Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

wie kam es zu den still-barrieren??

Frage: wie kam es zu den still-barrieren??

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hallo biggi, entschuldige, das wird jetzt bisschen lang. aber ist eine große herzensangelegenheit, deshalb... immer wieder treffe und höre ich von frauen (z.z. bin ich in russland, aber auch in deutschland höre ich das oft), die nicht stillen konnten, "zuwenig milch gehabt hätten" etc. meine mutter erzählt auch immer wieder, dass sie zb mich nicht richtig stillen konnte, weil man mich ihr nach der entbindung (in der ddr) sofort abgenommen und dann erst nach 36 h gebracht hat. meine mutter hat davon ein richtiges trauma und ärgert sich noch heute schwarz, dass sie sich das hat bieten lassen, und mich macht der gedanke, dass man uns diese wichtige bindung (ich bin jetzt selber eine stillende mama) kaputtgemacht hat, auch ganz traurig. in westdeutschland war das wohl auch so, wie mir eine freundin erzählt hat. hier in russland wurden die frauen noch viel schlimmer behandelt in der geburtsklinik, einfach horror. da hat es dann bei sehr vielen nicht geklappt mit dem stillen. kannst du sagen, wie es zu dieser schrecklichen einstellung gegenüber dem stillen in anscheinend ganz europa gekommen ist? das ging wohl in den 70ern los? wie kam es denn dazu, dass die "aufgeklärte" medizin damals das stillen nicht unterstützt hat und die folgen und vorurteile bis heute in den köpfen festsitzen?? (leider wissen zb auch einige meiner freundinnen, die keine kinder haben, überhaupt nichts übers stillen, wissen zb nicht sicher, dass sie stillen könnten etc...!) vielen dank für deine antwort! viele liebe grüße! anna


Biggi Welter

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? Liebe Anna, das ist eine lange Geschichte, die ihren Anfang bereits vor mehr als 100 Jahren hatte und unter anderem damit zu tun hat, dass der Mensch immer wieder denkt, dass er schlauer ist als die Natur, dass es finanzielle Interessen gibt, dass frau nicht stillt, dass es den Gedanken gibt, dass eine nicht stillende Frau schneller wieder für den Arbeitsmarkt (und den Mann) verfügbar ist und dass es immer schon (überwiegend) Männer gab, die die innige Verbindung zwischen Mutter und Kind bedrohlich fanden und diese dann mit pädagogisch oder wissenschaftlich verbrämten Argumenten reglementieren wollten. Inzwischen kommt noch ein weiteres Argument: Es gibt Frauen, die glauben, dass das Stillen sie daran hindert, emanzipiert zu sein. Diese Frauen verstehen leider unter Emanzipation wohl, dass eine Frau so sein muss wie ein Mann. Für mich ein falsches Verständnis von Emanzipation. Da es die Industrie mit einem ungeheuren Werbeaufwand geschafft hat und immer noch schafft, die Menschen zu manipulieren, ist es auch oftmals sehr schwer, Aufklärung über die Bedeutung des Stillens und der Muttermilch zu betreiben, denn Stillorganisationen haben kein Geld, um Werbespots im Fernsehen und Rundfunk zu finanzieren und ganzseitige Anzeigen in Zeitungen zu schalten. Da sich mit Muttermilch auch kein Geld verdienen lässt, ist es auch schwer, Sponsoren für die Stillförderung zu gewinnen. Aber: Wir arbeiten daran. LLLiebe Grüße Biggi


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