Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme

Frage: Stillprobleme

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Welters, mein Sohn Julian ist jetzt 10 Wochen alt und von Anfang an hat das Stillen super geklappt. Doch leider finden wir keinen Stillrhythmus und ich scheine mit dem "Stillen nach Bedarf" nicht zurechtzukommen. Mit 2 Wochen hat er einen Magendarminfekt mit Rotaviren und einen Harnwegsinfekt bekommen, wir lagen eine Woche im Krankenhaus. Seitdem ist er nur noch am Schreien. Sobald er aufwacht, schreit er, ruhig ist er nur am Busen oder wenn er schläft, aber selbst wenn ich ihn stille "spinnt" er manchmal herum, d.h. er fängt an zu schreien und lehnt den Busen plötzlich ab. Soor hat er aber keinen im Mund. Ich trage ihn nun immer herum, oder versuche ihn schlafen zu legen, wenn er sich die Äuglein reibt, aber das hat meistens keinen grossen Erfolg, tagsüber schläft er nur länger am Stück, wenn ich mit ihm Autofahre oder ihn im Kinderwagen herumfahre. Tagsüber hat er auch einen Stillrhythmus von ca. 2 Stunden. Den hatte er nachts auch eine zeitlang, aber seit ca. 4 Wochen verläuft der Abend dann so: Ab ca. 7 Uhr bekommt er Kolikanfälle und zieht die Beine an und schreit bis ca. Mitternacht. Wir haben schon alles erfolglos probiert: Windsalbe einmassieren, spezielle Massagetechnik oder Akupressurpunkte, Fliegergriff, Sab Simplex oder Lefax. Im Ansatz zu helfen scheinen nur homöopath. Mittel wie Nox Vomica oder Chamomilla sowie vor allem das Tragetuch, das beruhigt ihn immer kurzfristig und er schläft dann schon mal ein. Ab Mitternacht ist er meist todmüde und wir völlig entnervt und gehen mit ihm ins Bett. Seit der Geburt habe ich ihn bei uns im grossen Bett und stille ihn im Liegen, eine Zeitlang kam er im Abstand von 2-3 Stunden und ich blieb mit dem Kleinen einfach etwas länger morgens liegen, das war ganz ok. Doch seit ca. 4 Wochen hat er dann auch ab ca. 5 Uhr früh Verdauungsprobleme, manchmal schon ab 3 Uhr. Da ruckelt er rum und ächzt und grunzt und weint auch ein bisschen, solange, bis er endlich wieder ein Häufchen rausgedrückt hat. Meist lässt er sich durch die Brust beruhigen, aber dadurch gerät der Stillrhythmus ganz durcheinander. Das Chaos hält dann bis ca. 10-11 Uhr morgens an, der Kleine pennt dann wieder und ich bin völlig am Ende, denn ich hab dann vielleicht allerhöchstens von Mitternacht bis 3 ein kleines bisschen geschlafen. Ich bin nun allmählich völlig fertig und kriege die Krise, wenn mein Kleiner schreit, allmählich liegen die Nerven blank. Und ich frage mich, was ich bloss falsch mache... Meine Ernährung ist wirklich in Ordnung, selbst an Tagen an denen ich nur Fencheltee und Möhrchen und Kartoffeln esse, schreit er mit seinen Koliken herum. Meine Mutter hat mir schon vorgeworfen, dass ich den Kleinen abends um 8 ins Bett bringen muss, aber das klappt einfach nicht bei der Schreierei und seinen Blähungen. Er hat sogar inzwischen einen grossen Nabelbruch. Sämtliche Kinderärzte sagen, das sei die Dreimonatskolik, man könne nix machen. Stuhl setzt er relativ oft ab, nahezu jedesmal beim Stillen, nur nachts nicht. Nachts ist der Stuhl seltsamerweise so grün und etwas schleimig wie zu der Zeit, als er an den Rotaviren erkrankt war, tagsüber aber ist der Stuhl gelb und sieht normal aus. Der Kinderarzt, dem ich die Windel mit dem grünlichen Stuhl zeigte, hielt ihn für völlig ok. Was kann ich bloss tun? Ich möchte, dass der Kleine endlich wieder nachts schläft, dass er abends die koliken nicht mehr hat, dass wir grössere Stillabstände hinkriegen...was kann ich dafür tun? Es nutzt ja wohl auch nichts, auf Flaschennahrung umzusteigen, aber selbst dazu wird mir schon geraten. Ich fühle mich so unfähig, als hätte ich überhaut nichts im Griff mit meinem Kind. Vielleicht wissen Sie einen Rat, Sie hatten auch mal einen Einschlafbuchtip ins Forum geschrieben, von einem Sears, wie lautete der nochmal? vielen dank schon jetzt!!


