Claclade
Hallo, Meine Tochter ist letzte Woche 6 Monate alt geworden. Ich stille von Geburt an voll. Seit Weihnachten haben wir teilweise Stillabstände von einer halben bis dreiviertel Stunde nachts. Seite Ende Januar, also kurz vor Vollendung des 5. Monats habe ich mit der Beikost (Gemüsegläschen) angefangen. Kommt leider nicht gut an. Auf Zuraten der Sprechstundenhilfe meines Frauenarztes und meiner Mutter ("es kann doch nicht alles falsch gewesen sein, was wir früher getan haben") habe ich mit der Beikost für abends angefangen und zwar mit Reisflocken. Mal nimmt sie diese an, aber max. 100 ml, meißtens aber nur 3-4 kleine Löffelchen und stürzt sich dann auf die Brust als gäbe es keinen Morgen. Das hält max. 3 Stunden, dann stille ich wieder (so gegen 22 Uhr) und mit etwas Glück klappen dann nochmal 3 Stunden aber meißtens sind es dann nur noch 2 Stunden oder 1,5 und ab dem frühen Morgen kommt es öfters vor, dass sie stündlich oder öfters kommt. Dazu kommt, dass spätestens nach dem 2. Stillen nicht mehr in ihrem eigenen Bett (steht als Beistellbett direkt neben meinem) schlafen will und nur bei mir im Bett weiter schläft. Nicht schlimm, wenn es denn kein Wasserbett wäre! Mein Mann schläft aufgrund dessen und auch wegen seiner Schnarcherei auf der Couch (für ihn kein Problem). Jede Nacht ist es wieder ein Kampf mit meinem Gewissen, Kinderarzt, Bekannte, Freunde raten mir, sie schreien zu lassen, ich würde sie verwöhnen. Meine Hebamme meinte, solle gewisse Fütterungszeiten einhalten und wenn sie zwischendurch schreit, Wasser oder Tee geben (sie kann kein Hunger haben, sie ist gut im Futter (7,5 kg und 70 cm) und sie nach Karp oder Irina Prekop einfach festhalten (funktioniert nicht, empfinde ich auch als eine nicht ganz so brutale Form des Schreien lassens, aber im Prinzip ist es nichts anderes). Habe auch so versucht sie zum Schlafen zu bringen, hat 2 Mal funktioniert, aber hat eine ganze Weile gedauert und sie ist total erschöpft in meinen Armen eingeschlafen. Ich habe auch viel über das Schreien lassen nachgelesen und das kommt aufgrund dessen nicht für mich in Frage aber da ich mittlerweile so fertig bin, weiss ich bald nichts anderes was ich probieren könnte. Ach ja, das Buch von Sears habe ich (24h-Baby). es hat mir viel geholfen aber zurzeit denke, es muss doch auch anders gehen. Vielen Dank im voraus für Ihre Hilfe! Dieses Forum und diese Seite überhaupt haben mir schon viel beim durchlesen geholfen! Grüße Claclade
Liebe Claclade, Ihr Baby ist gerade erst SECHS Monate alt, selbst Ferber selbst rät in diesem Alter von seinem Programm ab!!! In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es „durchschlafe". Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen „lernen" könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn Ihr Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen „abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Allerdings wird davon abgeraten mit Babys im Wasserbett zusammen zu schlafen, da es ein erhöhtes Risiko für den Plötzlichen Kindstod zu geben scheint. Sie sollten also in jedem Fall darauf achten, dass Sie nicht beim Stillen einschlafen und das Baby nach dem Stillen auf eine Extra Matratze neben dem Wasserbett, eine Wiege oder einen Babybalkon zum Schlafen legen. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun ... Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder SICH etwas Gutes tun. Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihre beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese „gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Claclade
Liebe Biggi, vielen Dank für die schnelle Antwort. Im Grunde berücksichtige ich all diese Dinge und versuche sie alle so gut es geht umzusetzen. Wahrscheinlich habe ich das in meiner Fragestellung nicht deutlich genug gemacht. Mein Mann und ich haben uns bewußt gegen Ferber, Karp und Prekop entschieden, weil wir dies für nicht richtig halten. Ich habe in den letzten Wochen viel dazu recherchiert, weil jeder in unserem Umfeld dazu rät. Mein Instinkt sagt mir aber, dass das falsch ist und wir handeln auch nicht danach sondern so, wie es hier empfohlen wird. Daher finde ich diese Seite und die Foren so gut. Ich weiss nur leider nicht, wie ich meine Maus aus dem Wasserbett rausbekommen soll. Im Prinzip liegt sie statt rechts nur links neben mir, also nicht wirklich näher, weil sie ja in ihrem Bettchen neben mir liegt. Extra als Babybalkon aufgebaut, weil Stubenwagen und echtes Babybay zu klein geworden sind. Gruß Claclade
Hast Du schon einmal daran gedacht, die Betten einfach für einige Zeit abzubauen? Freunde von uns hatten auch ein Wasserbett und haben sich im ersten Jahr einfach ein Matratzenlager auf den Boden gebaut, so konnte das Baby nicht raus fallen und sie mussten nicht extra einen Lattenrost kaufen. Ist vielleicht nicht alltäglich, aber Ihr könnt vielleicht endlich schlafen ;-). Biggi
Claclade
Ein Versuch ist es wert :-) Vielen Dank!!!