Frage: Probleme

Sehr geehrte Frau Hartz,   seit der Geburt meiner ersten Zwillinge  ist Sex für mich komplett in den Hintergrund gerückt auch nach dem die Kinder älter wurden. Das Gefühl bzw Lust auf Sex verspüre ich gar nicht mehr. Meinen Partner stört es sehr worunter sich unsere Beziehung ziemlich leidet. Selbst die zweite ungeplante Schwangerschaft hat es nicht besser gemacht. Nach der ersten Schwangerschaft hatte ich richtige Panik wieder schwanger zu werden und dann wurden es wieder zwei wodurch ich mittlerweile richtig Angst entwickelt habe wieder ungewollt schwanger zu werden bzw wieder mit Zwillingen. Habe so eine Angst wenn wir nochmal versuchen würden ein Baby zu bekommen das es wieder zwei werden ich glaube das würde ich psychisch gar nicht schaffen da es sowieso was das Thema Sex angeht schwierig ist. Hoffe Sie können mir Tipps geben bin echt verzweifelt momentan   

von Twinmom19 am 26.09.2023, 15:16



Antwort auf: Probleme

Liebe Twinmom19, Eine Familie mit 4 Kindern ist ein volles Programm. Und Sexualität und Lustempfinden sind komplex miteinander verwoben. Da die Kinder mit ihren nachvollziehbaren Bedürfnissen in den ersten Jahren so im Vordergrund stehen, erlebe ich es häufig, dass die Eltern in diesem „Versorgungsmodus“ eigene Bedürfnisse so zurückstellen, dass sie sie auch garnicht mehr spüren. Sexualität hat auch etwas mit dem Gefühl von Vitalität zu tun. Junge Mütter erleben den Alltag häufig sehr erschöpfend, da scheint „Vitalität“ irgendwie weit weg. Insofern kann ich es ersteinmal nachvollziehen, dass Sie derzeit keine oder wenig Lust verspüren. —> Stört es Sie selbst denn? Hätten Sie selbst gerne wieder mehr Lust und auch Sexualität in Ihrem Leben? —> Was in Ihrem Alltag erleben Sie als lustvoll? Wo/wann fühlen Sie sich lebendig? Weiblich? Kraftvoll? Statistisch betrachtet haben Eltern in der Lebensphase mit kleinen Kindern am wenigsten Sex. Herausfordernd wird es, wenn das Thema Sex zum Streitpunkt gemacht wird. Sex ist ja nicht nur der Akt an sich. In einer Paarbeziehung kann darüber ja noch viel mehr ausgedrückt werden, wie z.B. Nähe, Intimität in der Zweisamkeit, sich für einen Moment fallen lassen können usw. —> Wie geht es Ihnen beiden denn sonst miteinander? Welche schönen Momente erleben Sie zwei in Ihrer Paardynamik? Was macht Sie aus? Was ist Ihnen in der Zweisamkeit wichtig? Und dann haben Sie noch Ihre (nachvollziehbare) Sorge über eine weitere Schwangerschaft beschrieben. Ich habe nicht ganz verstanden, ob Sie sich grundsätzlich noch ein weiteres Kind wünschen oder ob Sie eine Schwangerschaft ausschliessen möchten. Im Prinzip praktizieren sie derzeit mit „kein Sex“ ja eine konsequente Form der Verhütung. Meine Hypothese ist, dass Ihre derzeitige Unlust auch psychosomatisch zu betrachten ist. Nicht mal mehr Lust zu verspüren könnte man auch als eine starke Reaktion auf Ihre Angst vor einer Schwangerschaft erklären, also eine Anpassungsleistung. Angst ist bei den meisten Menschen jedoch kein guter Begleiter - nicht nur in der Sexualität. —> Welche Sicherheit, welches Vertrauen brauchen Sie (nicht nur von Ihrem Partner), damit sich die Lust überhaupt erst wieder eingeladen fühlt? Welche Fragen über unsere weitere Familienplanung möchte ich mit meinem Mann klären, so dass ich mich sicher fühle? Welche andere Form der Verhütung könnte das sein? Ich möchte Sie einladen, Ihre eigene und die mögliche gemeinsame Sexualität als etwas zu betrachten, die sich über die Lebensphasen verändern und entwickeln kann. Das geschieht aber nicht von selbst. Dazu benötigt es Pflege, genaues Hinhören und Ansprechen, welche hemmenden Faktoren (wie z.B. Angst) kleiner werden sollten und wozu man auch „ja“ sagen kann. Herzliche Grüße Miriam

