Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie stille ich Nachts ab?

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Frage: Wie stille ich Nachts ab?

MarielaJop

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Hallo, meine Tochter ist 11 Monate alt. Ich habe 7 Monate voll gestillt und dann mit Beikost begonnen. Nun will ich abstillen. Ich habe begonnen das Stillen zum Einschlafen im Familienbett durch den Milchbrei um 19:00 Uhr zu ersetzen, was auch geklappt hat -Tagsüber inkl. Frühstück klappt schon gut und sie verlangt die Brust nicht mehr. Sie schläft jetzt zwar ohne die Brust ein, aber bereits zwischen 23:00 und 00:00 will sie an die Brust und trinkt. Dann geht es so weiter bis in der Früh und ich stille alle 2-3 Stunden. Mahl mehr mahl weniger. Gegen 06:00 Uhr das letzte Mal und dann Frühstückt sie wieder gegen 08:00/09:00 mit uns am Frühstückstisch ihr Brei/Michbrei & Co. Wasser trinkt sie gut aus der Trinkflasche/Trinkbecher. Mir geht es um die Nacht, wie still ich da ab? Alle Flaschen und Milchpulver ausprobiert - sie verweigert jegliche Flaschen, auch bei meinem Mann, wir haben auch all Ihre Tipps versucht anzuwenden, ohne Erfolg. Sie erkennt einfach dass in der Fl. kein Wasser ist! (kein Wunder denkt ich mir, Schnuller nimmt sie selten zum einschlafen für paar Minuten und sonst hat sie ja 11 Monate keine Flasche im Mund gehabt) Ich möchte aber nun abstillen! Soll ich überhaupt noch versuchen sie an die Milchflasche für die Nacht zu gewöhnen? Anscheinend hat sie in der Nacht noch Hunger...Soll ich versuchen sie Nachts an Tee/Wasser zu gewöhnen? Bin am Enden mit meinem Wissen. Bei meiner ersten Tochter war das so einfach, mit 11 Monaten in der Besagten Nacht die Brust nicht angeboten - sie war paar Minuten unruhig und hat sich seit dem nie wieder in der Nacht zum trinken gemeldet :-)


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe MarielaJop, gleich einmal zu deiner Beruhigung – Du hast NICHTS falsch gemacht! Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags hoch geschlagen sind..... Gerade in diesem Alter schlafen viele Babys sehr schlecht, gerade weil sie am Tag so viel erleben und das in der Nacht verarbeiten müssen. Also, ganz klar: Du hast nichts falsch gemacht, und es liegt auch nicht an dir, dass dein Kleiner sich verhält, wie er sich verhält! (wäre es anders, warum glaubst du gibt es soooo viele Ratgeber zum Thema??) Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiterentwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Vielleicht möchtest du ein Buch zum Thema lesen? Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Wenn du jedoch wirklich abstillen möchtest, dann sprich mit deinem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeige ihm, dass du es selbstverständlich noch genau so lieb hast wie schon immer. Du entziehst ihm die Brust aber nicht dich selbst und deine Liebe. Dazu kannst Du die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile stillen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, Euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Es wird einige harte Nächte geben, aber dein Kind wird lernen, ohne Brust zu schlafen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi


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