Mitglied inaktiv
Hallo, mein Sohn ist jetzt 7 Wochen alt und immer noch gelb. Mein Kinderarzt hat eine US-Untersuchung bei ihm durchgeführt und mit seiner Leber und der Galle ist wohl alles in Ordnung. Trotzdem mache ich mir natürlich ständig Sorgen. Ich stelle ihn viel ans Fenster trinke selber den Ikterustee, aber irgendwie wird es nicht besser. Ich habe jetzt gelsen, dass eine Stillunterbrechung hilfreich sein kann. Wie mach ich das für 48 Stunden? Und ich habe auch gelsen, dass man die Muttermilch kochen kann und es dann besser wird. Fehlt der Milch nach dem kochen nicht etwas??? Vielen Dank Anja
Kristina Wrede
Liebe Anja, wo hast du denn diese beiden Informationen gelesen? Eine Stillpause zur Behandlung der Gelbsucht bzw. um die Werte zum Absinken zu bringen wird von Experten als eine der letzten Möglichkeiten angesehen und wird inzwischen nur mehr selten empfohlen, weil sie auch Nachteile mit sich bringt. Weißt du denn, ob es sich bei deinem Kleinen um sich um eine "pathologische Gelbsucht" oder um eine "verlängerte Neugeborenengelbsucht" handelt? Sind die Bilirubinwerte im Blut gemessen worden und wenn ja, welche Werte kamen bei den Untersuchungen heraus (bitte immer auch das Datum dazu schreiben). Gehört der Vater deines Kindes einer anderen Bevölkerungsgruppe an? Die physiologische Neugeborenengelbsucht kommt bei bestimmten Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel den Chinesen, Japanern, Koreanern und den Indianern Nord- und Südamerikas, häufiger vor. Die Babys dieser Völker neigen auch zu einem höheren Bilirubinspiegel (Hodgman und Edwards, 1992). Wieviel Stuhlgang hat dein Sohn in 24 Stunden, und wie viele nasse Windeln? Kannst du vielleicht die Windeln von 24 Stunden mal wiegen und das Ergebnis mit der gleichen Zahl frischer Windeln vergleichen? Dies erlaubt einen guten Rückschluss auf die Trinkmenge deines Kindes! Wie oft und wie lang stillt dein Baby, und hatte bzw. hat der Arzt Fototherapie angeordnet? Fütterst du irgend etwas zu? Mit den Antworten auf all diese Gegenfragen kann ich dir viel besser Auskunft geben, als wenn ich jetzt raten würde, woran es bei euch liegt und was getan werden sollte. Zur Beruhigung hilft dir vielleicht die folgende Auskunft aus dem "Handbuch für die Stillberatung" der La Leche Liga, von Mohrbacher, Stock, 2. Auflage 2002: "Mehr als die Hälfte aller Neugeborenen entwickelt während der ersten Lebenswoche eine Neugeborenengelbsucht. Deshalb wird diese Gelbsucht »physiologisch«, d. h. normal genannt. Die physiologische Gelbsucht wird durch einen Anstieg des Bilirubinwertes im Blut verursacht. Bilirubin ist ein gelbes Pigment, das beim Abbau des Hämoglobins aus den überschüssigen roten Blutkörperchen entsteht, mit denen die meisten Babys geboren werden. Zu der Gelbsucht kommt es, wenn sich überschüssiges Bilirubin im Blut anreichert und in der Haut, den Muskeln und den Schleimhäuten des Körpers abgelagert wird, so dass die Haut eine Gelbfärbung annimmt. Weil Bilirubin in seiner ursprünglichen Form fettlöslich ist (indirektes Bilirubin), kann es nicht im Blut oder Urin gelöst werden. Um vom Körper ausgeschieden werden zu können, muss das Bilirubin an die wasserlöslichen Eiweiße im Blut gebunden und von der Leber in eine wasserlösliche Form umgewandelt (konjugiert) werden (diese Form wird direktes Bilirubin genannt), die über die Galle in den Darm befördert wird. Von dort wird es durch den Stuhl ausgeschieden. Die normale (oder physiologische) Neugeborenengelbsucht wird durch eine Kombination von drei Faktoren verursacht: die erhöhte Bilirubinmenge, die beim Neugeborenen gebildet wird, die verstärkte Rückabsorption von Bilirubin durch den Darm und die eingeschränkte Fähigkeit der unreifen Leber des Neugeborenen, große Mengen an Bilirubin so wirkungsvoll wie eine reifere Leber zu verarbeiten. Die Leber eines Neugeborenen braucht meist etwa eine bis zwei Wochen, um so weit heranzureifen, dass sie den Abbau des Bilirubins im Blut bewerkstelligen kann. Dieser Zustand ist vorübergehend und vergeht normalerweise innerhalb weniger Tage oder Wochen ohne eine Behandlung. (...) Eine Gelbsucht, die nach der ersten Lebenswoche auftritt oder weiter besteht – früher als »spät einsetzende Gelbsucht« oder »Muttermilchgelbsucht« bezeichnet – wurde bisher als eine von der physiologischen Gelbsucht zu unterscheidende Form angesehen, die weniger als 4 % aller gestillten Neugeborenen betreffe. Neuere Untersuchungen ergaben jedoch, dass eine verlängerte Gelbsucht und erhöhte Bilirubinwerte häufiger als früher angenommen auftreten. Man beginnt nun anzunehmen, dass diese spät auftretenden erhöhten Bilirubinwerte als eine »normale Verlängerung der physiologischen Gelbsucht des Neugeborenen erkannt wird«, statt sie als abnormal anzusehen (Gartner, 1994b). Das gehäufte Auftreten von verlängerter Gelbsucht oder erhöhten Bilirubinwerten bei gesunden gestillten Babys bewirkt eine Veränderung »der Auffassung, Muttermilchgelbsucht sei eine Erkrankung oder ein Syndrom; vielmehr ist es eine normale, zu erwartende physiologische Entwicklung« (Gartner, 1994b)." Lieben Gruß, Kristina
Mitglied inaktiv
Hallo, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Tim trinkt glaube ich genug. Er hat bei jedem Wickeln (zu jedem Stillen, alle 2-3 Stunden) eine volle Windel, sowohl Urin, als auch Stuhlgang. Er hat auch ordentlich zugenommen 15.02.2008 Geburtsgewicht: 3670g 04.04.2008 : circa 6000g Im KH hatte er einen erhöhten Billiwert von 18,6 am 20.02.2008 und kam für 24 Stunden zur Phototherapie, am 21.02. wurden wir mit einem Wert von 13,3 entlassen. Den selben Wert hatte er auch bei der Kontrolle am 24.02. Nun waren wir am 25.03. bei der U3 und der Arzt meinte auch, dass er noch gelb sei, er schätze den Wert so auf 5-6. Er hat per US geschaut, ob die Leber in Ordnung ist und auch die Gallenblase und Gallengänge sind wohl vorhanden. Blut hat er nicht abgenommen und meinte das wäre eine Restgelbsucht. Ich wollte nur abolut sicher gehen und deswegen, entweder die Milch über 56 Grad erhitzen oder eben eine Stillpause einlegen. ich bin einfach so unsicher. Mein Mann und ich sind beide Deutsche und ich füttere gar nichts zu und stille, wie gesagt alle 2-3 Stunden. Vielen Dank Anja
Kristina Wrede
Liebe Anja, wenn die Bilirubinwerte nun doch schon gut gesunken sind, würde ich dir raten, einfach weiter zu stillen. Die Tatsache, dass dein Kind so gut zugenommen hat zeigt, dass er auch wirklich trinkt. Reife Muttermilch ist recht fetthaltig, was die Darmtätigkeit anregt und zu häufigen Darmentleerungen führt. Das ist gut, denn 80% des Bilirubins werden über den Darm ausgeschieden. Über die Erhitzung von Muttermilch als mögliche "Therapie" habe ich noch nichts gehört, darum würde mich deine Quelle interessieren. Ich kann die Aussage also gar nicht bewerten, bin jedoch der Meinung, dass es absolut nicht erforderlich ist. Lieben Gruß, Kristina