Ellenoire26
Hallo, Ich habe leider das Problem,dass ich zu wenig Milch habe. Mein kleiner kam per Kaiserschnitt und wurde leider nach der Geburt für eine Woche auf die Intensivstation verlegt,dadurch hatte ich leider kaum Chancen ihn richtig anzulegen,damit erst richtig Milch produziert wird. Im Krankenhaus haben zwei Stillschwestern alles versucht, der Kleine hat auch an der Brust getrunken, es musste jedoch trotzdem zugefüttert werden. Nun pumpe ich zuhause immer ab und lege ihn an ( er bleibt nur kurz an der Brust, höchstens 3-4 min,dann fängt er an zu schreien, bestimmt weil nichts mehr kommt). Ich mach mir total Sorgen, weil überall gesagt wird stillen ist das beste und jede Mutter kann es. Ich schaffe durchs pumpen am Tag nur ca. 60ml insgesamt,die er dann bekommt. Hat er dadurch nun Nachteile? Er verträgt nämlich auch leider das Milchpulver nicht,sodass wir schon auf eine Spezialnahrung umsteigen mussten,da er Probleme mit Verstopfungen hatte. Ich fühl mich leider dafür verantwortlich,da es mit mehr Muttermilch bestimmt anders gelaufen wäre. Ich trinke schon täglich Stilltee,aber es klappt einfach nicht. Haben Sie vielleicht ein paar Tipps für mich? Schon vorab vielen vielen Dank für Ihre Antwort. Liebe Grüße
Kristina Wrede
Liebe Ellenoire26, bitte mach dir keine Vorwürfe - du tust doch, was du kannst. Und nicht immer haben wir es in der Hand! Ich empfehle dir, nach einer Stillberaterin in deiner Nähe zu schauen, die dich in den nächsten Wochen begleiten kann. Sie kann dir punktgenaue Tipps geben und euch auch mal beim Stillen beobachten und gezielt beraten. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Er ist an der Brust vermutlich deshalb ungeduldig, weil die Milch da nicht so gleichmäßig fließt wie aus der Flasche. Wenn dein Milchspendereflex nachlässt, fließt erst einmal nur noch wenig Milch, bis der nächste Reflex ausgelöst wird. Diese Phase gilt es zu "ertragen" als Stillbaby. Am besten kann er das jetzt vielleicht lernen, wenn du die Flaschen alle weglässt und ihm zusätzlich erforderliche Nahrung mit dem Brusternährungsset gibst. Das sollte dir jedoch eine erfahrene Frau direkt zeigen und erklären. Frag doch auch mal deine Hebamme, ob sie sich auskennt (wenn du eine Hebamme hast). Als ersten Schritt kannst du auch die Brustkompression probieren (siehe unten), die dazu führt, dass ein Stillbaby in gleicher Saugzeit mehr Milch bekommt. Wie viel Milch du produzierst kann dir das Pumpen kaum sagen, denn wenn du dabei den Milchspendereflex nicht ausgelöst bekommst, fließt kaum Milch. Bei 60 ml am Tag fürchte ich, dass genau das dein "Problem" ist. Auch hier kann eine Stillberaterin helfen... Entspannungsübungen vor dem Pumpen, Phantasien von fließendem Gewässer... das sind Dinge, die anderen Frauen in ähnlicher Situation geholfen haben. Auch gut ist, an einer Seite zu stillen und an der anderen zu pumpen - falls man die Ruhe dazu hat! Stilltee und ähnliche "Hilfen" sind gar nicht sooo wichtig. In erster Linie geht es wirklich darum, dass dein Baby häufig und effektiv saugt, der MSR ausgelöst wird, und du so wenig Stress wie möglich hast. Noch ein Grund, sich keine Vorwürfe zu machen... Und wenn trotz all deiner Mühen es bei diesem Baby nicht klappt, so bist du deshalb doch keine schlechtere Mutter als die "perfekte Stillfrau". Du liebst dein Kind doch nicht weniger oder bist weniger für es da. Eine liebevolle Mutter zu sein geht ebenso auch ohne Stillen! Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)