Frage: Verhalten beim Stillen

Hallo Frau Welter, mein Luke wird am 22.04. nun 3 Monate alt und bisher hat alles sehr gut geklappt, aber seit einigen Wochen macht mir das Stillen einige Sorgen, immer mehr eigentlich. Ich beschreibe am besten den Ablauf: morgens wacht er so zwischen 7 und 8 Uhr auf und wird von einer "halben" Brust so richtig satt. Da die andere so voll ist daß sie mir Schmerzen bereitet, pumpe ich so an die 80ml ab. Nach ca.2-3 Stunden möchte er wieder essen. Er bekommt dann die Brust die er am morgen schon hatte und dann geht es weiter an der anderen. Nach 2-3 Stunden wird wieder gegessen und noch ist alles in Ordnung, dann nochmal das gleiche. Gegen abend dann, so ab 17-19 Uhr fängt es dann an, er wird angelegt, saugt so ca. 3 Minuten, wird total unruhig, zappelt mit den Beinchen, mit den Armen, "haut" mich richtig oder krallt sich an der Brust fest, reißt den Kopf weg von der Brust so daß ihm diese aus dem Mund plumpst, das Geschrei geht los. Ich versuche ihn dann mehrere Male an der gleichen Brust anzulegen, aber nach einigen Zügen ist es wieder aus und es geht von vorne los. Also schließe ich daraus daß die Brust leer ist (aber kann doch eigentlich gar nicht sein, oder doch???) und lege ihn an der anderen an.Da trinkt er dann auch aber höchstens 5 Minuten und das gleiche Spiel geht los. Also nehme ich ihn irgendwann von der Brust und versuche ihn abzulenken. Nach 1-2 Stunden möchte er wieder trinken und wieder ist es das gleiche. Irgendwann geben mein Mann und ich auf und er bekommt die Milch die ich am morgen abgepumpt habe. Er "pfeifft" sie sich richtig rein! Gegen 22 Uhr schläft der Kleine dann ein und schläft die ganze Nacht durch bis 7-8 Uhr morgens. Ich habe alles versucht! Die Milchmenge steigern (laut "Hebammensprechstunde" und "Stillbuch") mir Wasser und Milbildungstee. Dann Milchbildungsöl von Weleda. Leider kann ich ihn nicht immer stündlich anlegen denn er ist am Tag so 2 Stunden wach und schläft dann wieder 2-3 Stunden. Aber so oft es halt ging. Ich habe mit Sport aufgehört. Ich lege mir warme Wickel auf die Brust um den Milchfluß zu fördern. ALLES! Ich merke zwar nicht daß ich mehr Milch habe, aber laut allen Büchern muß es so sein. Aber es scheint vielmehr so zu sein, daß die Milchproduktion im Laufe des Tages nachläßt, kann es sein? Kommt es vielleicht davon daß er duchschläft und der Körper denkt daß halt weniger benötigt wird? Es gibt sogar Tage, vor allem wenn wir unterwegs sind, irgendwo zu Besuch, in der Stadt usw. , da wird er schon viel früher so nervös an der Brust. Dabei will ich ihn so gerne voll stillen, aber irgendwas scheint nicht zu klappen, Wie kann ich denn feststellen ob ich genug Milch habe? Wenn er so unruhig wird an der Brust versuchte ich manchmal danach abzupumpen um zu gucken ob da was rauskommt und es kommt nichts. Aber ich glaube so eine Pumpe ist auch nicht so stark wie sein Mündchen, oder? Oder ist da wirklich nichts mehr? Dann dachte ich daß er so unruhig wird weil er genug hat, aber nein, wenn er die Flasche bekommt saugt er sie leer. Und zwar richtig gierig. Er wird auch richtig angelegt, ich kann ihn überall stillen, im Liegen, Gehen, Sitzen, egal.Aber er scheint abends halt nie richtig glücklich zu sein, er könnte nicht an der Brust einschlafen oder mich seelig anlächeln so wie morgens. Ich bin echt verzweifelt, ich möchte ihn so gerne stillen und ich tue es auch aus Überzeugung und richtig gern aber es ist echt furchtbar manchmal, wer kann schon sein Kleines so weinen lassen?! Er nimmt gut zu (Geburtsgewicht 2700, und jetzt mit fast 3 Monaten 5500), hat gut nasse Windeln, spielt gerne, erzählt viel und lacht auch viel. Stuhl hat er ein Mal pro Woche oder noch seltener und dann ist es sehr flüssig und sehr sehr sehr viel (so daß man ihn abduschen muß). Ich hoffe Sie können mir helfen, ich würde mich auch gerne einer Stillgruppe bei uns in Köln anschließen, PLZ 51067, könnten Sie mir etwas empfehlen? Vielen Dank im voraus! Liebe Grüße, Doro

Mitglied inaktiv - 15.04.2002, 17:26



Antwort auf: Verhalten beim Stillen

? Liebe Doro, ich kann nachfühlen, wie angespannt Sie dem Abend schon entgegensehen. Allerdings glaube ich absolut nicht, dass Ihre Milchmenge nicht ausreicht. Mit drei Monaten sind die meisten Babys so weit, dass sie ihre Fühler stark in die Außenwelt ausstrecken und sich daran machen die Welt zu erkunden und zu entdecken. Das kann dann jedoch dazu führen, dass diese Welt sehr viele und nachhaltige Eindrücke hinterlässt und die wiederum sorgen für Unruhe, bevorzugt gegen Abend. Gerade ein so vifes Baby wie es Ihr Sohn zu sein scheint reagiert gerne mit dieser Unruhe, um sich abzureagieren. Nun werden Sie sich natürlich nicht mit Ihrem Kind die nächsten Wochen in die vollkommene Abgeschiedenheit einer Eremitage zurückziehen können (und wollen), doch eine gewisse Einschränkung der Reizflut lässt sich vielleicht bewerkstelligen und kann Ihnen und Ihrem Sohn helfen. Wichtig ist auch, dass Sie nicht einen Fehler oder Schuld bei sich selbst suchen. Sie sind nicht „schuld" an der Unruhe Ihres Kindes, sondern es ist eine für alle Beteiligten anstrengende Entwicklungsphase, die bei einigen Kindern noch anstrengender verläuft als bei anderen. Ihren Gedanke sich an eine Stillgruppe anzuschließen, kann ich nur sehr unterstützen. In Köln wenden Sie sich am besten an Frau Martina Albach Tel.: 0221-6640020. Grüßen Sie doch Martina bitte von mir. Sie werden sehen, auch Ihr Sohn wird wieder ruhigere Zeiten finden und bis dahin kann es wirklich hilfreich sein, selbst so gelassen wie möglich zu bleiben, sich zum Stillen in eine ruhige, ablenkungsarme und vielleicht auch abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen und die Tage einigermaßen „reizarm" verlaufen zu lassen. Viele Kinder profitieren auch davon gebündelt zu werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Probieren Sie es einfach einmal aus. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 15.04.2002