von Dipl.-Psych. Miriam Hartz am 27.09.2023



Antwort auf: Probleme

Hallo Frau Hartz, es stört mich sehr da mein Partner mich damit auch sehr unter Druck setzt da er sagt ohne Sex ist es keine Beziehung sondern nur eine Freundschaft und so könne es ja auch nicht weiter gehen. Seit der Geburt meiner Kinder habe ich mich nicht mehr wirklich weiblich bzw als Frau wahrgenommen, sondern nur als Mama und Hausfrau. Ich fühle mich in meinem Körper nicht mehr wohl was er entweder nicht verstehen will oder kann. Auf meiner Arbeit fühle ich mich wertgeschätzt, sonst eher weniger. Zweisamkeit existiert kaum noch und wenn versucht er mich egal wie dazu zu bekommen das ich mit ihm schlafe was ich aber nicht will und kann. Einfach nur mal Kuscheln geht nicht. Er möchte immer das ich verstehe was er leistet wenn er 8 Stunden arbeiten geht aber das ich einen Teilzeit Job mache und dann noch 24/7 die Kinder fast alleine erziehe ist für ihn keine Arbeit deshalb geht das ja noch neben meinem Beruf. Mir ist Ehrlichkeit , Vertrauen sehr wichtig und das man miteinander reden kann was derzeit aber nicht wirklich funktioniert weil er alles anders sieht und ich meist übertreibe laut ihm. Und auch Unterstützung gegenseitig. Ich weiß nicht welche Sicherheiten ich brauche. Mir würde schon mal zeigen das ihm was an uns liegt wenn er mich mehr unterstützt statt nur zu arbeiten. An sich hätte ich gerne noch ein Baby aber die Angst wieder Mehrlinge zu bekommen ist derzeit leider sehr groß.   mit freundlichen Grüßen  twinmom19

von Twinmom19 am 28.09.2023, 14:41



Antwort auf: Probleme

Ist da ich zwei mal Zwillinge bekommen habe die Chance erhöht Mehrlinge zu bekommen? Ich wünsche mir schon noch ein Baby aber die Angst ist sehr hoch nochmal zwei zu bekommen da ich nicht weiß ob ich das körperlich oder psychisch schaffen würde.!? Habe damals bei meiner zweiten Schwangerschaft in Erwägung gezogen abzutreiben was ich aber nicht übers Herz gebracht habe    bin so hin und her gerissen mit dem Wunsch, meinen Kindern derzeit und einen Partner auf den man sich kaum verlassen kann sondern eher selber ran muss. Weiß nicht mehr was ich machen soll?

