Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie kann ich die Zeit zwischen dem Stillen rauszögern?

Frage: Wie kann ich die Zeit zwischen dem Stillen rauszögern?

suse04

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Hallo, mein 3,5 Monate alter Sohn bekommt neben dem täglichen Stillen am Abend eine Flasche Aptamil pre, da ihm die Brust am Abend nicht reicht (ich merke selber das ich dann weniger Milch habe). Lt. den Angaben auf der Verpackung sollte er über 200ml bekommen, da er über 6 Kilo wiegt. Er trinkt aber max. 90ml und verlangt dann nach kurzer Zeit nach der Brust. Und er kommt auch sonst immer alle 2h (teilweise sogar weniger) Ich bin wirklich ratlos was ich machen soll. Ich kann ihn mit nichts ablenken (spazieren gehen, tragen, spielen, singen, usw.) Wenn ich ihn hochnehme lässt er sich sogar auf Brusthöhe sinken und fängt an zu suchen!!! Ich weiss wirklich nicht was ich noch machen soll, da ich von meiner Aerztin und Mütterberaterin und auch vom Osteopathen jedesmal eine Predigt bekomme. Er darf nur alle 3-4 Stunden kommen. Wie erreiche ich dies aber? oder sollte ich komplett auf Aptamil umsteigen und Abstillen?


Biggi Welter

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Liebe suse04, QUATSCH, das Baby verhält sich völlig normal! Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Eine Ausnahme stellen schlecht zunehmende Kinder oder kranke Kinder dar, da kann es sein, dass die Mutter regulierend eingreifen muss und das Baby eventuell zum Stillen wecken muss. Im Durchschnitt will ein kleines Baby wie Ihre Tochter in unregelmäßigen Abständen zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Solange das Kind gut gedeiht, können Sie es auch unbesorgt Ihrer Tochter überlassen, wie lange oder kurz sie an der Brust trinkt. Das Einzige, worauf Sie sich bei einem Baby verlassen können, ist, dass Sie sich auf nichts verlassen können. Der „Rhythmus" eines Baby ist ständigen Änderungen unterworfen und keineswegs eine feste Größe. Gestillte Kinder haben auch nicht allgemein mehr Blähungen als nicht gestillte Kinder, nur kann man einer stillenden Frau so leicht ein schlechtes Gewissen machen mit irgendwelchen Behauptungen, dass „ihre Milch schuld sei". Blähungen beim Baby kommen nur in ganz seltenen Fällen von dem, was die Mutter gegessen oder getrunken hat und sie kommen auch nicht davon, dass ein Kind „zu oft" oder in „zu kurzem Abstand" gestillt wird. Eine Kollegin von mir hat einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich hier anhänge. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


Mitglied inaktiv

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Boah, du bist ja, verzeih diesen Ausdruck, an absolute Vollpfosten geraten. Vergieß den quatsch den man Dir erzählt hat. Das mit den 3-4 Std stimmt bicht einmal für Pre-Milch, und für Muttermilch schon mal gar nicht. Um es mal deutlich zu sagen, Dein Kind ist intelligenter als dein Umfeld und sagt Dir ganz klar und deutlich, mama hör auf mich, ich weiß es besser. Muttermilch darf und sollte !!! nach bedarf gegeben werden, genauso wie das heutzutage für Pre gilt. Alle 3-4 Std kann sinnvoll sein bei 1ner Milch, liegt aber da an der Stärke welche drin enthalten ist und mit der der kindliche Organismus so noch gar nicht zurechtkommt. Stärkeverdauung beginnt nämlich im Mund, was mit Flasche so nicht hinhaut. Seh es entspannt und still nach Bedarf. Das ist das beste was ihr machen könnt. Und, ist auchd as beste gegen zuwenig Milch. Weil das was man dir gesagt hat, das sind die besten Mittel für Milchmangel, Stillprobleme und ähnlichem. Und falls nochmal wr mit solch einen Mist um die Ecke kommt, dann einfach fragen wie lange derjenige den erfolgreich !!! gestillt hat.


suse04

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Vielen Dank für eure Antworten. Ich bin froh zu hören, dass ich es gar nicht falsch mache :D Nach all den Zweifeln, ob ich meinem Kind etwas schlechtes tu, kann ich jetzt aufatmen! Und mein Baby natürlich auch ;-) Vielen lieben Dank.


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