Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zwillingsfrühchen, Abpump- frage

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zwillingsfrühchen, Abpump- frage

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, damals haben sie mir schon so gut geholfen, dass ich meine Tochter Nora 2,5 Jahre stillen konnte. Nun ist es wieder so weit. Am 22. Mai 2009 sind meine Zwillinge Marie und Simon in der 30 SSW zur Welt gekommen. Sie müssen leider noch ein paar Wochen im KKh bleiben. Nun habe ich ein paar Fragen zum Milchpumpen und der Milchmenge. Am Anfang hatte ich dank Malzbier und Stillkugeln in 24 h, und nur 4 mal Pumpen um einen Liter Milch. Im Laufe der letzten 4 Wochen habe ich das Malzbier, Kugeln ect. weggelassen, weil ich schnell Knötchen bekam und öfter pumpen organisatorisch nicht so ging. Ich musste leider mal das Känguruhn deswegen unterbrechen :) Nun bin ich bei 5 mal Pumpen in 24 h und bekomme so ca. 600 ml Milch zusammen. Eingefroren hab ich noch so ca. 70 Flaschen a 80-100 ml. Die Kinder werden grösstenteils noch sondiert, manchmal wird mit der Flasche geübt. Grad Simon hat da noch grosse Probleme mit dem oralen, aber es wird langsam. Nun habe ich in mehreren Büchern gelesen, dass die Milchmenge sich nach 6 Wochen nicht mehr so steigern lässt. Meine Frage ist, ob ich jetzt schleunigst durch öfter Pumpen die Milchmenge steigern muss? Oder hat das Zeit, bis ich sie hier zu Hause habe und wir uns in Ruhe dem Stillen widmen können. Falls ich jetzt die Milch "hoch-pumpen" muss, auf wieviel Milch sollte ich dann kommen? Ich bedanke mich bei Ihnen im Vorraus und hoffe auf ihr Antwort. Liebe Grüsse Nadine


Biggi Welter

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Liebe Nadine, die benötigte Milchmenge auf Dauer nur durch Pumpen aufrechtzuerhalten ist nicht immer leicht und verlangt oft sehr viel Disziplin und vor allem regelmäßiges und ausreichendes Pumpen. Dabei ist es in der Regel sinnvoller häufiger etwas kürzer abzupumpen statt selten und dann länger. Wenn Sie jetzt Ihre Pumpfrequenz wieder erhöhen, dann müsste sich die Milchmenge auch wieder steigern. Gönnen Sie sich gleichzeitig auch möglichst viel Ruhe, das wirkt ebenfalls positiv. Eventuell kann der Wechsel zu einer anderen Pumpe ebenfalls sinnvoll sein. Außerdem ist eine Pumpberatung durch eine Stillberaterin in vielen Fällen sehr hilfreich. Die Stillberaterin kann Sie dann auch gleich weiter betreuen, bis Sie Ihre Mäuse in einigen Wochen an die Brust legen können und sie schließlich ganz stillen werden. Gerade eine Frühchenmutter braucht die direkte Unterstützung durch eine erfahrene Stillberaterin. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus oder eventuell auch eine Still- und Laktationsberaterin IBCLC. Fragen Sie auch auf der Station Ihrer Kinder nach, ob es dort nicht eine Stillberaterin gibt. Inzwischen gibt es immer mehr Frühgeborenenstationen, auf denen eine Stillberaterin zur Verfügung steht. Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto der Babys oder neben den Kindern abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen - unterbrechen zum Massieren der Brust - 5 Minuten pumpen - massieren der Brust - 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ameda erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie - wie oben schon erwähnt - vor allem anfangs ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen: o Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm. o Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen. o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind. o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt "Die Marmet-Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollte Sie versuchen, das Saugverhalten ihres Babys an der Brust nachzuahmen. Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, sollten Sie häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an Ihrer Brust trinken. Versuchen Sie etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob Sie nachts eine längere Pause einlegen (etwa sechs Stunden) oder nicht, müssen Sie ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt sollten Sie auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Frühchenmütter sollten auf Überschuss pumpen, damit Sie genügend Milch zur Verfügung haben, wenn der Bedarf steigt und auch, weil Sie damit rechnen müssen, dass es Einbrüche bei der Milchmenge geben kann, wenn Sie besonders unter Stress stehen, weil Sie mal entmutigt sind oder es unerwartete Probleme geben könnte. Solche Einbrüche erlebt fast jede Mutter eines Frühchens, doch sie sind nicht bleibend. Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. Versuchen Sie so viel Ruhe und Entspannung wie es in Ihrer stressbeladenen Situation möglich ist zu finden. Mein Text ist jetzt schon sehr lang geworden und ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich. Ich möchte Sie noch auf die Infobroschüre der La Leche Liga "Stillen von Frühgeborenen" hinweisen. In diesem Heft finden Sie viele Informationen rund um das Stillen von Frühchen. Die Broschüre ist bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin oder über den Shop-Link auf dieser Seite erhältlich. Ich wünsche Ihnen und Ihren Babys alles Gute und bin jederzeit für Sie da, wenn Sie Fragen haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo, erst mal herzlichen Glückwunsch zu deinen Zwillingen! Ich bin bin kein Experte, habe aber bis vor 2 Wochen 13 Monate lang Milch für meinen Sohn (auch Frühchen, 26. SSW) abgepumpt, der leider nicht an die Brust zu bekommen war (auch nach der Klinikzeit) . Allerdings hatte ich nie sehr viel Milch (zu Beginn gerade mal 300 ml, obwohl ich von Anfang an 7 mal am Tag gepumpt habe), mein Sohn brauchte aber am Anfang auch nur wenig. Als mein Sohn dann nach 3 Monaten mehr brauchte, habe ich für 1-2 Wochen alle 2,5 h gepumpt und es wurde deutlich mehr und das hat sich dann auch immer weiter gesteigert (bis auf 900 ml nach 8 Monaten), auch als ich wieder auf den 3 h (nachts 6 h) übergegangen bin. Es war dann insgesamt sogar so viel, dass ich jetzt nach dem Abstillen meinem Sohn noch 6 Wochen ca. tiefgefrorene MuMi fütttern kann. Wollte dir damit eigentlich nur sagen, dass du die Milchmenge auch noch nach den 1. 6 Wochen steigern kannst, zumindest hat es bei mir geklappt. Drücke dir die Daumen, dass es bei dir mit dem Stillen deiner Zwillinge dann klappt und noch alles Gute für die Zeit in der Klinik! Gruß, Katja


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Hallo Katja Deine Antwort finde ich sehr hilfreich. So weiss ich wenigstens, dass ich nachher auch noch genug ankurbeln kann. Ich hab ja soviel Milch im Gefrierfach, dass ich ohne Probleme auch nen Engpass überbrücken könnte, wenn es mit dem Pumpen und Steigern der Milchmenge etwas dauert. Die beiden brauchen wirklich noch nicht viel. Sie bekommen ca. 8 mal 30 ml. Sind zusammen ja nur 480 ml. Die hab ich jeden Tag auf jeden FAll frisch. Ich bewunder dich. Ich hab einige Kinder gesehen aus der 25/26 SSW. Ich fand unsere Situation schon heftig.... Ach, ich weiss nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich hoffe, es geht euch gut. (mittlerweile) Hab heute ein richtiges Tief, weil ich die Kleinen nicht hier bei mir haben kann. Die Tränen sitzen grad locker..... Liebe Grüsse von Nadine


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