Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Klammern (12 Monate)

Frage: Stillen und Klammern (12 Monate)

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Hallo Biggi, leider hat sich mein Sohn immer noch nicht an regelmäßige feste Mahlzeiten gewöhnt. Er will alles probieren, was wir essen, aber eben nur naschen und wenn er Hunger hat gibt es nur die Brust. So gehe ich jetzt wieder wenige Stunden arbeiten und er wartet dann bis ich nach Hause kommen ehe er was isst (bzw. an der Brust trinkt). Nachdem es in den ersten drei Wochen gar kein Ding war, wenn ich ging (und vorher auch nicht), ist es seit letzter Woche eine Riesenkatastrophe für ihn (wenn ich dann 5Minuten weg bin ist es wieder gut). Und er klammert so extrem an mir, dass er vorgestern noch nicht mal zu seinem normalerweise heißgeliebten Papa ging. Meine Mutter (sie passt auf ihn auf und macht es sicherlich sehr liebevoll) meint, es läge bestimmt am Stillen, dass er so klammert, weil er meint er müsste Hungern oder so. Im Grunde glaube ich es nicht (denn Mütter von Nichtstillkindern berichten ähnliches), aber natürlich kommen mir auch meine Zweifel. Habe ich ihn überfordert, wenn ich zweimal die Woche für 2 mal 2 (komme nochmal zum Stillen heim) und 3 Stunden weg bin?? Klammern Stillkinder mehr? Wie sieht es bei seiner kleckerhaften Beikost mit seiner Nähstsoffversorgung aus? Wie können wir ausgleichen, dass er kein Fleisch ist? Woher weiß man, was er wirklich mag (was heute toll ist, muss es morgen noch lange nicht sein.....) Ich denke, er fühlt sich essensmäßig schnell unter Druck gesetzt, obwohl wir uns bemühen keinen zu machen. Vielen tausend Dank B


Biggi Welter

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? Liebe Bea, Du kennst doch die Antwort schon selbst: Das Klammern ist eine Sache, die nicht vom Stillen abhängt, sondern von der jeweiligen Entwicklungsphase des Kindes und seinem Temperament. Du sagst ja selbst, dass dieses Verhalten auch von den Müttern nicht gestillter Kinder berichtet wird. Es ist halt sehr „bequem" alles und jedes immer auf das (längere) Stillen zu schieben, obwohl damit weder der Mutter noch dem Kind oder sonstwem geholfen ist ... Ihr habt auch sicher euer Kind nicht zur Mamaabhängigkeit erzogen. Es ist normal, dass ein Kind an seiner Mutter hängt. In den meisten Fällen ist die Mutter die Hauptbezugsperson und damit eben auch der Mensch, um den sich das Universum eines Kindes in diesem Alter dreht. Druck erzeugt Gegendruck und es hat keinen Sinn, ein Kind zum Essen zwingen zu wollen. Bei so einem Kampf gibt es immer nur Verlierer und wenn es blöd geht, wird der Grundstein zu einer langfristigen Essstörung gelegt. Das sollen sich dann bitte auch Großmütter und Großväter, Onkel und Tanten und sonstige Menschen bitte zu Herzen nehmen, die das Kind mitbetreuen. Das Zauberwort heißt Geduld! Aufs und Abs sind vollkommen normal und dein Kind darf essen, es muss nicht essen. Biete deinem Kind die Beikost an und lass es entscheiden, ob und wie viel (oder wenig) es isst. Die Methode „die Mutter bietet an was es gibt, das Kind entscheidet, ob und wie viel es isst" hat sich sehr bewährt. Hast Du es schon einmal mit fingergerechter Nahrung zum Selberessen probiert? Versuch das einmal und setze auch auf das Nachahmungsbedürfnis der Kinder. Zusammen mit ein paar anderen Kindern oder auch Erwachsenen macht Essen mehr Spaß. Meist sind die „paar Bissen", die ein Kind so über den Tag verteilt isst, zusammengerechnet schon eine ganze Menge. Bei der LLL-Europakonferenz in Nottingham hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Du siehst, wegen der Versorgung deines Kindes ist jetzt nicht unbedingt Eile mit der Beikost geboten und sicher nicht so, dass dein Kind deshalb zum Essen gezwungen werden müsste. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3-932022-12-2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. So schwer es auch fällt: Ruhe, Gelassenheit und Geduld sind jetzt gefragt. LLLiebe Grüße Biggi


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