Ani2025
Liebe Frau Schulz, ich bin mir nicht mal sicher ob ich eine konkrete Frage formuliert bekomme. Aktuell stehe ich unter einem enormen hohen Druck und ich schreibe Ihnen um mich zu entlasten und da ich Ihre Antworten auf bisherige Fragen anderer Frauen sehr einfühlsam und hilfreich fand. Ich bin 39 Jahre alt und aktuell in der 13 Woche schwanger. Ich habe 2 Kinder zuhause. Sie sind 10 und 6. vor fast 5 Jahren habe ich unser drittes Kind in der 40 ssw still entbunden. Es war das schlimmste was unserer Familie bis dahin passiert ist. Ich war zunächst sehr stark für die Familie und hab mich sehr in die Arbeit vertieft. Später ging es mir doch sehr schlecht und ich habe eine Therapie zur Verarbeitung gemacht. Irgendwann fühlten wir uns für einen nächsten Versuch bereit. Vor 1,5 Jahren war ich erneut schwanger. Leider hatte ich eine frühe Fehlgeburt in der 8ssw. Das war unfassbar traurig. Ich habe getrauert, aber es ging mir schnell wieder gut. Ich empfand den Verlust damals als gut aushaltbar. In die jetztige Schwangerschaft ging ich mit der Vorstellung, dass die letzten Wochen vermutlich sehr hart und schwierig werden aufgrund der Erfahrung mit der stillen Geburt. Ich hab jedoch völlig unterschätzt dass mich die erste Phase der Schwangerschaft bereits so fordert. Hinzukommt das ich vor 5 Tagen nachts plötzlich mit einer starken Blutung aufgewacht bin. Für mich war in dem Moment klar das ich das Kind verloren habe. Am nächsten Morgen sagte die Ärztin allerdings das mit dem Baby alles in Ordnung sei. Auslöser war wohl ein Hämatom. Seit dem hab ich noch dunkle schmierblutungen. Meine Ärztin sagt, dies sei normal und käme noch vom Hämatom. Seit diesem Erlebnis kann ich aber meine Ängste nicht mehr Händeln. Ich bin krankgeschrieben da ich mich schonen soll. Daher sitze ich zuhause und wenn ich ehrlich bin hab ich fast damit abgeschlossen das das Baby überlebt hat. Für meinen Mann ist das schwer auszuhalten. Er war mit beim Arzt und sagt das es doch keinen objektiven Grund gäbe so pessimistisch zu sein. Aber ich kann irgendwie nicht anders. Mittwoch ist der nächste Termin und für mich fühlt es sich so an als würde ich darauf warten am Mittwoch dann offiziell zu hören das das Baby tot ist. Ich bin total verzweifelt und weiß nicht wie es so weit kommen konnte das mich das ganze so aus der Bahn wirft und ich meinen eigenen Gefühlen und Empfindungen nicht mehr trauen kann. Ich frag mich ob ich mir und meiner Familie mit dem erneuten Kinderwunsch zu viel zugemutet habe. Wir freuen uns alle so auf dieses Baby und ich habe solche Angst vor dem erneuten Schmerz.
Liebe Ani25, bitte entschuldige ich hatte die Antwort an Dich schon geschrieben und sie kam irgendwie nicht an. Ich suche sie jetzt nochmal aus meinen Notizen raus und poste sie. Bitte entschuldige!
