Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Viele Meinungen über das Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Viele Meinungen über das Stillen

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Liebe Biggi, stillen ist ja nicht nur Ernährung des kindes, das ist klar. Aber es dient ja in erster Linie dazu. Ist Stillen denn echt so wichtig für die Kinder? Ich habe 2 sehr gesunde und muntere Kinder, die wurden nicht gestilt (konnte nicht - wollte schon) und ich kann mir nicht vostellen das ihnen was fehlt. Die Flasche habe ich immer mit sehr viel Liebe gegeben, was ist am Stillen denn so anders? Soll man Kinder denn auch nur so zum Trost Stillen? Als Schnuller dienen? Das machen ja die meisten Mütter eh nicht. Ich frage, weil ich noch ein Baby erwarte und mir überlegt ob ich diesmal Stillen soll. Ich habe immer recht schnell die Flinte ins Korn geworfen und denke mit viel Schweiß werde ich schon Stillen können. Was sind die Vorteile? Danke


Biggi Welter

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? Liebe Tina, wenn ich jetzt anfangen wollte, die Vorteile des Stillens alle aufzuführen, dann sitze ich in zehn Stunden noch hier und schreibe:-) Ich werde versuchen einiges anzureißen, doch ich denke, die Antwort auf Ihre Frage kennen Sie selbst ohnehin schon. Stillen ist wichtig für Mutter und Kind. Beide profitieren davon und zwar sowohl körperlich als auch seelisch. Es ist durch unzählige Studien belegt, dass Stillen förderlich für die Gesundheit des Kindes ist (und dies auch langfristig, nicht nur in der Babyzeit) und dass auch die Mutter gesundheitliche Vorteile durch das (lange) Stillen hat (beginnend mit einer schnelleren Rückbildung der Gebärmutter und weiter durch einen Schutz vor Osteoporose, Schutz vor Brustkrebs u.a.). Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Intelligenzquotienten des Kindes und dem Stillen und generell ist die Verbindung zwischen gestillten Kindern und ihren Müttern oft anders als es beim Nicht-Stillen der Fall ist. Sicher kann eine Flasche liebevoll gegeben werden. Die Mutter kann beim Flaschegeben darauf achten, dass das Kind viel Hautkontakt bekommt, sie kann regelmäßig die Seite wechseln, damit (wie beim Stillen automatisch) die Entwicklung der Augen gefördert wird und auch eine nicht stillende Mutter kann liebevoll und respektvoll mit ihrem Kind umgehen. Dennoch wird der Inhalt der Flasche immer nur eine der Muttermilch nachgeahmte Kopie sein, die niemals an das Original heranreicht und der Flaschensauger wird niemals eine Brust sein. Das Saugen an einem künstlichen Sauger wird nicht die Vorteile für die Entwicklung der Mund- und Gesichtsmuskulatur und des Kiefers für das Kind mit sich bringen, wie das Saugen an der Brust. Stillen ist der Gold-Standard. All diese Vorteile sind eine Tatsache und genau so ist es eine Tatsache, dass es immer wieder Situationen geben wird, in denen ein Kind und seine Mutter - aus den verschiedensten Gründen - nicht in den Genuss dieser Vorteile kommen werden. Dann muss der Weg gefunden werden, wie Mutter und Kind möglichst nahe an den Gold-Standard herankommen können. Wenn Sie sich eingehend mit den Vorteilen des Stillens und auch den Nachteilen des Nicht-Stillens beschäftigen wollen, dann schauen Sie sich einmal auf der Seite von Ulrike Schmidtleitner www.uebersstillen.org um. Es ist auch keineswegs so, dass die Brust als Schnuller „missbraucht" wird, sondern umgekehrt: der Schnuller ist eine Brustattrappe. Schon vor langer Zeit wurde erkannt, dass Saugen beruhigend wirkt und deshalb - weil der Mensch anscheinend für Alles und Jedes ein „Ding" oder eine Maschine braucht - wurde eine Brustattrappe = Schnuller erfunden. Notwendig ist ein Schnuller nicht. Unzählige Kinder werden ohne Schnuller groß und können ihr Saugbedürfnis komplett an der Brust stillen. Für dieses Trost- und Beruhigungssaugen gibt es sogar einen wissenschaftlichen Ausdruck, das non-nutritive Saugen. Wenn Sie mehr stillende Mütter kennen lernen, werden Sie vielleicht sehr erstaunt feststellen, wie viele davon ihre Kinder ganz selbstverständlich zum Trost stillen. Für stillende Frauen ist es in den meisten Fällen ganz normal, dass das Kind an der Brust getröstet und beruhigt wird. Vor allem bei länger gestillten Kindern kommt diesem Aspekt des Stillens eine große Bedeutung zu. Stillen bedeutet auch Trost und Geborgenheit finden, Stillen ist eine Möglichkeit für ein Kind sich gemeinsam mit seiner Mutter in einer hektischen Welt für einen Moment zurückzuziehen und aufzutanken. Ich weiß nicht, welche Probleme Sie beim Stillen Ihrer beiden Kinder hatten, kenne keine Hintergründe und Ursachen für diese Probleme. Doch in den meisten Fällen ist Stillen keineswegs etwas, was nur „mit viel Schweiß" erreicht werden kann, vorausgesetzt die Frau hat den Wunsch zu stillen, sie hat die richtigen Informationen und sie wird kompetent unterstützt, ist das Stillen fast immer eine recht einfache Angelegenheit. Wäre es so schwierig, wie es oft dargestellt wird, dann wären die Menschheit bzw. gleich alle Säugelebewesen schon lange ausgestorben, denn die Natur lässt keine Systeme zu, die sich nicht bewähren. Die wichtigste Vorbereitung für das Stillen ist INFORMATION. Sehr viele Stillprobleme lassen sich vermeiden, wenn die Frau über die richtigen Informationen verfügt und zusätzlich eine kompetente Unterstützung erfährt. