Frage im Expertenforum Gestärkt durch die Kinderwunschzeit an Dr. phil. Dipl-Psych. Almut Dorn:

Verzweifelt

Frage: Verzweifelt

Otesa

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Hallo Frau Dr. Dorn, Ich schreibe Ihnen, weil ich mich, in einer für mich misslichen emotionalen Lage befinde und Ihren Rat gut gebrauchen könnte. Ich (34 Jahre alt) bin mit meinen Ehemann 15 Jahre (davon 6 Jahre) zusammen. Die Beziehung verlief bisweilen (bis auf einige Missstände, bis heute anlaufen) recht gut. Nun war es so dass ich schon seit vielen Jahren einen Kinderwunsch hatte und mir gewünscht habe, dies mit meinen Ehemann zu verwirklichen. Mein Mann hingegen, hegte aufgrund persönlicher Gründe (die mitunter auch auf das sehr schlechte Verhältnis zum eigenen Vater zurück zuführen sind) keinen Kinderwunsch. Unerwarterweise hatte er sich letztes Jahr im März dazu dennoch entschlossen meinen Wunsch nachzukommen. Ein Drängen oder ein beziehungstechnisches Ultimatum meinerseits gab es dazu nicht. Daraus resultierend bin ich im Oktober schwanger geworden und befinde mich nun im sechsten Monat. Mitte der 13 Ssw begann er auf eine Abtreibung zu drängen, da er für sich erkannte, das ein Kind sein Leben zerstören würde. Tiefenpsy. Therapie Stunden zu der Thematik dazu hatte er zuvor, jedoch trieb es ihn so nur in eine negativ Spirale. Ich konnte es aber nicht übers Herz bringen, dieses kleine Leben auszulöschen und habe mich dann gegen seinen Willen für unser Kind entschieden. Nun ist es so das wir zwar noch zusammen leben, er aber in seiner innerlichen negativen Einstellung zu dem Kind nicht abrücken möchte und ein zukünftiges Familienleben verabscheut. Für ihn ist nach wie vor sein Leben durch meine Entscheidung zerstört und er fühlt sich innerlich emotional tot. Diese ganze Situation macht mich wirklich sehr traurig, ich komme mir wie der größte Egoist vor, gleichzeitig mache ich mir Vorwürfe gegenüber ihm und unserer noch ungeborenen Tochter. Unterstützung familiär bedingt ist nur äußerst wenig zu erwarten und obendrein könnte es auch passieren, dass ich durch eine Betriebsschliessung kurz vor der Geburt meinen Job verliere und somit komplette in die Abhängigkeit meines Mannes falle, der mich und das Baby als Bürde ansieht. Ich weiß dass man für seine „Fehler“ grade zu stehen hat, aber mich überfordert diese Gesamt Situation sehr und ich habe große Angst vor der Zukunft. Vielleicht können Sie mir mit ein paar Ratschlägen weiterhelfen, ich würde mich über Antwort Ihrerseits sehr freuen. Viele Grüße, Otesa


Dr. Almut Dorn

Dr. Almut Dorn

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MIt ein paar Worten ist diese komplexe Situation, v.a. die emotionale, nicht aufzulösen oder zu glätten. Es geht anscheinend um starke Ängste vor dem was kommt und nicht so sehr darum, was gerade ist. Können Sie Zeiten im hier und jetzt noch miteinander genießen? Vielleicht gibt es einen Weg, dass Ihr Mann die Dinge erst mal auf sich zukommen lässt und dann neu bewertet? Er weiß ja noch gar nicht, wie es sein wird, ein Kind zu haben. Ihnen würde ich dringend zu einer Beratung in einer Schwangerenberatungsstelle raten, in der Sie auch nach der Geburt noch weitere Gespräche erhalten können, um für sich rauszufinden, welche Optionen Sie haben. Auch eine Paarberatung wäre dort möglich, wenn Ihr Partner dazu bereit wäre.