von Twinmom19 am 02.10.2023, 20:45



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Liebe Twinmom19, Ich habe mir Ihre Beiträge in diesem Forum in Ruhe durchgelesen. Was für ein Geschenk, dass jedes Ihrer Kinder mit 3 Geschwistern aufwachsen kann, dass Sie beide einen Beruf haben und dass Sie beide anscheinend versuchen, diese Familie auf’s Beste und mit viel Verantwortung zu versorgen: mit Arbeit und Geld, mit Verantwortung, Fürsorge und mit Liebe. Und Sie scheinen so stark zu sein, dass Sie sich noch ein weiteres Kind vorstellen können. Bei der Beschreibung Ihres Partners lese ich auch raus, dass er Sie nicht nur sexuell begehrt, da er betont, dass ihm die Pflege Ihrer Zweier-Dynamik wichtig ist. Ich gehe an dieser Stelle auf Ihre Paardynamik ein, weil ich Sie für die Basis halte und spreche es mal direkt und ohne Umwege an: Es scheint als würden da derzeit zwei Partner darum wetteifern, wem es schlechter geht und wer mehr in die Beziehung bzw in die Versorgung der Familie einzahlt und gleichzeitig meint, nichts zurück zu bekommen. In die Pflege der Beziehung scheint aber derzeit keiner von Ihnen beiden (mehr) einzuzahlen. Das scheint Ihnen abhanden gekommen zu sein. Sie haben eine hohe Einigkeit und anscheinend auch Verbundenheit darin, sich gegenseitig nicht verstehen zu können/zu wollen. Ihre 4 Kinder scheinen Eltern zu erleben, die sich Vorwürfe machen und die sich beide als Opfer des Verhaltens des/der anderen sehen. Es gibt Paare, die sich über Jahre regelrecht einnisten in dieser toxischen Verhaltensspirale. Es wird nur noch darüber geklagt, was der/die andere macht oder nicht macht. Das Gute will nicht mehr gesehen werden oder wird abgewertet und als nicht so wichtig betrachtet. Aus gegenseitigen Vorwürfen kann aber keine glückliche Beziehung werden, das ist ein Trugschluss. Man wacht ja nicht morgens auf und denkt: „Ah, jetzt hat sie/er 50 Mal über dieses Thema genörgelt, jetzt habe ich Lust darauf bekommen, das zu verändern.“ Es ist eher so, dass sich die Verhaltensmuster über die Jahre chronifizieren und immer schwerer lösbar werden, wenn das Paar nicht früh in die Musterunterbrechung geht. Ich unterstelle Ihnen an dieser Stelle mal, dass Sie da nicht hin möchten. Da eine Veränderung aus eigner Kraft schwierig sein kann, empfehle ich Ihnen an dieser Stelle eine Begleitung durch eine erfahrene Paartherapeutin/-therapeut. Je nachdem in welchem Ort Sie leben, gibt es bestimmt Angebote für Privatzahler oder auch kostenfreie Angebote der Beratungsstellen (z.B. pro Familia, Donum Vitae oder andere Vereine; auch die Stadt hat über die Familien-/Erziehungshilfe Angebote Eltern und Familien). Ich weiss, dass man das meistens nicht hören will und auch nicht wahrhaben will, weil man denkt, dass der/die andere doch das Problem sei und wenn er/sie sich nur ändern würde, wäre alles einfacher. Aber so läuft das leider nicht. Wenn man wirklich etwas ändern will und aus der Spirale heraus möchte, dann indem man die Dynamik selbstreflektiert anschaut, die eigenen Anteile erkennt und Geschichte gemeinsam neu schreibt. Wenn Sie jetzt denken: Ne, so ein Quatsch, das kriegen wir ja wohl selber hin - auch gut. Dann aber auch wirklich an der Beziehung arbeiten und mit dem Wettstreit um die schwächer Position aufhören. Denn: Was für einen Schatz Sie da haben, der noch geborgen werden könnte, wenn Sie es als Paar und Eltern schaffen, sich beide konstruktiv über Ihre Bedürfnisse auszutauschen, die bisher negative Streitenergie in die Pflege der Beziehung umzuwandeln und sich gegenseitig Angebote zu machen, wie es leichter gehen könnte, so dass Ihre 4 Kinder starke Eltern erleben und als Vorbilder haben, die sich unterstützen und wohlwollend begegnen, die eine Familie in Ihrer Komplexität wuppen und gemeinsam miteinander lachen und sich auch als Paar erleben, Sie könnten sich darüber austauschen, was auch gut läuft, was Sie sich gegenseitig Gutes tun könnten, und welche Form der Unterstützung durch Familie, Hilfe im Haushalt oder Familienhilfe es Ihnen beiden und auch den Kindern zusätzlich erleichtern könnte. Ich wünsch Ihnen, dass Sie beide das erkennen können und hinschauen. Herzlichst, Miriam Hartz

von Dipl.-Psych. Miriam Hartz am 03.10.2023



Antwort auf: Probleme

Hallo Frau Hartz, vielen Dank für Ihre Rückmeldung, ich habe es schon mal versucht uns Hilfe und Erleichterung zu verschaffen durch eine Familienhilfe das er abgelehnt hat. Er möchte keine fremden von außen in unserer Familie haben. Versuche immer wieder ein Gespräch mit ihm zu suchen um unsere Problematik und auch meine Angst mit dem Thema Sex in den Griff zu bekommen. Alles was ich dann zu hören bekomme ich würde mir den Sex irgendwo anders holen oder sei schon in den Wechseljahren weil ich keine Nähe oder Sex zu lasse. Das verletzt mich schon. Er sieht auch gar nicht wie schlecht es mir teilweise geht wenn ich alles alleine machen muss. Aber scheinbar muss ich damit leben da ich nicht das Gefühl habe durch ein Gespräch mit ihm etwas zu lösen bzw zu ändern. Manchmal denke ich darüber nach ihn zu verlassen da ich ja so seinen Ansprüchen nicht genüge und es wahrscheinlich genug andere Frauen gibt wo er das bekommen kann was er sich so sehnlichst wünscht von mir.   Danke fürs zuhören und einen schonen Feiertag 

von Twinmom19 am 03.10.2023, 10:40