Frage: Insemination trotz hervorragenden Spermiogramm

Sehr geehrte Frau Hartz, mein Mann und ich haben seit über 4 Jahren ungeschützten GV und befinden uns nun auch schon seit knapp 2 Jahren mit einigen Unterbrechungen in Behandlung im Kinderwunschzentrum. Seit Anfsng 22 hatte ich bisher insgesamt 6 GVNP Zyklen, bei denen jeweils zuerst mit Ovaleap stimuliert und dann mit Ovitrelle ausgelöst worden ist. Einmal habe ich positiv getestet, der hcg-Wert ist aber nicht gestiegen, sodass die biochemische Schwangerschaft nach ein paar Tagen natürlich abgebrochen wurde. ich habe eine Bauchspiegelung machen lassen, es gibt keine Auffäligkeit. Die Eilteitrrdurchlässigkeit wurde ebenfalls überprüft, beide Eileiter vollkommen frei. mein Mann hat zwei Mal ein Spermiogramm abgegeben, beide Ergebnisse waren hervorragend.  Vermutet wurde bei mir das PCO-Syndrom, eine richtige Diagnose habe ich aber bisher nicht bekommen. Als nächsten Schritt wurde nun eine Insemination vorgeschlagen, aber ich verstehe nicht so recht, warum. Wir sind echt sehr verzweifelt. Die Spermien meines Mannes sind super, also weiß ich nicht, was eine Insemination für einen Mehrwert bringen könnte. Ist das ein sinnvoller Ansatz?  Wir möchten einfach endlich ein Baby und sind sehr erschöpft.   Mit freundlichen Grüßen 

von grk97 am 18.02.2024, 14:35



Antwort auf: Insemination trotz hervorragenden Spermiogramm

Liebe grk97, Ja, das Aushalten der Unklarheit ist in dieser Phase das Schwerste! Und Sie sind sehr tapfer, dass Sie diesen Weg so lange schon gehen konnten. Ich fühle mit Ihnen! Man kann so schwer einschätzen, auf welchem Weg man weitermachen soll und vor allem wie lange. Ob eine Insemination in Ihrem Fall der sinnvolle nächste Schritt ist, kann ich nicht beurteilen, da ich keine Medizinerin bin. Auch weiss ich Ihr Alter nicht, das bei unklaren medizinischen Diagnosen ein wichtiger Faktor für das weitere Vorgehen ist. Ich empfehle Ihnen, Ihre Ärzte noch einmal klar danach zu fragen, warum sie zu diesem Zeitpunkt eine IUI vorschlagen und was die Alternativen wären. Auch könnten Sie sich bei anhaltenden Fragezeichen eine Zweitmeinung einholen. Wenn Ihnen dort das gleiche Vorgehen vorgeschlagen wird, fühlen Sie sich eventuell bestärkter, vielleicht wird aber auch anders auf Ihre Thematik geschaut. Was ich Ihnen als Psychologin zu Ihrer Erschöpfung sagen kann ist, dass sie sich sowohl aus der Unklarheit speist als auch aus der Länge der Phase, in der Sie sich bereits mit dem Thema Kinderwunsch beschäftigen. Da Sie ja seit 4 Jahren jeden Monat mit der Monatsblutung eine nicht eingetretene Schwangerschaft betrauern, wundert es mich überhaupt nicht, dass Sie sich erschöpft fühlen. 4 Jahre Trauerarbeit sind eine lange Zeit und Sie haben mein volles Mitgefühl für so viel Energie und Kraft, die Sie dort eingebracht haben. Aber Sie haben nicht nur Energie verloren. Mit jedem Schritt gewinnen Sie auch ein Stück Klarheit: Was bringt uns weiter? Was nicht? Um wieder kraftvoller weiter zu machen, empfehle ich Ihnen, die kommende Zeit in kleinere Abschnitte zu unterteilen. Zum Beispiel: - Was können wir in den nächsten 3 Monaten alles in die Klärung bringen (Klärung mit den Ärzten zur IUI, Zweitmeinung, weitere Untersuchung etc). - Die 3 Monate danach geben wir Vollgas mit dem, was uns die Ärzte vorgeschlagen haben - Nach diesen 6 Monaten setzen Sie mit Ihrem Mann eine Zäsur und reflektieren, welche Erkenntnisse Sie dann gewonnen haben und ob sie sich mit einer anderen Behandlungsmethode oder der gleichen (oder keiner) noch einmal einen Sprint von 2x3 Monaten zutrauen oder ob es bereits genug Klarheit gibt. Diese Vorgehensweise würde bedeuten, dass Sie wissen, dass Sie in einem Jahr Klarheit haben: entweder sind Sie bis dahin schwanger, weil Sie noch mal neu Energie in das Thema und die Behandlungsoptionen gelegt haben oder Sie sind nicht schwanger geworden und sind aber ebenfalls bei mehr Klarheit als jetzt angelangt, um überhaupt den nächsten Schritt gehen zu können, die Versuche einzustellen und sich gleichzeitig zu sagen, dass Sie alles getan haben. Selbstverständlich können Sie den Zeitraum auch auf zwei Jahre ausdehnen oder auf 6 Monate begrenzen. Wichtig ist, dass Sie sich selbst einen Zeitpunkt setzen und es nicht gefühlt „nicht endend“ ist. Damit haben Ihre Kräfte eine gute Chance, in die richtigen Bahnen gelenkt zu werden und nicht einfach nur umherzuirren und in der Ohnmacht und Erschöpfung zu landen. Ich schicke Ihnen eine herzliche Umarmung! Miriam Hartz

von Dipl.-Psych. Miriam Hartz am 19.02.2024