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. In jedem Fall würde Ihnen raten, noch während der Schwangerschaft eine Stillgruppe zu besuchen und sich dort informieren und beraten zu lassen. Dort lernen Sie auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, falls es nach der Geburt zu Problemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ich wünsche Ihnen eine schöne restliche Schwangerschaft und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo, Tina, bin zwar nicht Biggi, dafür aber seit 10 Monaten Stillmutter und kann Dir aus Erfahrung berichten: also, wenn Stillen nicht so wichtig wäre für die Kinder, dann 1. hätte es die Natur nicht so eingerichtet, und schon gar nicht als hochinteressantes und hochintelligentes gesundes System 2. würden die Kinder es nicht nachfragen. Ausserdem: klar fehlt Deinen Kindern nichts. Wie soll ihnen etwas fehlen, das sie nie kennengelernt haben? Einem Blinden fehlt der Sonnenaufgang auch nicht, und jemand, der nie ein Kind hatte, weiss nicht um das unglaubliche Glück, wenn das eigene Kind laut lacht. Ergo fehlt Deinen Kindern vermeintlich nichts. und trotzdem..... Stillen hat so viele Vorteile. Es wird nur immer so runtergespielt, weil behauptet wird, dass künstliche Babynahrung fast genauso gut ist. Das ist sie keineswegs. Vergleich ein 5-STernemenue aus biologischen Nahrungsmitteln, das Dir Dein liebevoller Mann lächelnd serviert, mit der Fünfminutenterrine, die Du selbst aufgiessen musst, dann weisst Du in etwa einen Vergleich. ich bin so frei und kopiere hier einen Artikel rein, der hauptsächlich auf die medizinischen Aspekte eingeht. (Quelle: www.uebersstillen.org.) Ich sag Dir noch meine Meinung: klar werden flaschenkinder gross. Gross werden sie alle. Überleg aber mal, was Dein Kind haben wollte, wenn es die Wahl hat. Sicherlich nicht die Fünfminutenterrine.... und ausserdem: ich möchte die ´Momente der Ruhe und der Liebe nicht missen, wenn meine Kleine gestillt werden will. Sie kuschelt sich an mic, dockt mal ab, lacht mich an, patscht mit den Händchen auf die Brust, trinkt wieder, dockt ab, guckt mich an, und manchmal sinkt sie in süsse Träume. das ist so schön, das kann keine Flasche der Welt ersetzen, und um nix in der Welt wollte ich mir diese Erfahrung nehmen lassen. Wenn Dir jemand erzählt, Stillen sei unpraktisch und unangenehm, anstrengend und nix für die Öffentlichkeit, arbeitet er entweder für die Babynahrungsindustrie, hat noch nie gestillt oder zu früh die Flinte ins Korn geworfen und braucht eine Rechtfertigung. lg Doro ************************* (....)Gleichzeitig geht aus der medizinischen Forschung eindeutig hervor, dass der gesundheitliche Nutzen des Kindes proportionell mit der Dauer der Stillzeit waechst, auch unter den besten Bedingungen der Industrielaender. (...) Diese Resultate gelten fuer · Kieferfehlstellung (Labok und Hendershot), · Magen- und Darmkrankheiten (Howie, Forsyth, Ogston, Clark, und Florey, 1990), · SIDS (Fredrickson, Sorenson, Biddle und Kotelchuk, 1993; Mitchell, Scragg, Steward, Becroft, Taylor, Ford, Hassall, Barry, Allen und Roberts, 1991), · Mittelohrentzuendung (Duncan, Ey, Golberg, Wright, Martinez und Taussig, 1993), · bestimmte Krebsarten, die in der Kindheit vorkommen (Davis, Savitz und Graubard, 1988; Golding, Paterson und Kinlen, 1990) · und Insulinabhaengige Diabetis (Cavallo, Fava, Monetini, Barone und Pozzilli, 1996; Dahl-Jorgensen, Joner und Hanssen, 1991; Mayer, Hamman, Gay, Lezotte, Savitz und Klingensmith, 1988; Virtanen, Rasanen, Aro, Lindstrom, Sippola, Lounamaa, Toivanen, Tuomilehto, und Akerblom, 1991). · Zu aehnlichen Ergebnissen kam man durch Untersuchungen bezueglich der Sinnesentwicklung (Intelligenzquozient, Schulerfolg). Am besten schnitten die Kinder ab, die am laengsten gestillt wurden, oder, um es von der anderen Seite zu betrachten, die Studie zeigt, je kuerzer die Stilldauer, desto oefter kommt es zu Problemen bei der Sinnesentwicklung.“ (...) „Juengste Studien lassen darauf schliessen, dass viele Gesundheitsprobleme von Erwachsenen darauf zureckzufuehren ist, dass sie als Babys nicht oder nur kurz gestillt wurden, und dass kuenstlich gefuetterte Kinder zwar ueberleben moegen, jedoch dann nicht unbedingt auch als Erwachsene gesund sein werden. Vorzeitiges Abstillen wurde als Risikofaktor bei folgenden Krankheiten oder Zustaenden erkannt: · Darminfektion(Acheson und Truelove, 1961), · Morbus Crohn (Koletzko, Sherman, Corey, Griffiths und Smith, 1989), · Sprue (eine Art allergische Reaktion des Darmes auf bestimmte Proteine, di z. B. im Weizen vorkommen) (Greco, Auricchio, Mayer und Grimaldi, 1988), · Schoenlein-Henoch-purpura (Pisacane, Buffolano, Grillo und Gaudiosi, 1992), · Brustkrebs (Freudenheim, Marshall, Graham, Laughlin, Vena, Bandera, Muti, Swanson und Nemoto, 1994), · Multiple Sklerose (Pisacane, Impagliazzo, Russo, Valiani, Mandarini, Florio und Vivo, 1994), · Allergien (Viele Studien, siehe: Cunningham, 1995), · Herzkranzgefaesserkrankung (Fall, Barker, Osmond, Winter, Clark und Hales, 1992; Kato, Inoue, Kawasaki, Fujiwara, Waranabe und Toshima, 1992; Kawasaki, Kosaki, Okawa, Shigematsu und Yanagawa, 1974; Marmot, Page, Atkins und Douglas, 1980; Osvorn, 1968).“ · (...) Zukuenftige Studien werden vielleicht bestaetigen, dass Stillen fuer die gesamte fuer unsere Spezies in evolutionistischer und psychologischer Hinsicht normale Zeitspanne von Vorteil ist, sowohl was den physischen Zustand betrifft, als auch die geistige Entwicklung und die emotionale Stabilitaet, im Vergleich zu vorzeitig abgestillten Kindern.“ Die Autorin ist: Dr. Katherine Dettwyler PhD, zugeordneter Professor fuer Anthropologie und Ernaehrungswissenschaft, Texas A & M University, Originaltitel des Textes: "Benefits of breastfeeding beyond six months"


