Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Unaushaltbarer Ansaugschmerz seit 4 Wochen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Unaushaltbarer Ansaugschmerz seit 4 Wochen

Tina19790

Beitrag melden

Liebe Biggie   Ich bin absolut verzweifelt. Meine Tochter ist jetzt 6 Wochen alt. Wir hatten einen sehr holprigen Stillstart. - ich habe starke Hohlwarzen welche sich für nichts aufstellen. Ich war deshalb in der Schwangerschaft schon bei der Stillberatung und ich habe versucht mit einem Latchassist meine Warzen vorzubereiten. - nach 2 Tagen stillen ohne Stillhütchen (war schwierig aber machbar) musste ich nach dem Milcheinschuss doch Hütchen zur Hilfe nehmen da ich keine Seite mehr Stillen konnte und sie nahe an die 10% Gewichtsverlust Grenze kam (mit wurde im Spital dazu leider viel Druck und Angst gemacht) - im spital habe ich aber zu kleine hütchen bekommen. Das hat meine Nachsorge Hebamme dann zuhause festgestellt und mir grössere gebracht. So habe ich nach ca. 10 Tagen zum ersten mal "richtigen Zug" von meiner Tochter gespürt beim Stillen. Bis dahin hatte ich nie schmerzen... - seit 4 wochen nun habe ich schreckliche schmerzen beim ansaugen. Anlegen tun wir richtig gemäss unserer Hebamme und einer Stillberaterin. Es fühlt sich an wie Messerstiche bis zur Achsel und ich sitze oft weinend da. Nach 3-20 sekunden ist der schmerz dann allermeistens vorbei und wir stillen schmerzfrei. Sie isst sehr oft und lange (ausgeprägtes saugbedürfnis) wir sind mittlerweile bie 40 minuten stillzeit alle 2-3 stunden mit einer längeren pause in der nacht von 4-5 stunden. - meine Tochter nimmt nun super gut zu und auch alle anderen indiaktoren für gutes gedeihen sind gegeben. - beim U3 untersuch diese woche wurde nun leichter Soor festgestellt (sie hat 2 kleine weisse punkte im mund und 4 pusteln am po.) Zuerst war ich erleichtert und dachte, dass meine schmerzen evt. Auch daher kommen. Meine Hebamme bezweifelt das aber da meine schmerzen beim Ansaugen sind. Wir behandeln nun seit 4 tage mit corisol creme für mich und Mycostatin und Imazol für meine Tochter. Die Schmerzen sind aber noch nicht besser (auch die flecken & pusteln bei meiner tochter sind noch da). Wir müssen 14 tage behandeln. Meine Hebamme ist ratlos was die schmerzen verursacht... die Stillberaterin hatte auch keine zusätzlichen ideen ausser Lanolin. ich weiss dass ich so nicht mehr lange kann. Würdest du eine Fluconazol Therapie empfehlen? Meine Hebamme meint dass mein Behandlungsplan immer reicht...  Hast du andere Erfahrungen was den schmerz besser machen könnte? (ausstreichen klappt bei meinen brustwarzen nie).  Ich möchte alles versuchen aber wenn die schmerzen nicht bald besser werden, muss ich abpumpen oder aufhören zu stillen weil es mich echt fertig macht. Liebe Grüsse Tina  


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Tina!   Ein Soor ist unheimlich schmerzhaft und tut auch beim Ansaugen weh. Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Kind behandelt wird. Wird nur die Mutter behandelt und das Baby nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer wieder an (Ping Pong Effekt). Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird. Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen. Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor: Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagenaus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern.   Auf der Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads   Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst!     Gute Besserung und liebe Grüße Biggi


Tina19790

Beitrag melden

Liebe Biggie Seit 9 Tagen werden nun meine Tochter mit Mycostatin im Mund und Imazol für den Po sowie ich mit Corisol Creme auf den Brustwarzen behandelt. Seit 5 Tagen nehme ich zudem Fluconax (1. Tag 300mg und seither jeden Tag 150mh). Wir halten uns penibelst an alle Hygiene Massnahmen.  Trotzdem sind keine Symptome weg. Meine Tochter hat immernoch die 2 kleinen weissen Pünktchen am Gaumen (unsere Hebamme meint das sind ejer Epstein Perlen) und die 6 "hübbelchen" am Po sind noch da (ist wohl eher einfach ein Windelausschlag). Meine Schmerzen sind nicht wirklich besser. Einige Male war das Ansetzen etwas erträglicher, aber keine konsistente verbesserung und kein Denken an "schmerz geht weg".  Wir ziehen jetzt alles bis Sonntag durch. Aber langsam stelle ich mir die Frage "wie weiter?"  Kann ich davon ausgehen dass, wenn meine Schmerzen wirklich vom Soor kommen, die Beschwerden mit der oben beschriebenen Therapie merklich besser sein sollten? Labor wurde keines gemacht...  Danke für deine Einschätzung! Liebe Grüsse Tina


Tina19790

Beitrag melden

Liebe Biggie Ich wollte nur kurz ein Update ins Forum stellen, falls jemand ebenfalls mit schlimmen Ansaugschmerzen zu tun hat. Nachdem wir vergebens mal Soor behandelt haben, wurde meiner Tochter in der 7. Woche das Zungenbändchen gelasert. Wir wurden von einer Stillberaterin darauf aufmerksam gemacht. Die Zahn-Spezialistin hat dann gemeint das sei ein klarer Fall von einem hinteren Zungenbändchen welches sie enorm einschränkt beim trinken. Unsere Tochter konnte zwar die Zungenspitze bewegen aber sonst nichts. Es hat immer so ausgesehen als würde sie korrekt trinken, ein Sog hat sie aber nie hinbekommen, weshalb sie einerseits enorm saugen musste und die milch dann quasi herausgeklemmt hat.  2 Tage nach dem lasern habe ich das erste mal ohne schmerzen gestillt! Ein wahnsinnig schönes gefühl! Meine Tochter trinkt viiel besser an der brust und bekommt mehr milch!  Ich empfehle allen mit so langwierigen schmerzen das zungenbändchen kontrollieren zu lassen! 


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.