Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wielange ist stillen gut fürs kind

Frage: Wielange ist stillen gut fürs kind

desti

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Hallo Biggi Mein Sohn ist nun 15 Monate alt und kein so guter Esser bzw wenn ich ihm die brust nicht anbiete ist er etwas besser. Fingerfood ist er gerne, aber seine mittags Menüs eher nicht. Kommt aber bestimmt auch davon, dass ich ihn Nachts und Morgens Stille. Manchmal mach ich ihm ein Brei den er mal ist und mal nicht. Auch obstgläschen landen im Müll. Er ist groß und wiegt normal. Ich weiß nur nicht ob ich weniger Stillen soll oder nicht. Ich biete ihm auch tagsüber die brust an. Wenn er nicht gegessen hat oder ich unterwegs bin oder weg muss, weils schneller geht als füttern. Wir haben keinen rhytmus am Tag und auch bei den Mahlzeiten nicht. Zudem sagt meine Schwester das der Arzt an der Uniklinik meinte nur 6 mon stillen, weil die Muttermiclh Schadstoffe hat, halte ich für unfug, denn die Schadstoffe nehmen wir auch so auf. Aber ich muss gestehen ich ernähre mich nicht gesund, wenig Obst und Gemüse. Ich stille eigentlich gerne. Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe.