Liebe Ani2025, auch wernn ich jetzt viel zu spät mit meiner Antwort dran bin, poste ich Dir, was ich schon verfasst hatte. Ich hoffe es ist trotzdem noch etwas hilfreiches für Dich dabei und schreib mir gerne, wie es weiterging. danke für Deine Nachricht und Dein Vertrauen. Es ist verständlich, dass Du Dich in einer sehr schwierigen und belastenden Situation befindest. Deine Ängste und Sorgen sind völlig nachvollziehbar, insbesondere angesichts Deiner bisherigen Erfahrungen. Der Verlust eines Kindes, egal zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft, hinterlässt tiefe Spuren und prägt zukünftige Erlebnisse und Empfindungen stark. Es ist sehr mutig von Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast Deine Gedanken zu sammeln und das alles hier aufzuschreiben. Zunächst möchte ich Dir versichern, dass ich Deine Ängste und Unsicherheiten trotz der Beruhigung durch Deine Gynäkologin vollkommen nachvollziehen kann. Häufig reicht eine rationale Erklärung nicht aus, um die emotionale Belastung zu mildern. Vielleicht kann es hilfreich sein, Deine Gynäkologin zu fragen, welche Maßnahmen sie empfiehlt und was Du tun kannst, um das Abheilen des Hämatom zu unterstützen. Klarheit über medizinische Details kann manchmal helfen, die Kontrolle über die Situation ein Stück weit zurückzugewinnen. Vielleicht hat sie das aber auch schon gemacht und Du fühlst Dich trotzdem so. Weiterhin möchte ich Dir einige Tipps geben, wie Du mit den Ängsten und der Belastung umgehen kannst. Es ist wichtig, dass Du Dir selbst erlaubst, diese Ängste und Sorgen zu haben. Sie sind eine natürliche Reaktion auf das, was Du erlebt hast. Weiterhin möchte ich Dir erklären, was hinter der Bewältigung von Ängsten steckt und was Du machen kannst, um diese Zeit zu überbrücken. Ängste bewältigen besteht aus einer Kombination von Ablenkung und dem Annehmen der Angst. Ablenkung bedeutet nicht, den Auslöser zu meiden, sondern die allgemeine mentale und körperliche Anspannung zu verringern. Das Annehmen der Angst bedeutet, Vertrauen in sich selbst und den eigenen Körper zu haben: Zu wissen, dass die Angstsymptome, also die Sorgen nicht gefährlich sind, sondern ein Signal, dass eine Pause notwendig ist. Nochmal einfacher gesagt: Deine Sorgen machen es weder wahrscheinlicher noch unwahrscheinlicher, dass in Deiner aktuellen Schwangerschaft etwas schlimmes passiert. Selbstfürsorge ist dabei ebenfalls wichtig. Nutze die Krankschreibung, um Dich wirklich zu schonen und Dich um Deine mentale und körperliche Gesundheit zu kümmern. Dinge zu tun, die Dir gut tun und Dich entspannen, kann helfen, die Ängste etwas zu lindern. Nimm Dir Auszeiten, genieße Aktivitäten, die Dir Freude bereiten, und pflege Hobbys, die Dich entspannen. Eine Schwangerschaft ist eine besondere und manchmal herausfordernde Zeit, und es ist wichtig, dass Du Dir Zeit für Dich selbst nimmst. Ein gutes Unterstützungssystem ist auch sehr wichtig, um die Ängste zu bewältigen. Es ist es sehr wichtig, dass Du Dir Unterstützung holen kannst, um die Anspannung verringern zu können. Damit meine ich, dass Du Dir Mut und Zuspruch bei den Personen holst, die Dir auch bisher in Deinem Leben gut geholfen haben. Auch wenn Du sagst, dass Dein Mann die Situation anders wahrnimmt, ist es wichtig, dass er versteht, wie belastend das für Dich ist. Versuche, offen mit ihm über Deine Gefühle zu sprechen. Gemeinsame Gespräche können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und einander zu unterstützen. Vielleicht kann er Dir so etwas sagen wie “ Ich finde es toll, wie Dein Körper für das baby sorgt und ich glaube alles wird gut gehen”. Das heißt nicht, dass Du Dich dann total erleichtert fühlen sollst, aber vielleicht kannst Du sagen “Danke für Deine Zuversicht”. Verstehst Du wir ich das meine? Ich komme jetzt noch zu dem Termin, den Du am Mittwoch hast und der ist ja jetzt schon vorbei, weil ich Dir verspätet antworte. Ich kann es nachvollziehen, warum die Zeit bis zu diesem Termin kann besonders belastend ist. Diese negativen Erwartungen sind eine natürliche Reaktion auf die Ängste und Verluste, die Du erlebt hast. Sie sind ein Schutzmechanismus, der versucht, Dich auf das Schlimmste vorzubereiten, um Dich vor erneutem Schmerz zu bewahren. Deine Gefühle sind berechtigt und Du darfst Dir die Zeit und den Raum nehmen, die Du brauchst, um Dich vorzubereiten. Du bist nicht alleine und es ist völlig in Ordnung, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Ich hoffe es geht Dir und Deinem Baby heute gut. Wenn Du weitere Fragen hast oder Unterstützung brauchst, melde Dich wieder bei mir. Viele Grüße, Sally