Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Warum kann ich das Stillen diesmal nicht genießen...???

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Warum kann ich das Stillen diesmal nicht genießen...???

Mitglied inaktiv

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...sondern es ist mir stellenweise mehr als lästig Mir geht schon seit letzter Woche Montag der Gedanke durch den Kopf, wie ich das in Zukunft mit dem Stillen mache. Meine Tochter ist heute 1 Monat alt (Frühchen 36+1) und verlangt gerade sehr viel die Brust. Heute Nacht lag sie von 3 Uhr bis halb 5 fast kontinuierlich dran, führe das aber grad eher auf einen Schub zurück als auf zu wenig Milch. Stillprobe am Samstag ergab, daß sie 100ml aus beiden Seiten innerhalb von 30min trinkt und nach der Berechnung aus Gewicht und Stillmahlzeiten nur rund 85-90ml trinken müßte. Vor allem am Nachmittag ist es mir im Moment mehr als lästig. Morgens und Nachts habe ich damit meist keine Probleme und meine Hebamme möchte ich jetzt damit eigentlich auch nicht mehr belästigen, da es denke ich eher eine emotionale Frage ist, als ein Stillproblem in dem Sinne. Liegt wohl auch daran, daß ich Mittags beide Kinder zu Hause habe und Luisa ja dann auch nicht 1-1,5 stündlich für 30-45 min an die Brust nehmen kann ohne das mein Sohn das Maulen anfängt. Er kapiert halt mit seinen 3 Jahren doch noch nicht alles bzw. möchte mich ja auch mal für sich haben. Sie hat oft Phasen zwischen 14-16 Uhr in diesem Rhythmus zu kommen, vermutlich weil sie durstig ist und nicht unbedingt Hunger hat bei der Wärme (wurde jetzt die letzten Tage, wo es kühler war ein wenig besser - Abstand ca. 1,5-2 Stunden) Die letzten Tage habe ich sie dann entnervt ins TT gepackt und siehe da, sie hat geschlafen. Allerdings kann ich dann auch nicht den Haushalt so schmeißen wie ich ihn gerne würde. Wäsche machen geht nur bedingt und mit meinem Sohn toben natürlich auch. Hab an den Tagen dann 2-3mal abgepumpt und ihr die MuMi über Flasche gegeben, diese trinkt sie innerhalb von 10-15min leer. Hab mich dann echt gefragt, was mir in 1. Linie wichtig ist und das ist im Moment, daß sie MuMi bekommt. Möchte aber ja auch nicht nur Pumpen, denn das ist mir auf Dauer mit der Leihpumpe zu teuer und zu aufwendig. Einmal am Tag muß ich ihr mittlerweile eh schon die Flasche geben, denn die Zymafluor-Tablette nimmt sie auch nur mit MuMi aus der Flasche. Beim Stillen klebt sonst alles nur an meinen Brustwarzen und vom Löffel schlürft sie sie nicht. Ach mensch, hab mir das echt einfacher vorgestellt und bei meinem Sohn hatte das so gut geklappt damals. Woran liegt das denn? Vielen Dank fürs Zuhören und für hilfreiche Tipps wäre ich sehr sehr dankbar. Viele Grüße Stefanie


Biggi Welter

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Liebe Stefanie, also schon rein vom Biologischen her gesehen ist Stillen keine zusätzliche nervliche Belastung, sondern durch den erhöhten Prolaktinspiegel ist die Mutter gelassener, denn Prolaktin wirkt wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Das merken viele Frauen nach dem Abstillen, dass sie plötzlich durch die sprichwörtliche „Mücke an der Wand" genervt sind und viel schneller die Geduld verlieren, was sich wiederum mit dem abgesunkenen Prolaktinspiegel erklären lässt. Ich denke auch nicht, dass es wirklich das Stillen ist, was dich stresst, sondern vielmehr die Tatsache, dass Du als Mutter von zwei kleinen Kindern Schwerstarbeit leistest, die noch dazu kaum jemand als solche anerkennt. Du fühlst dich erschöpft und müde und erhoffst dir vom Abstillen oder Zufüttern eine Erleichterung. Dieser Gedanke liegt bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Wenn Du für dich davon überzeugt bist, dass Abstillen dein Leben erleichtern wird, dann steh zu dieser Entscheidung und stille ab, doch sei nicht enttäuscht, wenn Du anschließend feststellen musst, dass dein Leben keinen Deut stressfreier geworden ist. Statt nun das Stillen einzuschränken oder gar abzustillen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinen Kindern zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi


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Ich kann der Expertin nur zustimmen,trotzdem: Ich misch mich mal ein... :-) Habe auch ganz lange gepumpt(aus anderen Gründen) und bin jetzt wieder zum Stillen "pur" zurückgekehrt(endlich). Hab auch eine kleine Tochter, mein Mann nur am WE da(manchmal auch nur aller 2 WE). Was mir geholfen hat: http://www.youtube.com/watch?v=TLduLJFSJn4 (geht auch zum Spüli ausräumen) UND: Jedes Mal, wenn mein Kleiner trinkt, kriegt die Große ein Buch vorgelesen, danach kann man immer noch toben. Hab Geduld, der Alltag muss sich erst einspielen! Eine Freundin hat mal zu mir gesagt: "Wenn ein neues Mitglied in die Familie kommt, müssen alle ein wenig zurechtrücken, bis jeder wieder seinen Platz gefunden hat."


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