Otesa

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Hallo Frau Dr. Dorn, Ich danke Ihnen für Ihre rasche Antwort. Ich habe schon vor seinem Drängen auf eine Abtreibung versucht ihm, mit positiven Argumenten, etwas von seiner Angst zu nehmen und auf ihn einzuwirken. Dennoch sieht er bis heute für uns keine Zwischenlösung und möchte es auch nicht versuchen. Gestern kam es zum erneuten Eklat zwischen uns, weil er nun deutliches Interesse an anderen Frauen zeigt. Es ist leider auch wahrscheinlich so, dass ich dies vor erst erdulden muss, da ich durch die ungewisse berufliche Situation auf ihn angewiesen bin und mir viel Kraft mental durch die Problematik fehlt.


myri1982

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Hallo, bin gerade zufällig über deinen Beitrag gestolpert, und es würde mir schwer fallen nix dazu zu schreiben… es tut mir grad so leid, wie du dich in deiner Situation gefangen fühlst. Du bist bestimmt nicht egoistisch! Zu so etwas gehören immer 2 und offensichtlich hat dein Mann seinen Teil ja beigetragen. Nun ist es so, dass so etwas halt auch nicht einfach so rückgängig gemacht werden kann. Ängste gehören zu diesem Lebensabschnitt genauso dazu wie Freude. Aber das dein Mann dir jegliche Freude nimmt und dich sogar als Bürde betrachtet ist überhaupt nicht gesund und wenn irgendjemand egoistisch ist, dann dein Gegenüber. Und fühl dich bitte bitte nicht abhängig! Als Schwangere und Mutter hast du viele Möglichkeiten um genau das nicht zu sein… pro familia ist eine gute Anlaufstelle… Ich war vor ein paar Jahren in einer ganz ähnlichen Situation, allerdings hatten mein Mann und ich bereits 3 tolle Kinder. Da die Familienplanung damit abgeschlossen war, war der Deal er lässt sich sterilisieren, wozu er aber immer zu geizig war. Irgendwann hatten wir dann keine körperliche Beziehung mehr, weil ich es nicht in Ordnung fand, dass er mir die Verhütung zuschieben wollte und hab dann für mich beschlossen einfach zu verzichten- hab andere Dinge gefunden die mich beschäftigen (joggen, nähen, Studium…) natürlich kam’s irgendwann doch dazu… aus schlechtem Gewissen hab ich ihn halt machen lassen, aber es war schrecklich. Die Folgen noch viel blöder, weil ich 4 Wochen später einen positiven Test hatte… keiner von uns wollte ein 4. Kind. Was ich noch weniger wollte war eine Abtreibung. Wie kann ich… aber er hat darauf gedrängt- zum einen weil unser Urlaub im September vom Entbindungstermin gestört war, und weil unser Auto zu klein war… also absolut nichtige Gründe… letzten Endes ließ ich mich irgendwie überreden und es war das schlimmste was ich je im Leben getan habe… ich habe es mir bis heute nicht verziehen und ihm auch nicht… vor 1,5 Jahren hab ich mich von ihm getrennt, und das obwohl ich nix hatte… ich war noch mitten in meinem Studium und hab 3 Kinder… er hat immer gesagt wenn ich mich je trenne ist er weg und daran hat er sich auch gehalten… ABER- solche Menschen braucht man nicht in seinem Leben! Ich verspreche dir, das brauchst du nicht! Es gibt immer einen Weg… auch wenn du ihn jetzt noch nicht siehst. Aber du musst dir nicht deine Schwangerschaft oder das Kind schlecht reden lassen, du musst dir nicht gefallen lassen, dass er jetzt ganz offensichtlich anderen Frauen Interesse zeigt anstatt dir und eurer Tochter und du bist nicht von ihm abhängig!!! Und du und deine Tochter habt andere Menschen in eurem Leben verdient. Es tut mir leid, falls ich deinem Mann nun unrecht tu, aber es macht mich wütend wenn ich sowas lese… du bist nicht allein, und du bist nicht hilflos und du bist nicht abhängig…


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