Frage: Psychologische Hilfe

Hallo liebe Frau Sally Schulze Ich bin auf einen Ihre Post gestoßen und wollte die empfohlene Mental Stark App ausprobieren. Sie schreiben diese ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Aber wenn ich diesen Link anklicke dann zeigt es mir ein Abo an und das ich mich registrieren muss. Ich überlege schon lange solch eine Beratung in Anspruch zu nehmen weil ich momentan zu keiner Entscheidung finden kann ob eine dritte icsi in Frage kommt, seit 3 Jahren versuche ich abzuschließen mit dem kinderwunsch nach meiner Stillen Geburt der Zwillinge und einem missed abort bei icsi Versuch Nummer 1. Die Geburt der Zwillinge war sehr traumatisch, vor allem körperlich, 3 tage Einleitung, die pda wurde nur auf 0,8 ml/h statt auf 8,0 gestellt, leider erst beim Schicht Wechsel der neuen hebamme aufgefallen kurz vor der Geburt da hat es mir auch nichts mehr gebracht, das waren Höllenschmerzen die ich eigentlich nicht wollte, denn wofür? Ich wusste ja das die Kinder bereits verstorben sind im Bauch. Dann 1,5 Liter Blutverlust, herzrhythmus Störungen, Kreislaufversagen Intensivstation etc. Ich dachte ich seh mein 2 jähriges Kind nie wieder. Ich hatte Todesangst, zuerst wollte man mich auch auf der wochenstation lassen weil kein Platz auf intensiv war aber nach dem ich katecholamine gebracht habe wurde ich doch auf intensiv verlegt in einen provisorischen Raum. Es waren noch viel mehr Dinge die schief gelaufen sind, keiner wusste was mit meinen Toten Babys anzufangen, keiner konnte mir sagen wie das jetzt abläuft zwecks Beerdigung oder nicht und wo und wie. Da hatte ich zum Glück den Regenbogenverein der mich unterstützt hat. Die Chefärztin hatte mir sogar einen Assistenzarzt auf Intensivstation geschickt damit er mir sagt es ist dann Wochenende bitte kümmern sie sich darum das die Babys abgeholt werden. Ach ich könnte endlos so weitermachen, all das ist der Grund warum ich mich eigentlich keine 3. Icsi traue. Aber auch weil es immer wieder widersprüchliche Aussagen gibt ob das Krebsrisiko der Frauen durch die Stimulation erhöht wird. Eine liebe Arbeitskollegin ist vor kurzem an Eierstock Krebs gestorben. 3 Jahre versuche ich mit dem kinderwunsch abzuschließen weil ich für Kind Nummer 1 kein Risiko eingehen möchte. Aber dann kommt immer wieder die Sehnsucht nach einem 2. Kind auf, vor allem wenn gerade hier im Freundeskreis jeder sein drittes Kind bekommen hat oder bekommt. Dann will ich auch wieder. Es ist so ungerecht. Wir haben schon so viel investiert in das Thema kinderwunsch, auch finanziell da auch selbstzahler die ersten Male. Immer das hoffen und bangen. Und die Angst ein krankes oder mehrfach schwerbehindertes Kind zu bekommen, denn genau das wäre passiert wenn die zwillinge nicht intrauterin verstorben wären. Ich stand vor der Entscheidung : Abbruch oder nicht bei Schwersten hirnblutung und darmischämie des einen zwilling, nach versterben von zwilling Nr 1 mit schwerem herzfehler... Fragen über Fragen, Ängste über Ängste.. Dann denk ich immer Ach ein Kind ist doch anstrengend genug so hab ich früher mein eigenes Leben wieder zurück etc. Und ich glaub ich versuche mir das halt nur schön zu reden... Aber jetzt oder nie. Ich bin 35 hab nicht ewig Zeit.. Probier ich es nochmal und geh all die Risiken ein, zerstöre evtl unser schönes Leben durch Komplikationen oder lass ich es und finde mich damit ab. Es ist alles so schwer. 

