Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Utergewicht durch qualitativ "unzureichender" Muttermilch?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Utergewicht durch qualitativ "unzureichender" Muttermilch?

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, meine Tochter ist jetzt 6 Monate. Sie kam in der 37. Woche mit 2400g etwas dystroph zur Welt und wurde bisher voll gestillt. Mit dre Beikost tut sie sich noch etwas schwer, würgt und schreit nach dem 3. Löffel. Pschomotorisch entwickelt sie sich super. Leider ist sie in den letzten 2 Monaten vom Gewicht deutlich unter die 3 èr-Perzentile gerutscht, was meines Erachtens nicht an der Menge der produzierten Muttermilch liegen kann. Insgesamt ist sie nach d,Mahlzeiten auch zufrieden und hält tagsüber oft 4 Stundenintervalle durch. Mein Kinderarzt rät mir jetzt schnellstens Milchbrei zuzufüttern, aber auch den verweigert sie, auch wenn Papa füttert. Meine Frage, kann man die Zusammensetzung der Muttermilch irgendwo testen, lassen ? Oder muß ich sofort den Milchbrei "reinzwingen"?


Biggi Welter

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Liebe Haokan, "zu dünne Muttermilch" ist ein Ammenmärchen. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie weder kurz vor dem Hungertod stehen, noch sich streng vegan ernähren oder gar an Hyperlipoproteinämie leiden. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Problem im Stillmanagement besteht. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Ansonsten kann sich das Thema Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist schnell so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Trotzdem sollte geschaut werden, dass dein Kind ausreichend zunimmt. Zur Steigerung der Milchmenge ist ein direkter Kontakt mit einer Kollegin vor Ort unbedingt empfehlenswert! Ich suche gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, dazu brauche ich lediglich Wohnort mit Postleitzahl. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Vielen lieben Dank für ausführliche Antwort. Es hilft mir besser mit d. Konflikt klarzukommen auf der einen Seite der Kleinen möglichst schnell viele Kalorien zukommen zu lassen und auf der anderen Seite Ihr die Zeit die sie selbst zum Einstieg in die Beikost braucht zu geben. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wenn man zu sehr drauf bedacht ist alles "richtig" zu machen, man das Nahliegendste manchmal übersieht. Solche Foren helfen jedoch, um zu sehen, dass viele Mütter ähnlich agieren. Das beruihgt. Gerne würde ich persöhnlich eine Stillberatung aufsuchen. Ich wohne in Hamburg und meine PLZ ist 21031 Für Ihre Mühe besten Dank. Claudia


Biggi Welter

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Liebe Claudia, Du kannst dich an Frau ROßNICK Sabine, Tel.: 040 - 70 10 42 97 wenden, sie kann dir sicherlich gute Tipps geben. LLLiebe Grüße, Biggi


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