Frage: Stillprobleme

Liebe Biggi, liebe Kristina! Meine Tochter ist jetzt 8 Monate und wird neben der Beikost noch relativ häufig gestillt (tagsüber 2-3, nachts ebenfals 2-3 mal). Das ist an sich ja was schönes, jedoch gestaltet sich das ganze schon seit einiger Zeit etwas schwierig, und schön langsam stresst es mich bzw. geht es mir doch an die Substanz. Um meine Situation zu schildern, muss ich ein bisschen weiter ausholen: wir hatten einen etwas schwierigen Stillstart, weil meine Maus (mein erstes Kind) nicht recht wusste was sie mit meinen nicht sehr großen Brustwarzen anfangen soll, und so haben wir zuerst mit Stillhütchen gestillt, was dann zum Glück nach ca 2 Wochen überflüssig war. Die erste Zeit nahm sie auch gut zu, aber beim Wachstumsschub mit ca. 8 Wochen hat sie anscheinend ihre Trinkmenge nicht wirklich gesteigert und nahm von da an schlecht zu - sie hat dann (wie ich jetzt weiß) die Brüste nicht gut "leer" getrunken, und wir kamen in einen Kreislauf von schlechter Gewichtszunahme, schleimigem grünen Stuhl auf ihrer Seite und einem (unbemerkten) Rückgang der Milch auf meiner Seite. Habe mich dann als sie 5 Monate war schon mal an euch gewendet und die Tipps die ich bekommen habe - vor allem das mit der Muttermilchsahne und die Brustkompression - haben auch zuerst super geholfen und sie hat wieder gut zugenommen. Stillen wurde jedoch ungefähr zu der Zeit immer komplizierter für mich, da sie so extrem leicht abgelenkt war, dass ich bald nur mehr in abgedunkelten Räumen und im Liegen stillen konnte - das war dann meistens bei uns das Schlafzimmer - hab dann mehrfach versucht wieder vom liegend Stillen wegzukommen, bis jetzt leider noch immer ohne Erfolg - immerhin muss es jetzt nicht mehr dunkel sein... Außerdem scheint sie ein Kind zu sein, dass nicht besonders gern an der Brust trinkt - sie ist sehr ungeduldig wenn der Milchspendereflex nicht sofort einsetzt, und trinkt dann oft gleich gar nicht mehr - ich dachte immer jedes Baby liebt den Busen - sie liebt dagegen eher ihren Schnuller - wenn sie satt ist ist sie richtiggehend sauer wenn Milch aus den Brüsten kommt beim Nuckeln... Außerdem scheint das Stillen für sie etwas sehr intimes zu sein, da darf niemand reden, bzw. untertags auch nicht im ZImmer sein, und ganz schlimm ist es wenn wir nicht zu Hause sind - da trinkt sie prinzipiell nur im äußersten Notfall - also wenn wir lange weg sind, und dann auch nur wenn sie schon fast einschläft - inzwischen kann ich diese Zeiten ganz gut mit Beikost überbrücken, aber es ist trotzdem für mich sehr belastend, weil sie die letzte Zeit wieder eher schlecht zugenommen hat da sie zweimal krank war und sie sobald es ihr nicht gut geht sowieso sehr schlecht isst/trinkt. Sie hat jetzt mit 8 Monaten gerade mal 7 kg und das obwohl sie ein Geburtsgewicht von 3290 g hatte. Im Moment bekommt sie Zähne und hat immer mal wieder Fieber, und ich dachte schon wenn sie vielleicht das Nuckeln an der Brust zu anstrengend findet gebe ich ihr Pre-Nahrung aus der Flasche, aber sie trinkt nicht mal ein paar Schluck davon, auch keinen Milchbrei oder sonst was - und Muttermilch aus der Flasche will sie schon gar nicht... Langer Rede kurzer Sinn: ich bin im Moment einfach schon etwas ausgebrannt und vor allem auch traurig dass unsere Stillbeziehung so schwierig ist - das gleichaltrige Nachbarskind z.b. trinkt immer und überall vom Busen, und nimmt auch genauso gern die Flasche... Ich weiß einfach gerade nicht wie ich die Situation entspannen kann - auch mein Milchspendereflex leidet schon darunter, dass das Stillen immer so stressig ist für uns beide, und auch das nach langem Zögern ausprobierte Zufüttern von Pre-Milch hat ja nicht funktionniert... Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps - Schnuller weglassen hab ich probiert, bring es aber dann doch nicht übers Herz weil sie dann den Busen erst recht anbrüllt und sich gar nicht beruhigt (oft trinkt sie erst vom Busen nachdem sie mit dem Schnuller fast eingeschlafen ist und ich ihr den dann wegnehme bevor sie ganz schläft) Liebe Grüße

von inomi am 23.07.2013, 10:08



Antwort auf: Stillprobleme

Liebe inomi, auch wenn es ein paar harte Tage werden – verzichten Sie auf den Schnuller! Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 23.07.2013