von orchidee1201 am 12.03.2024, 19:36



Antwort auf: Psychologische Hilfe

Liebe orchidee 1201, Vielen Dank für Deinen Post und Dein Vertrauen. Die Kinderwunschzeit löst viele Gefühle und Ängste aus und die Entscheidung für oder gegen eine dritte ICSI ist eine komplexe und persönliche Sache. In Deiner Situation spielen viele Aspekte eine Rolle ich hoffe das Aufschreiben selbst hat Dir schon etwas geholfen die nochmal zu ordnen und zu überblicken.  Ich gehe als erstes auf Deine Frage bezüglich der Anmeldung für MentalStark ein. Bei uns kannst Du Dich für einen kostenlosen Probemonat anmelden und MentalStark ausprobieren. Wenn Du unsere Platform danach nicht mehr benutzen möchtest, dann kannst Du am Ende des Probemonats Deinen Account kündigen und es kostet nichts. Natürlich kannst Du nach dem Probemonat MentalStark weiter nutzen, dafür haben wir drei verschiedene Abos und Du kannst Dir die Option aussuchen, die für Dich passt. Bei MentalStark stehen Dir Videos, Online-Gruppensitzungen, Podcasts, Einzel- und Paarberatung und der Lotsendienst zu Verfügung. Vor allem unsere Gruppenangebote Kinderwunschzeit, Lebensperspektiven und Fehlgeburt können Dir glaube ich helfen zu verarbeiten, was Du erlebt hast und daraus kannst Du dann Orientierung für Deine Entscheidung gewinnen. Ich möchte mit diesem Vorschlag das was Du erlebst hast nicht als Fehlgeburt einordnen. Du beschreibst ja was Du erlebt hast und da habe ich den Eindruck Deine Schwangerschaft mit den Zwillingen war weit fortgeschritten. In der Fehlgeburt-Gruppe geht es aber unabhängig von der Dauer der Schwangerschaft darum wie stark zum Beispiel das Gefühl Trauer gerade ist oder welche Gefühle sonst noch da sind.  In der Lebensperspektiven-Gruppe unterstützen wir Dich durch angeleiteten Austausch und Übungen, Dich mit einem Leben ohne weiteres Kind auseinander zu setzen. Das heißt nicht die Entscheidung ist schon getroffen, sondern es geht eben um den Prozess. Und die Gruppe Kinderwunschzeit ist für die Gefühle der Kinderwunschzeit da. Da habe ich jetzt aus Deinem Post keine informationen, aber es geht auch darum ob man Behandlung macht, wen ja welche, oder auch wie man die Kinderwunchzeit ohne Behandlung erlebt. Der Wunsch begleitet Dich ja trotzdem genau so.  Es kann aber auch sein, dass unser Gruppenangebot und die Mediathek für Dich nicht die ausreichende Unterstützung sind, um zu verarbeiten, was Du erlebt hast. Es kann auch sein, dass eine Psychotherapie sinnvoll ist. Da können wir Dich dann mit einem Lotsendienst unterstützen. Ich weiß, es klingt alles total nach Werbung, was ich hier schreibe, aber ich habe mir bei der Entwicklung des Programms wirklich Gedanken gemacht, welche verschiedenen Bausteine in so einer Lebenssituation helfen können und ich glaube es wird Dich weiter bringen etwas auszuprobieren.  Auf den Tod Deiner Kollegin oder Dein Alter und viele andere Aspekte bin ich jetzt noch gar nicht eingegangen, aber schreib mir nochmal, wenn Du an bestimmten Stellen noch mehr von mir lesen möchtest.  Viele Grüße, Sally

von Dipl.-Psych. Sally Schulze am 13.03.2024



Antwort auf: Psychologische Hilfe

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Die zwillinge musste ich in der 20/21. Ssw still gebären. Der erste zwilling ist in der 17.ssw gestorben und der 2.in der 20.ssw. Das ist 3 Jahre her. Jetzt bin ich 35. Es gibt Tage da wünsche ich mir nichts sehnlicher als ein 2.kind weil ich alles nochmal erleben will, eine Schwangerschaft, stillen etc. Und immer wenn ich andere schwangere sehe oder Freunde bereits ihr drittes Kind bekommen dann will ich das auch und finde es einfach ungerecht warum uns so viele Steine in den Weg gelegt werden von der Natur. Die icsi ist aufgrund des stark eingeschränkten spermiogramm meines Mannes erforderlich. Bei mir ist alles ok. Dann gibt es aber auch Phasen da bin ich ok damit das wir nur 1 Kind haben. Mein kleiner (5jahre) warvon Anfang an ein "anstrengendes Baby" mit 2 das erste Mal durchgeschlafen, extrem anhänglich, geht bis heute nicht gern in kiga und schläft noch bei uns im Bett. Das ist alles ok und ich will das auch so aber es ist natürlich auch anstrengend und da Red ich mir das dann schön das es ja mit einem 2.ten noch anstrengender wird, das man wieder länger seine eigenen Bedürfnisse zurück stellen muss, alles von vorne beginnt etc. Ich versuche dann halt das positive darin zu sehen wenn man nur 1 Kind hat. Und das hört sich jetzt blöd an aber wir holen uns jetzt einen kleinen Welpen, ein Hund war auch schon immer ein großer Wunsch von mir und dieser lässt sich erfüllen ohne Probleme. Aber ich geb zu er soll auch eine kleine Lücke füllen, mich glücklich machen, ich kann mich um ihn kümmern, ich bin überzeugt davon er wird mir Wahnsinnig gut tun. Wenn die Hürden nur nicht so groß wären. Wir wünschen uns ein 2tes Kind aber ich wünsche es mir nicht um jeden Preis. Und ich weiß aber nicht wo ist die Grenze? Wie weit will ich gehen? Welche Risiken eingehen um diesen Wunsch zu erfüllen. Ich will unser jetztiges Leben auch nicht kaputt machen, was wenn ich ein schwerst behindertes Kind bekomme? Nur weil ich nicht erkannt habe wann Schluss ist. Hätte der 2.zwilling überlebt so wäre er bei massiver hirnblutung und darmischämie schwerst behindert gewesen. Ich sollte mich für oder gegen einen Abbruch entscheiden und war extrem erleichtert als die Entscheidung mir von der Natur genommen wurde, an genau dies Tag hat das Herz aufgehört zu schlagen.. 

