Ma 79
Hallo Frau Welter, ich habe das Gefühl, dass ich durch das Stillen meiner 8 1/2 Monate alten Tochter Mangelerscheinungen habe und würde gerne wissen was ich dagegen alles machen kann. Seit ca. 3-4 Monaten sind meine Zähne sehr empfindlich gegenüber kaltem und heißen Speisen und Getränken, was ich vorher gar nicht kannte. Ich hab auch das Gefühl, dass die Zähne so durchscheinend und rau werden. Ich war deswegen schon beim Zahnarzt und hab verschiedene spezielle Zahncremen ausprobiert, aber es ändert sich nichts, wird eher immer schlimmer. Mein Zahnarzt hat jetzt gemeint, dass vielleicht ein Mangel bei mir vorliegen könnte. Meine Tochter wird bis auf 2 Breimalzeiten (Mittags und Abends) voll gestillt. Sie schafft von den Breien jeweils ca. ein halbes bis dreivierteltes kleines Gläschen und wird anschließend immer noch gestillt, da sie sonst schon nach kurzer Zeit wieder Hunger hat. Beim Stillen nach der Mahlzeit merke ich kaum einen Unterschied zu einer Stillmahlzeit ohne Essen. Eigentlich habe ich damit auch gar kein Problem, aber im Zusammenhang mit dem Mangelverdacht habe ich überlegt was ich machen kann, damit wir vielleicht das Stillen zum Mittagsbrei auslassen könnten. Am Abend zum Bettgehen würde ich schon gerne weiterstillen. Meine Tochter kommt auch nachts öfter und will trinken, was mich aber nicht stört. Ich bin schon seit ca. 20 Jahren Vegetarier, esse aber Fisch und achte im Grunde schon auf eine gesunde Ernährung. Während der Schwangerschaft und Stillzeit habe ich immer wieder Mal Kräuterblut zur besseren Eisenversorgung genommen. Können Sie mir sagen, ob meine Probleme mit einem Mangel zusammenhängen könnten und wenn ja was ich in der Stillzeit dagegen sinnvoll machen kann?
Liebe Ma 79, leider wird immer wieder gesagt, stillen lauge die Mutter aus oder führe zu Erschöpfungszuständen usw. . Wenn das Stillen so anstrengend und für die Mutter belastend wäre, würden anerkannte Organisationen wie die WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht eine mindestens zweijährige Stillzeit für ALLE Kinder empfehlen (nicht nur für die, die in Entwicklungsländern leben, wie diese Empfehlung fälschlicherweise immer wieder ausgelegt wird). Die WHO setzt sich auch das Wohl der Frauen ein. Das Stillen laugt die Mütter nicht aus und schwächt auch nicht ihr Immunsystem, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Die Tatsache, dass Muttersein einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet, führt dazu, dass Mütter von kleinen Kindern oft anfälliger sind als kinderlose Frauen oder Frauen mit älteren Kindern. Ihr Baby ist gerade erst acht Monate alt und damit noch am Beginn der „Beikostkarriere“ und in dieser Zeit sollte der Begriff „BEI Kost“ wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Sprechen Sie einmal mit Ihrem Arzt, ob er ein Blutbild machen lassen kann, um einen evtl. Mangel feststellen zu können. LLLiebe Grüße, Biggi