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Doro spricht mir aus der Seele. Ich bin inzwischen im-6.Monat-glückliche-Stillmutter und ich mochte dass ganze nichtwehr missen! Ich hatte es eigentlich nie vor, so lange zu stillen, da ich z.B. selbst nicht gestillt wurde (aufgrund Klinikaufenthaltes woanders erst nach 14Tagen zu meiner Mutter, und da bin ich immer eingepennt) und aufgrund meiner doch recht schmalen Figur auch nicht glaubte, dass es klappt. Allerdings habe ich wohl mehr Glück als Verstand und es läuft alles besten :-) Als beeinflussbare Erstmutter habe ich auch schonmal die Teeflasche gegeben, und bei 1-2 Problemtagen gedacht, ich füttere zu. Aber mein ind dachte zum Glück besser als ich, nahm die Milchnahrung nicht und hat auch scheinbare Saugverwirrung. Kleines Arrangement zwischen uns: wenn sie beim Stillen einschläft, lege ich sie so hin, wenn sie danach noch wach ist, nimmt sie gern noch den Nuckel zum Einschläfern. So wird meine Brust geschont, und sie schläft im eigenen Kinderbett neben meinem. Inzwischen fürchte ich mich schon fast vor dem Moment des Abstillen, weil es MIR wohl einfach fehlen wird. Momentan spiele ich mit dem Gedanken, wenn ich in 9 Monaten wieder arbeiten gehe trotzdem am Stillen festzuhalten. Mal sehen, wie das klappt, vielleicht hilft da auch Biggi weiter. Versuche es auf jeden Fall würd' ich sagen, und suche Dir vorher gute Beratung (bei mir war's zum Glück meine Hebamme). Viel Glück Anne


