Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen!

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, da ich mit meiner Familie gerade in Canada bin und ich mich langsam mit dem Gedanken "abstillen" beschaeftigen muss, da mein Sohn nun schon 5 Monate ist, waere ich sehr dankbar fuer ein paar Informationen. 1. Bin ich auch manchmal jetzt schon sehr unsicher, ob ich nicht besser mit dem Abstillen anfangen soll, da unser Kleiner immer noch sehr viel Bauchschmerzen hat. Vor allem abends und nachts (er wacht meistens 1x auf an seinem Bauch uns schlaeft dann nach kurzer Beruhigung wieder ein). Vielleicht ist es meine Milch und es wuerde ihm besser gehen, wenn ich ihm Brei gebe. 2. Ich habe einige Information mitgenommen, aber es verwirrt mich ganz schoen, da ich in dem einen Buch lese, man soll mittags mit ein paar Loeffeln Brei anfangen und danach stillen und die Breigabe taeglich etwas erhoehen. Muss man dann mittags keine Brust mehr geben, kann man abends anfange. In einem anderen Buch schlagen sie zwar das gleiche Verfahren vor, aber gleich mittags und abends mit jeweils anderen Breis vor. Also was ist jetzt richtig? 3. Wie genau soll ich das machen, wir haben eigentlich schon einen gaz guten Rythmus mit dem stillen, morgens um 5.00 Uhr (im Bett), dann um 9.00 Uhr, um 13.00 Uhr, um 17.00 Uhr und bevor er ins Bett geht um 19.30 Uhr nochmal. Wie soll ich das dann mit dem Breifuettern machen? Soll ich ihm erst um 19.30 Uhr den Abendbrei geben und um 17.00 Uhr den Nachmittagsbrei oder was? Waere nett wenn Du mir ein paar Tips geben koenntest. Liebe Gruesse und vielen Dank Pipi


Biggi Welter

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? Liebe Pipi, es wird zwar immer wieder behauptet, dass es Babys gäbe, die die Milch ihrer Mutter nicht vertragen, doch das ist extrem selten der Fall. Eine echte Unverträglichkeit der Muttermilch gibt es nur bei einer sehr seltenen Stoffwechselstörung (Galaktosämie), doch in diesem Fall muss das Baby so schnell wie möglich nach der Geburt eine Spezialnahrung erhalten, da sonst schwerste Schäden eintreten und dein Kind leidet mit Sicherheit nicht an dieser Krankheit, denn sonst wäre es inzwischen nachdem es fünf Monate gestillt wurde sehr, sehr krank bzw. u.U. gar nicht mehr am Leben. Was hingegen vorkommen kann ist, dass das Kind auf etwas reagiert, was die Mutter gegessen oder getrunken hat, doch auch das ist sehr viel seltener als gemeinhin behauptet wird. Bauchprobleme hängen sehr oft damit zusammen, dass ein Baby nicht korrekt an der Brust trinkt und/oder nicht richtig angelegt ist. So schluckt das Kind viel Luft und diese verschluckte Luft macht wiederum Bauchprobleme. Deshalb ist es in dieser Situation immer gut, wenn sich eine Stillberaterin vor Ort anschaut, wie das Kind angelegt ist und wie es trinkt. In der Stillgruppe kannst Du dich dann auch gleich zum Thema Beikost informieren und kannst vor allem erfahren, was es lokal an Beikostmöglichkeiten gibt, denn das ist ja von Land zu Land sehr unterschiedlich. LLL gibt es auch in Canada und zwar sowohl englisch- als auch französischsprachig. Unter 1-800-665-4324 kannst Du von Montag bis Donnerstag zwischen 8.30 und 4.00 Uhr Eastern Time die nächstgelegene LLL-Stillberaterin erfragen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI-Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT-Kost heißen. Es ist vollkommen normal, dass ein Baby zunächst nur kleine Mengen isst und es ist sinnvoll in Zusammenhang mit der Beikost zu stillen, da in der Muttermilch Stoffe enthalten sind, die die Verwertung der Beikost verbessern. Nicht umsonst heißt es BEI-Kost und nicht ANSTATT-Kost. Die Einführung der Beikost sollte dann langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Außer der bei uns traditionell verwendeten Karotte können auch Zucchini, Kürbis, Fenchel, Brokkoli, Kohlrabi, Pastinake oder anderes Gemüse angeboten werden. Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im Laufe der Zeit wird sich die Gewichtung von ganz alleine hin zu mehr fester Nahrung und weg von der Muttermilch einspielen. Wenn unbedingt Mahlzeiten ersetzt werden sollen, dann empfiehlt sich ein Abstand von etwa einem Monat, ehe die nächste Mahlzeit eingeführt wird. In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können und nach Möglichkeit sollten nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Mahlzeiten direkt nacheinander ersetzt werden. Richte dich nach eurem Alltag, denn das langfristige Ziel ist ja das gemeinsame Essen am Familientisch. Viele weitere Tipps rund um das Thema Beikost findest Du in dem Infoblatt „Babys erste feste Nahrung", das es unter dem Titel „Baby‘s first solid food" auch in Nord-Amerika gibt. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank Biggi! Vor allem fuer die Telefonnummer einer Stillberatung hier in Canada. Werde mich gleich mal informieren.


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