Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wieder ein Beikostverweigerer

Frage: Wieder ein Beikostverweigerer

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, meine Tochter ist 7 Monate alt und wird "immer noch" voll gestillt. Ich versuche immer wieder, ihr die Beikost schmackhaft zu machen, aber tagesformabhängig gehen nur so zwischen 2 und 10 Löffel Gemüse in sie rein. Dann werden die Lippen eisern zusammengepreßt! "Normal" würde ich auch sagen, pfeif drauf, fangen wir halt später an. Aber sie hat einen starken Eisenmangel (der Wert ist 13, statt zwischen 30 und 130) und sie muß 3x tgl. Eisentropfen kriegen, die sie natürlich haßt wie die Pest (schmecken ja auch furchtbar). Ich dachte halt, wenn sie "richtig" ißt, könnte ich ihr öfter was mit Rindfleisch geben und ihr Eisen würde sich einpendeln, sobald der Speicher wieder voll ist. Ich hab sie mit voll stillen übrigens von 4250g auf ca. 9600g gebracht in 7 Monaten. Tja, gibts irgendwelche Tricks, wie ich ihr das Essen schmackhaft machen kann? Mir fällt nix ein, bei meinem Großen hatte ich das Problem überhaupt nicht. Das mit dem fingerfood kann auch nicht funktionieren, sie nimmt nämlich nix (!) in den Mund, auch nix eßbares. Weißt Du noch was????? Vielen Dank und Grüße Micha


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Micha, ich würde gar nichts machen, denn mit den Eisentropfen wird der Eisenmangel behoben und Du musst nicht extra Fleisch geben, denn dies reicht im Moment sowieso nicht alleine aus. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder sich an einen niedrigen HB gewöhnen können und ein Wert von 10 g/dl ist niedrig, normal ist für ein einjähriges Kind zwischen 10,5 und 15,5 g/dl ("Kinderheilkunde" von Harnack, Koletzko, 10. Auflage). Da Eisenmangel appetitlos machen kann, kann sich das Essverhalten eines Kindes verbessern, wenn der Eisenhaushalt wieder ausgeglichen ist. Sprich einfach nochmals mit deinem Kinderarzt oder hole dir die Meinung einer zweiten Kinderärztin/arzt ein und biete deinem Kind weiterhin Beikost in unterschiedlichster Form an, aber zwinge es nicht, denn der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist.Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das nun neu auf deutsch erhältliche Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. LLLiebe Grüße Biggi


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