste untersuchung ist. ist das richtig? vielen dank für die ausführliche antwort.