Biggi Welter

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Liebe desti, wir Frauen scheinen alle offensichtlich ein überdimensionales Schuldbewusstsein in die Wiege gelegt zu bekommen und spätestens mit der Geburt eines Kindes fühlen wir uns für alles verantwortlich und selbstverständlich sind wir an allem schuld (gleich ob unsere Kinder zu dick oder zu dünn sind, ob sie quengelig sind oder ob die Frankfurter Börse eine Krise erlebt und alle Aktienkurse in den Keller rutschen). Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Kehr den Spieß einmal um und frage all diejenigen, die dich so freigiebig kritisieren, was für KONSTRUKTIVE Vorschläge sie denn anzubieten haben. Es ist immer leicht zu sagen „Du machst das falsch" und sich dann umzudrehen und keinerlei sinnvolle Vorschläge zu machen, wie denn in dieser Situation besser vorgegangen werden soll. Grrr, in solchen Situationen packt mich die Wut: Du bist nicht schuld, weder an der Weltwirtschaftskrise noch daran, dass dein Kind nicht essen mag. Nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab diesem Zeitpunkt keineswegs plötzlich „schlechter" oder „weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So teigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinausEs steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. In der neuesten Ausgabe von "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, steht unter dem Titel "Stillen trotz Umweltbelastung": "Die positiven Wirkungen des Stillens sind erwiesen. Eine Beeinträchtigung des Säuglings über die "normale" Kontamination der Muttermilch wurde bisher nicht festgestellt. Öffentlicher Druck aufgrund der ökologischen Einsichten hat dazu beigetragen, dass die Schadstoffkonzentration in den letzten Jahren tendenziell abnimmt. Dies wird z.B. eindrucksvoll bestätigt durch die Auswertung der jahrelang gesammelten Messergebnisse in der Frauenmilch und Dioxin Humandatenbank des deutschen BgVV Institus (BgVV 2000 A). Es ist nicht mehr gerechtfertigt, die Stilldauer aufgrund der allgemeinen Schadstoffbelastung generell einzuschränken, wie dies noch vor 5 bis 10 Jahren empfohlen wurde." Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass der Schadstoffgehalt der MuMi in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hat, so dass Untersuchungen der MuMi schon lange nicht mehr notwendig oder empfohlen sind. Übrigens findet auch schon in der Schwangerschaft ein Schadstofftransfer zum Kind hin statt, ohne dass sich viele Frauen überlegen, ob sie deshalb vielleicht auf ein Kind verzichten sollten... Neuere Untersuchungen widerlegen auch die Theorie, dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch durch eine rasche Gewichtsabnahme ansteigt. Frau Prof. Przyrembel, Leiterin der Nationalen Stillkommission sagte erst kürzlich in einem Artikel der Zeitschrift ELTERN: ".angesichts der stark verbesserten Schadstoffsituation können wir guten Gewissens allen Müttern raten, ihr Kind zu stillen, so oft und so lange sie wollen." Wir müssen damit leben, dass unsere Umwelt mit Schadstoffen belastet ist und damit auch alle Nahrungsmittel und leider auch die Muttermilch. Doch bisher gibt es keine wirklich nachgewiesenen Schädigungen des Kindes durch Schadstoffe in der Muttermilch und demgegenüber stehen die Risiken des Nicht Stillens. Es ist natürlich in unserem Interesse und im Interesse unserer Kinder, dass wir versuchen Schadstoffen aus dem Weg zu gehen und auch selbst die Belastung unserer Erde so gering wie möglich zu halten. Stillen gehört zu den Dingen die wir tun können, um Schadstoffbelastungen zu vermeiden, denn es müssen weder Energie noch Wasser Rohstoffe besonders verbraucht werden, um ein Kind zu stillen, während die Herstellung von künstlicher Säuglinsnahrung ein industrieller Prozess ist, der die Umwelt belastet. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Ich zitiere dir hier auch einmal aus dem Text "Wundertrank oder Giftcocktail? Schadstoffe in der Muttermilch ein Überblick" von Gabi Eugster aus "Laktation und Stillen" 1/2002: "Kein Zweifel, Muttermilch ist die beste Nahrung für ein Baby. Doch seit einigen Jahren wird die Freude am Stillen durch regelmäßige Berichte über Umweltgifte in der Muttermilch getrübt. Die zentrale Frage lautet: Überwiegen die Vorteile des Stillens die Nachteile der Schadstoffbelastung? Fachleute, Gesundheitsbehörden und WHO sind sich einig: Stillen ist und bleibt im ersten Lebenshalbjahr die beste Nahrung für ein Baby. In regelmäßigen Abständen geht ein Aufheulen durch die Presse: Muttermilch enthalte Schadstoffe, heißt es jeweils. In den Achtzigerjahren waren es die PCBs und Dioxine, Mitte der Neunzigerjahre die synthetischen Moschusduftstoffe, Ende der Neunzigerjahre die UV Filter in Sonnenschutzmitteln und zur Zeit sind es in den USA die Flammschutzmittel. Das Thema wird in absehbarer Zeit wohl auch Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen. Je nach Einstellung des Blattes wird eine Beschränkung der Stilldauer gefordert und mit Expertenstimmen untermauert, oder das Stillen wird trotz allem empfohlen. Immer jedoch geht es um die Frage, ob denn Mütter ihren Kindern etwas Gutes tun, wenn sie diese stillen. Jedes Mal werden Frauen massiv verunsichert und suchen Halt und Informationen in der Stillberatung. Sie werden von Zweifeln geplagt, ob sie ihr Kind noch guten Gewissens stillen dürfen, wie lange Stillen gut ist und ob sie ihre Muttermilch untersuchen lassen sollen. In der Stillzeit sind Mütter sensibel und das Vertrauen in ihre Stillfähigkeit kann leicht unterwandert werden." Hier noch ein weiterer Ausschnitt aus dem Artikel: "Muttermilch als Indikator Die vielfältigen Folgen und die weite Verbreitung der Schadstoffe zeigen, dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch nur ein kleiner Aspekt eines globalen Problems ist. Denn ein Kind ist den Schadstoffen ausgesetzt, insbesondere auch pränatal, ob die Mutter stillt oder die Flasche gibt. Auch Flaschenmilchnahrung ist mit Schadstoffen belastet, wenn auch weniger stark als Muttermilch. Dabei darf aber das Wasser für die Zubereitung der Flasche nicht vergessen werden, denn dieses enthält meist ebenfalls Schadstoffe. Studien haben ergeben, dass sich gestillte Baby selbst in einer stark