Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie finde ich heraus, was meinen Sohn beruhigt? – Sanfte Alternativen zum Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie finde ich heraus, was meinen Sohn beruhigt? – Sanfte Alternativen zum Stillen

Monski1

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Ich bin mir nicht sicher, ob mein Anliegen hier ins richtige Forum passt – ich hoffe aber, dass ich hier richtig bin. Mein Sohn ist 13 Monate alt, und ich spüre zunehmend den Wunsch, abzustillen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass er mich beim Stillen oft schmerzhaft beißt und mit seinen Fingern in meine Haut zwickt. Gleichzeitig fällt mir die Entscheidung nicht leicht, da ich eigentlich gerne stille. Doch immer wieder gibt es Momente, in denen ich es bereue, weil das Beißen und Nuckeln mich stark belastet. Unsere Kinderärztin hat mir grünes Licht fürs Abstillen gegeben. Nun stehe ich vor der Herausforderung, wie ich das Abstillen umsetzen kann. Derzeit stille ich ihn zum Einschlafen – sowohl bei seinen zwei Tagschläfchen als auch abends. Nachts wechseln mein Mann und ich uns ab: Einer von uns schläft im Wohnzimmer, damit der andere ausreichend Schlaf bekommt. Das heißt, mein Sohn kennt bereits Nächte ohne mich. Wenn ich aber bei ihm bin, möchte er die meiste Zeit an der Brust nuckeln. Manchmal kann ich damit gut schlafen, aber oft raubt es mir den Schlaf und frustriert mich. In diesen Momenten wünsche ich mir dann, gar nicht mehr zu stillen. Tagsüber habe ich bereits versucht, ihn ohne Stillen zum Schlafen zu bringen. Manchmal klappt es auf dem Pezziball, aber wenn er nach kurzer Zeit aufwacht und weiterschlafen möchte, verlangt er lautstark nach der Brust. Wenn er sie nicht sofort bekommt, wird er sehr unruhig und schlägt um sich. Auch dann möchte er durchgehend nuckeln, weshalb ich meistens bei den Tagschläfchen neben ihm liegen muss. Ohne Pezziball und Brust schläft er nicht ein. Er lehnt Schnuller und Fläschchen ab, was die Situation zusätzlich erschwert. Ich denke ständig über das Abstillen nach, bin aber ratlos, wie ich ihn ohne Stillen beruhigen kann. Ich habe das Gefühl, dass er das Stillen noch sehr braucht, und genau das verunsichert mich. Meine größten Probleme dabei sind: Dass er beim Einschlafen beißt und zwickt – und ich keine Alternative habe, ihn anders in den Schlaf zu begleiten. Dass er nachts dauerhaft nuckeln möchte, was ich nicht mehr möchte – aber ich nicht weiß, wie ich ihm das abgewöhnen kann. Wie kann ich heraus finden, was meinen Sohn beruhigt?


Biggi Welter

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Liebe Monski1, ich würde ganz langsam mit dem Abstillen beginnen und zunächst erst einmal das Beißen abgewöhnen – denn das kann dein Baby lernen! Wenn dein Baby beim Stillen beißt, kannst du ihm durchaus vermitteln, dass dir das weh tut, genauso, wenn es zwickt. Ein Baby verbindet das Gefühl der Beruhigung und der Sicherheit ebenso wie das Stillen des Hungers mit seiner Mutter. Es versteht nicht, dass es der Mutter Schmerzen verursacht, wenn es seine Zähne auf ihre Brustwarze drückt. Babys beißen nicht aus Boshaftigkeit. Ein Baby muss lernen, was es beim Stillen mit neuen Zähnen tun muss. Oft lernt es durch Ausprobieren und dem, was darauffolgt. Daher kann ein plötzliches Aufschreien der Mutter dazu führen, dass das Baby entweder so erschrickt, dass es anschließend die Brust verweigert oder aber, dass es das Aufschreien sehr interessant findet und deshalb probiert, ob es diese Reaktion noch einmal hervorrufen kann. Die folgenden Strategien haben sich in dieser Situation als erfolgreich erwiesen: - das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann. - etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe-Biss kommt, bietest du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf. - das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen oder Zerren an der Brust strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat. - einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereithält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren. - mit dem Baby reden und ihm erklären, dass du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich). Widerstehe der Versuchung das Baby beim Zubeißen sofort von der Brust zu reißen, sondern ziehe es nahe an dich heran. Dann lässt es los, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für dein Brust, wenn das Baby loslässt, als es von der Brust wegzureißen. Wenn du dann trotzdem abstillen möchtest, gibt es folgende Tipps: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Im Idealfall ist jemand da, der dein Baby bis zum nächsten "Jetzt ist Stillzeit"-Signal nimmt, herumträgt und liebevoll begleitet. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und es nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet, haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht Ich hoffe, dass dir meine Antwort weiterhilft. Liebe Grüße Biggi


Monski1

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Liebe Biggi,  vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Du hast mich auf jeden Fall nochmal dazu motiviert, das Beiß-Problem anzugehen, um weiter stillen zu können. Das klappt nämlich leider nicht immer. Wenn er sehr unruhig ist, also schon etwas zu müde oder noch zu wach, dann beißt er sehr häufig. Zumindest weiß ich dann, was Sache ist. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es für das Abstillen noch nicht der richtige Zeitpunkt ist.  Danke auch für die Buch-Empfehlung. Das werde ich mir gerne mal Durchlesen. 


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