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Kerschtel, dieses „Chaos" erleben viele junge Mütter. Es dauert einfach eine Weile, bis sich Mutter und Kind aufeinander eingestellt haben und die gegenseitigen Signale deuten können. Das hat nichts mit Unfähigkeit zu tun, sondern vielmehr mit „Unerfahrenheit" in dem Sinne, dass Sie einfach noch nicht ausreichend Erfahrung haben, zu erkennen, was Ihr Kind Ihnen wann sagen will. Wie oft habe ich in dieser Situation schon den Satz gehört „Wenn es doch nur schon sprechen könnte". Ihr Baby hat in den letzten Wochen schon viel mitmachen müssen und so ist es nicht erstaunlich, dass es unleidliche Phasen hat und sehr unruhig ist. Ein wichtiger Punkt ist jetzt der, dass Sie wieder zurückfinden zu Ihrer inneren Ruhe, denn je aufgeregter und unruhiger Sie sind, um so unruhiger wird Ihr Baby sein. Babys haben extrem sensible Antennen für die Gefühle ihrer Mütter. Die Unruhe und das Weinen sind nicht selten darin begründet, dass das Kind Probleme hat, sich in seinem neuen Leben außerhalb des Bauches zurecht zu finden. Als Mutter ist frau dann bemüht alles Mögliche zu tun, um das Kind zu beruhigen und genau dieses „alles Mögliche" kann die Falle sein. Oft ist weniger hier deutlich mehr. In dieser Situation ist - so schwer es auch fällt - Ruhe das alleroberste Gebot. Keine großen Aktionen und nicht ständig etwas neues ausprobieren, sondern das Kind mit viel Ruhe und möglichst wenig Aufhebens zu beruhigen versuchen. Vor allem, wenn die Mutter - was ja nur zu verständlich ist - angespannt ist, dann ist es vorteilhaft, wenn vielleicht der Partner das Kind nimmt, der weniger aufgeregt ist (oder eben die oben erwähnte Großmutter oder eine andere Person einspringt). Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Anschließend, wenn Sie etwas „Luft" für sich hatten, können Sie mit „neuer Kraft" in die nächste Runde des abendlichen „Marathonstillens" gehen. Denken Sie auch daran, dass durch dieses gehäufte Stillen am Abend, die Prolaktinausschüttung angeregt wird und damit Ihre Milchmenge gut aufrecht erhalten bleibt. Falls niemand da ist, der einspringen kann, kann ein ausgiebiger Spaziergang mit Kind im Tragetuch sehr hilfreich sein. Einfach mit dem Kind raus, die Gedanken baumeln lassen und dabei frische Luft tanken. Mit zunehmendem Alter werden diese abendlichen Schrei- und Unruhephasen dann weniger und bis dahin heißt es Ruhe bewahren und sich selbst immer etwas Gutes gönnen, damit die schwierigen Phasen besser zu überstehen sind. Der Einfluss der Ernährung auf das Verhalten des Babys wird immer wieder deutlich überschätzt. Falls Sie allerdings Milchbildungstee oder Fencheltee trinken, lassen Sie diese Tees einmal weg. Sehr viele Kinder reagieren nämlich genau auf diese Tees mit massiven Bauchproblemen, vor allem, wenn die Mutter mehr als ein bis drei Tassen täglich trinkt. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Nun kann ich weder sehen, wie ihr Kind an der Brust angelegt ist, noch beurteilen wie es trinkt. Deshalb sollten Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden, die Sie und Ihr Kind SEHEN kann. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Das Buch, nach dem Sie fragen, heißt „Schlafen und wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears, einem amerikanischen Kinderarzt und achtfachen Vater. Es ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und hier im Stillshop erhältlich. Scheuen Sie sich wirklich nicht, eine Kollegin direkt zu kontaktieren und glauben Sie mir: es werden einfachere Zeiten kommen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Ich kann mich Biggi nur anschließen: Es wird wirklich besser, und zwar vermutlich schon sehr bald. So ab ca. 12 Wochen fand mein Sohn langsam seinen Rhythmus und wird seither täglich süßer! LG, Rachel


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