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Liebe Tina Also ich bin nun seit 3 1/2 Jahren Stillmutter und habe seit 4 Monaten mein zweites Stillkind. Manchmal habe ich nun 2 Kinder an mir dranhängen, das macht aber gar nichts, wenn ich das frohe Gesicht meines großen danach sehe. Ich kann die medizinischen Begründungen nur Bestätigen, mein Sohn war noch nie ernstlich krank, denn immer konnte ich ihm durch das Stillen Trost und Nahrung geben. Ich hatte es nie vor, so lange zu stillen, aber ich bin froh, daß mir der Streß des Abstillens erspart blieb, meine Kinder dürfen sich selber abstillen. Noch viel Spaß allen Müttern, die gerne Stillen. Buchtip: "Das Handbuch für die Stillende Mutter" von der LLL Monika


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Liebe Tina, ich stille unseren Sohn Sebastian nun 12 Monate. Je älter er wird, umso schöner wird die Stillbeziehung, die sich doch am Anfang etwas schwierig gestaltete. Jeder riet mir zum Zufüttern, das Kind würde nicht satt werden, was mich sehr durcheinander brachte. Ich konnte die meisten eines besseren belehren. Sebastian wird nach Bedarf gestillt, nachts und zum Einschlafen. Es gibt bestimmt einige Frauen, die lassen ihre Babys "nuckeln", geben es nur nicht zu, weil es ja dem "Standardkind" nicht entspricht. Ich kann nur sagen, dass es bei uns ein sanftes Zubettgehen ist und wir diese traute Zweisamkeit genießen. Ich überlasse es ihm, sich abzustillen. Liebe Grüße, Enja


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