Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie klappt das Stillen wieder besser?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie klappt das Stillen wieder besser?

Pitti

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Hallo. Meine Kleine ist nun 8Wochen alt und ich habe sie bis zur 4Woche voll gestillt. Da wir noch einen großen Sohn haben und diese ersten vier Wochen für mich sehr anstrengend waren, empfand ich das Stillen oftmals als eher stressig. Durch eine starke Erkältung, dem ständigen Schlafmangel und dem Druck, meinem Großen auch gerecht zu werden, hatte ich mich kurzzeitig entschieden abzustillen und meine Maus bekam für ein paar Tage die Flasche. Da sich aber schnell mein schlechtes Gewissen meldete, habe ich einen neuen Versuch gewagt. Zum Anfang legte ich meine Tochter an und gab ihr hinterher noch eine Flasche, weil ich nicht wusste, ob sie auch genug Milch bekommt (die Milchmenge hatte sich ja schon reduziert) Nun quälen wir uns schon ca. 3 Wochen mit dem Stillen und ich weiß nicht weiter. Ich lege meine Kleine an und sie saugt auch und ich höre, dass sie gut trinkt. Nach ein paar Minuten fängt sie aber an zu weinen. Ich nehme sie dann hoch und versuche es nach ein paar Minuten erneut aber sobald ich sie in die Nähe der Brust bringe fängt sie wieder an zu weinen und dabei strampelt sie heftig und drückt sich weg und steigert sich dann auch erst richtig rein. Ich versuche es auch immer wieder, bis ich dann irgendwann aufgebe und ihr eine Flasche mache, die sie dann hastig und manchmal auch mit weinen mehr oder weniger trinkt. Es gibt auch zwischendurch Tage, wenn auch eher selten, an denen brauch ich nicht eine Flasche als Ausweichlösung. In der Nacht geht das Stillen ohne Probleme. Da trinkt sie 5-10 Minuten und nochmal ein paar Minuten an der zweiten Brust, oder auch nicht, und schläft zufrieden ein bis zur nächsten Mahlzeit. Ich bin echt frustriert. Hab mich in diversen Foren versucht zu belesen woran es liegt und was es ist - Saugverwirrung, Brustschimpfphase, Wachstumsschub - ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mit dieser Situation sehr unglücklich bin und vor jedem Anlegen mich frage, ob sie wieder anfängt zu weinen oder nicht. Bei meinem Sohn vor fast 6Jahren habe ich nur eine Woche gestillt und bei dem ersten Stillproblem aufgegeben. Aber diesmal wollte ich es besser machen. Ich bin keine Mutti, die in dem Stillen ihre Erfüllung sieht - ich bewundere diese Frauen - aber ich möchte meiner Tochter zu Liebe doch noch etwas länger durchhalten und gerade jetzt, nachdem ich, nach dieser Kurzschlussreaktion, die Milchmenge durch viel Anlegen und pumpen wieder steigern konnte. Vielleicht kann man mir ja hier weiterhelfen. Vielen Dank schon mal für die Mühen. LG Pitti


Biggi Welter

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Liebe Heike, ich konnte in der mir vorliegenden Literatur keinerlei Informationen über die Verwendung von Carnitin in der Stillzeit finden. Dr. Paulus aus dem Nebenforum schreibt folgendes dazu: „Bei L-Carnitin handelt es sich um eine quaternäre Ammoniumverbindung, die in allen Geweben des menschlichen Organismus für den Transport von freien Fettsäuren in die Mitochondrien erforderlich ist. Hinweise auf schädigende Effekte dieses essentiellen Nahrungsbestandteiles liegen nicht vor.“ LLLiebe Grüße Biggi


Biggi Welter

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Liebe Pitti, ich denke auch eher an eine Saugverwirrung. Wenn Du wirklich wieder voll stillen möchtest, solltest Du auf Schnuller und Flaschen verzichten, damit dein Kind wieder lernt, korrekt und effektiv an der Brust zu trinken. Beim Zufüttern solltest Du eine alternative Fütterungsmethode wählen, z.B. das Bechern. Dein Baby wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis es den Dreh raus hat, wie es die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Außerdem solltest Du weiterhin oft anlegen und das Wechselstillen anwenden, dein Kind WIRD irgendwann effektiver trinken. In dieser Situation bewähren sich auch die Tipps, die bei einem Stillstreik empfohlen werden: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Wenn dein Kind die Brust komplett ablehnt, wäre evtl. das Brusternährungsset sinnvoll, melde dich dann bitte noch einmal, damit ich dir Tipps dazu geben kann oder schau in der Suchfunktion. Auch solltest Du zusätzlich abpumpen, um die Milchmenge zu steigern. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Außerdem solltest Du wirklich unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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