Frage im Expertenforum Gestärkt durch die Kinderwunschzeit an Dipl.-Psych. Miriam Hartz:

Übelkeit

Dipl.-Psych. Miriam Hartz

Dipl.-Psych. Miriam Hartz
Systemische Paar- und Sexualtherapeutin,
Zertifizierte Kinderwunschberaterin (BKiD)

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Frage: Übelkeit

Ju.li

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Hallo liebe Frau Harz, wir versuchen seit einem Jahr mit unserem 2. Kind schwanger zu werden. Bisher eine Fehlgeburt und eine Eileiterschwangerschaft. Ich habe PCO mit Insulinresistenz.  Seit ein paar Tagen hab ich immer ein Gefühl der Übelkeit wenn ich essen sehe oder rieche.  Ich versuche alles richtig zu machen. Auch in der Ernährung mit der insulinresistenz, was garnicht so einfach ist weil man ja in der Schwangerschaft/ Kinderwunschzeit eh schon auf vielen verzichtet. Der letzte negative test hat mich auch ziemlich getroffen. Und meine Tochter 2,5 ist aktuell beim einschlafen auch eine Katastrophe was ziemlich an den Nerven  zerrt.  Kann es sein dass die Übelkeit psychisch bedingt ist? Wenn ja wie komme ich aus der Spirale wieder raus? Vielen Dank und liebe Grüße.


Dipl.-Psych. Miriam Hartz

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Liebe Ju.li, vielen Dank für Deine Frage. Ich kann mir gut vorstellen, wie belastet Du Dich gerade fühlst durch die körperlichen Herausforderungen, den Abschied der Fehlgeburt, die Sorge um die ausbleibende Schwangerschaft und die Lebenssituation mit einem Kleinkind. In belastenden Situationen - vor allem wenn sie auch über einen längeren Zeitraum gehen - kann es sein, dass wir psychosomatisch reagieren. Meistens ist der Zusammenhang aber nicht so eindeutig zu finden. Stressige Phasen gibt es immer im Leben, unsere Reaktionen darauf sind komplex und im Grunde ja auch eine Anpassungsleistung. Für eine gesunde Lebensführung ist es sinnvoll, die stressauslösenden Faktoren in unserem Leben zu erkennen und zu reduzieren. Aber auch alles richtig machen zu wollen, kann Stress auslösen. Man kann Gelassenheit ja nicht „machen“. Ich kenne nicht Deine ganze Lebenssituation, die mögliche Hilfe, die Du aus Deinem Umfeld anfragen könntest und vieles mehr. Daher gehe ich jetzt auf das ein, was ich aus Deinem Text rauslese, das Du direkt umsetzen könntest. Bezüglich Deines Kinderwunsches in Kombination mit PCO und Insulinresistenz empfehle ich, dass Du zu Ärzten bzw ein Kinderwunschzentrum gehst, die mit Dir das ganze Bild betrachten und Dich begleiten. Eventuell suchst Du Dir auch eine Ernährungsberaterin oder erfragst diese Leistung bei Deinem Hausarzt und der Krankenkasse. Mit einem festen Plan, musst Du nicht ständig so viel Aufmerksamkeit auf das Thema legen, das kann auch schon entlasten. Weiterhin würde ich mögliche Ursachen für Deine Übelkeit medizinisch abklären lassen. Eventuell hast Du einen Infekt oder eine Unverträglichkeit. Einen Schwangerschaftstest hast Du ja vermutlich schon gemacht. Falls Du bezüglich der Insulinresistenz Medikamente nimmst, schau auch unter den Nebenwirkungen. Das Gefühl von Belastung und Stress entsteht häufig im Kopf durch die Gedanken und Bewertungen, die wir den Ereignissen in unserem Leben geben. Daher möchte ich Dich zu folgendem Gedanken- und Verhaltensexperiment einladen: 1. Anstatt zu denken: „Das Einschlafen meiner Tochter ist eine Katastrophe und zerrt an meinen Nerven“ könntest Du ja auch so etwas denken: „Vermutlich ist es gerade die Phase, in der mich meine kleine Tochter beim Einschlafen noch sehr braucht. Ich vertraue darauf, dass sie es irgendwann gut und ruhig schafft, einzuschlafen. Es ist ein Übergang und ich kann einen Beitrag leisten, dass es ihr gut gelingt. Was genau braucht sie, so dass sie abends zur Ruhe kommt, wir beide erholt sind und unser Einschlafritual ein guter Tagesabschluss für uns beide ist?“ Darüber hinaus könntest Du schauen, wer Dich in den anderen Tätigkeiten im Haushalt/Organisation so unterstützen kann, dass Du Dich abends voll auf Deine Tochter einlassen kann, wenn sie zu Bett geht und selbst nicht schon völlig erschöpft in das Abendritual einsteigst.  2. Anstatt zu denken „Ich muss in der Ernährung auf so vieles verzichten“ könntest Du auch in diese Richtung denken: „Ich tue meinem Körper mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung etwas Gutes. Ich führe mir über die Ernährung nur die guten Nährstoffe zu, die mich stark und kraftvoll machen. Ich sorge für mich und heile meinen Körper.“ Hier könntest Du auch gut Deine Tochter integrieren: ausgedehnte Spaziergänge, neben dem Laufrad herlaufen, mit Deiner Tochter um die Wette rennen. Das könnte Dein zusätzlicher „Alltagssport“ sein, der Dir ganz nebenbei auch mit der Insulinresistenz hilft. Welche Zutaten helfen Deiner Insulinresistenz und sind auch gesunde Ernährung für ein Kleinkind? Was könntet Ihr zusammen in den Topf tun oder auf das Brot schmieren, das Euch beiden gut tut? 3. Lenke den Blick darauf, was neben aller Belastung auch gut läuft in Deinem Leben. Wo ist Leichtigkeit? Was gelingt Dir? Worauf bist Du stolz? Was sind kleine stärkende Momente im fordernden Alltag mit einem Kleinkind? Ich wette, dass Du da etwas finden wirst! Ich sende Dir herzliche Grüße und das Vertrauen, dass Du zu Deiner Kraft und Stärke zurückfindest! Miriam


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