von orchidee1201 am 13.03.2024, 15:57



Antwort auf: Psychologische Hilfe

Liebe orchidee1201, bitte entschuldige, dass ich nicht nicht geantwortet habe. Ich schreibe Dir noch ausführlich. VIele Grüße, Sally

von Dipl.-Psych. Sally Schulze am 20.03.2024



Antwort auf: Psychologische Hilfe

Liebe orchidee1201,  vielen Dank für Deine Antwort und, dass Du Deine Gedanken und Gefühle offen teilst. Ich gehe jetzt nicht einzeln auf alle Themen ein, die Du in Deiner Mail anschneidest. Ich picke mir einzelen Aspekte raus, die ich besonders finde.  Ich finde es wichtig, dass Du für Dich reflektiert hast, dass ein Hund als Familienmitglied für Dich eine Bereicherung sein wird. Natürlich ist das kein eins-zu-eins Ersatz für ein Kind. Aber trotzdem ist es super bestimmte fürsorglich Aspekte, aus denen Dein älteres Kind auch rauswächst dann mit dem Hund auszuleben. Als Beispiel: ein Hund kann nie alleine Spazieren gehen und Du wirst immer gebraucht werden zum gemeinsamen Rausgehen. Dein Kind wird größer und wird auch schon bald vielleicht im Schulalter alleine rausgehen wollen oder mit dem Rad zur Schule fahren. Da ist es dann wichtig als Eltern sagen zu können “geh Du mal alleine, ich traue Dir das zu”. Und genau das kann ein Hund ermöglichen, dass Du dann an anderer Stelle das “Gemeinsam Rausgehen” umsetzen kannst. Besonders wichtig ist dabei, dass Du es eben gut reflektiert hast.  In Deinem Poste sehe ich sonst noch die Themen “Erinnerung an die Zwillinge" und “Was wäre wenn”-Gedanken. Für die Erinnerungen ist es glaube ich wichtig zu schauen welche Rituale Dir helfen ab und zu die Erinnerungen hervorzuholen und an alles zu denken. Wertzuschätzen, dass die Beiden eine Zeit bei Dir waren und dann aber auch wieder einen Ruheort dafür zu finden. Hast das Aufschreiben hier für Dich diese Funktionen bisschen erfüllt oder bist Du eigentlich auf der Suche nach so etwas? Was das Thema Kinderwunsch und “Was wäre wenn” angeht, kann ich deine Gedanken sehr gut verstehen. Natürlich trägst Du Verantwortung, wenn Du Dich entscheidest zu versuchen schwanger zu werden und es gibt keine Garantie, das ein Kind gesund ist. Gleichzeitig geht von dem Wissen um mögliche Risiken aber Dein Kinderwunsch nicht weg und ich vermute das “schön reden” klappt nur so bedingt. Es ist schon wichtig auch anzuerkennen, dass der Wunsch nach einem gesunden Geschwisterchen da ist und leider aber eine Schwangerschaft immer auch mit Risiko behaftet ist. Und damit meine ich allgemeines Risiko und nicht etwas spezielles bei Dir. Ich bin ja keine Ärztin und kenne auch Deine medizinische Situation nicht im Detail. Ich hoffe es hilft Dir, dass ich das so deutlich anerkenne und versuche Dir damit Trost zu geben.  Hast Du den Eindruck der Austausch hier mit mir hat Dich etwas entlastet oder eher mehr aufgewühlt? Wenn es Dich eher aufgewühlt hat, würde ich Dich gerne unterstützen eine Anlaufstelle zu finden, wo Du etwas mehr Unterstützung bekommst zu verarbeiten, was Dir passiert ist und Dich zu orientieren.  Viele Grüße, Sally

von Dipl.-Psych. Sally Schulze am 21.03.2024