schadstoffbelasteten Gegend besser entwickeln, als Flaschenkinder. Stillen stärkt das Immunsystem und es wird heute angenommen, dass gestillte Kinder besser mit der Schadstoffbelastung fertig werden, dass Muttermilch die Babys gegen die Umweltgifte schützt. [26] Dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch immer wieder ins Gespräch kommt, hat einen einfachen Grund: In der Muttermilch lässt sich die Belastung mit Umweltgiften beim Menschen einfach messen, ebenso der Verlauf der Giftbelastung über die Jahre. Muttermilchproben sind einfach zu gewinnen und spiegeln die Belastung der Mutter im Fettgewebe wieder. Für die Interpretation der Auswirkungen belasteter Muttermilch aufs Baby müssen zwei gegensätzliche Einflüsse beachtet werden: Auf der einen Seite ist das Baby besonders empfindlich auf Schadstoffe, sein Immunsystem ist noch nicht ausgereift, seine Darmwand noch durchlässiger. Auf der anderen Seite ist die Stillzeit verglichen mit einem ganzen Leben eine relativ kurze Zeit. Aufs ganze Leben betrachtet, ist die zusätzliche Schadstoffmenge, die durchs Stillen aufgenommen wird, verschwindend klein. Zwar wird der ADI Wert (duldbare Tagesdosis) von Dioxinen und auch synthetischen Moschusduftstoffen kurzfristig überschritten, diese Werte wurden jedoch so berechnet, dass ein Mensch ein Leben lang diesen Dosen ausgesetzt wird. Untersuchungen über die Auswirkungen der Muttermilch sind uneinheitlich. Die einen zeigen, dass die Schadstoffmenge im Fettgewebe von gestillten Säuglingen höher ist, als jene der Flaschenkinder, dass diese Unterschiede aber bereits zehn Wochen nach Abstillen nicht mehr nachweisbar sind [3]. Eine andere Studie zeigte bei mit stark PCB belasteter Muttermilch gestillten Kindern auch noch im Alter von 42 Monaten Defizite in der Entwicklung auf. Die Autoren relativieren jedoch diese Ergebnisse gleich selbst und stellen fest, dass emotionale und verbale Zuwendung durch die Mutter die Defizite durch PCB ausgleichen. Stillen fördert jedoch genau diese positive Beziehung zwischen Mutter und Baby. [28] WHO und Unicef empfehlen ausschließliches Stillen für Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate aus ernährungsphysiologischen, immunologischen, psychologischen und ökonomischen Gründen. Diese Empfehlung ist auch in Anbetracht der untersuchten Schadstoffmengen in den westlichen Ländern uneingeschränkt gültig. Selbst in den Entwicklungsländern, in denen die aufgenommene Menge von DDT durch gestillte Babys um ein vielfaches über dem ADI liegt, wird Stillen mangels einer Alternative von der WHO weiterhin empfohlen. Es wurden auch in diesen Ländern bis heute keine Erkrankungen festgestellt, die alleine auf die erhöhte Aufnahme während der Stillperiode zurück geführt werden können. [29]" Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Belastung der Muttermilch mit Schadstoffen rückläufig ist und zu einem gewissen Teil, kann jede Frau darauf Einfluss nehmen, indem sie auf bestimmte Dinge verzichtet (z.B. Kosmetika und Waschmittel mit Moschuverbindungen) und sich bewusst ernährt. Und auch wegen deiner eigenen Ernährung darf ich dich beruhigen,erst wenn Du kurz vor dem Hungertod stehen würdest, dann würde die Qualität deiner Milch leiden. Ich zitiere dir jetzt aus dem „Handbuch für die Stillberatung" Mohrbacher, Stock, 1. Auflage 2000: „Untersuchungen in Entwicklungsländern und anderen Teilen der Welt zeigen, dass selbst leicht unternährte Mütter genügend Milch von guter Qualität für ihre Babys bilden. Erst wenn die Mutter vom Hungertod bedroht wird, beeinträchtigt die Ernährung der Mutter ihre Milchmenge oder die Zusammensetzung ihrer Milch (Perez Escamilla 1995; Prentice 1994). Selbst bei Nahrungsmangel kann die Milchbildung der Mutter nur leicht beeinträchtigt sein, wenn ihr Körper über genügend Reserven verfügt, die er für die Milchbildung einsetzen kann (Smith 1947). In einigen Entwicklungsländern, in denen die Lebensmittelversorgung eingeschränkt ist, konnte nicht festgestellt werden, dass die Babys der Frauen, die zusätzliche Nahrung erhielten, mehr an Gewicht zunahmen, als die Babys der Frauen, die keine zusätzliche Nahrung erhielten (Prentice 1983). Bei allgemein gut ernährten Müttern bleibt die Zusammensetzung der Milch meist gleich, selbst wenn sie sich nicht gut ernähren. Chronisch unterernährte Frauen, mit nur geringen Energiereserven und unzureichender Ernährung können Milch bilden, die einen geringeren Vitamingehalt aufweisen, einschließlich der Vitamine A, D, B6 und B12 (siehe auch im Abschnitt „Vegetarierinnen"). In diesen Fällen kehrt der Vitamingehalt ihrer Milch auf einen normalen Wert zurück, wenn die Ernährung der Mutter verbessert wird oder sie zusätzliche Vitamine erhält. Die Fettsäuren in der Muttermilch variieren in Abhängigkeit von der Ernährung der Mutter. So neigen zum Beispiel Mütter, die mehr ungesättigte Fette essen, dazu, Milch mit einem höheren Gehalt an ungesättigten Fetten zu bilden als Mütter, die mehr tierische Produkte essen (Sanders 1992). Dies scheint einer normalen Schwankungsbreite zu entsprechen." Riordan und Auerbach schreiben in „Human Lactation" 2nd edition 1999: „Ob sie (die Frau) auf den Berggipfeln im fernen Tibet, in einem staubigen mexikanischen Dorf oder in einem amerikanischen Vorort oder einer Stadtwohnung lebt, die stillende Frau bildet Milch, die erstaunlich homogen in der Zusammensetzung ist, trotz der ungeheuren Unterschiedlichkeit der konsumierten Nahrung. Nur die Milch einer Frau, die ernsthaft unterernährt ist wird eine messbare Verringerung im Nährstoffgehalt und der Menge aufweisen weil zunächst die körpereigenen Speicher geleert werden, ehe die Milch leidet" Ich gehe nun einmal davon aus, dass wir hier in Europa normalerweise nicht in die Situation kommen, dass eine Frau so extrem unterernährt ist, dass sie kurz vor dem Hungertod steht. Es gibt eine (extrem seltene) Erkrankung der Mutter, bei der die Qualität der Muttermilch so verändert ist. In diesem Fall ist die Zusammensetzung der Fette und Fettsäuren so verändert, dass die Milch nicht adäquat für die Ernährung des Babys ist. Doch diese seltene Situation lässt sich auch nicht über die Ernährung der Frau positiv beeinflussen. LLLiebe Grüße Biggi


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