Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Empfaengnisverhuetung

Frage: Stillen und Empfaengnisverhuetung

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Welter, auf der einen Seite liest man, dass in Laendern ohne Zugang zu Kontrazeptiva durch Stillen der Abstand zwischen Schwangerschaften auf 2-3 Jahre erhoeht wird. Auf der anderen Seite wird bei uns immer wieder davor gewarnt sich aufs Stillen zu verlassen und von Leuten berichtet die in der Stillzeit schwanger geworden sind. In einer dritten Quelle habe ich gefunden, dass der Empfaengnisschutz besteht solange ein Stillabstand von 4 h (andere Quelle 6 h) nicht unterschritten wird. Ist es so, dass bei uns Stillen nur deshalb nicht zuverlaessig empfaengniverhuetend wirkt, weil so unregelmaessig gestillt wird bzw. so frueh zugefuerttert wird? Ist auf diesem Gebiet ueberhaupt geforscht worden, bzw. gibts dazu Studien? Im Voraus allerbesten Dank fuer Ihre kompetente Antwort von Krista


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Krista, es gibt Forschungen und Untersuchungen zur empfängnisverhütenden Wirkung des Stillens und diese haben zur LAM (Laktations-Amenorrhöe-Methode) geführt. Stillen als empfängnisverhütende Maßnahme funktioniert nur, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: 1. Die Monatsblutung hat noch nicht wieder eingesetzt (keine vaginalen Blutungen nach dem 56. Tag nach der Geburt) und 2. Es wird weder regelmäßig zugefüttert, noch wird ein längerer Zeitabstand als vier Stunden während des Tages und sechs Stunden während der Nacht zwischen zwei Stillmahlzeiten eingehalten (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der darauf folgenden Mahlzeit gerechnet) und 3. das ist Baby jünger als sechs Monate. Die Laktations-Amenorrhöe-Methode (LAM) zur Empfängnisverhütung wurde am Institut für Reproduktive Gesundheit an der Universität von Georgetown (1994) entwickelt. Dass LAM einen 98prozentigen Schutz vor Schwangerschaft während der ersten sechs Monate postpartum bietet, wurde seither ausgiebig getestet und die Wirksamkeit dieser Methode hat sich weltweit bestätigt. Gemäß den Richtlinien zur LAM hat eine Mutter eine Chance von weniger als zwei Prozent schwanger zu werden, wenn die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Sobald aber nur einer dieser Punkte nicht mehr erfüllt ist, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine neue Schwangerschaft. Da in unserer Gesellschaft aber Schnuller, Teeflasche und vor allem auch „ein geregelter Zeitplan mit möglichst langer Nachtpause" von sehr vielen Müttern als „normal" angesehen werden, ist die empfängnisverhütende Wirkung bei vielen Frauen deutlich reduziert. Tatsächlich werden aber weltweit vermutlich mehr Schwangerschaften ausschließlich durch Stillen verhindert als durch alle anderen Empfängnisverhütungsmethoden zusammen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter, vielen lieben Dank fuer die kompetente Antwort. Es ist so wohltuend mal konkrete Daten, Studien und Forschungsergebnisse zu hoeren in einem Gebiet in dem mit so viel Ueberzeugung so viel Unfug behauptet wird! Das klingt ja ziemlich hoffnungsvoll, und soweit erfuelle ich auch alle der oben genannten Punkte, bis auf das Alter des Babies: der ist jetzt naemlich in seinem 8. Monat. Wenn alles so funktioniert wie ich mir das vorstelle muesste die LAM auch jetzt noch bei mir funktionieren, da ich die Stillabstaende (bzw. Pumpabstaende) tagsueber zwischen 3 und 4 Stunden habe und Nachts die 6 h auch nicht ueberschritten werden. Was sind denn Ihre Erfahrungen mit voll stillenden Muettern bzgl. wiedereinsetzen der Periode? Das koennte mir ja einen Hinweis geben wie hoch meine Wahrscheinlichkeit ist. Vielen lieben Dank von Krista


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Krista, es gibt keine allgemeingültige Regel, wie lange es dauert, bis die Menstruation wieder einsetzt. Bei vielen Frauen setzt die Menstruation innerhalb von etwa zwei Monaten nach dem Abstillen wieder ein. Es gibt auch Frauen, deren Menstruationszyklus bereits während der Stillzeit wieder beginnt. Das Wiedereinsetzen der Menstruation steht auch in Zusammenhang mit dem Anteil an Körperfettgewebe der Frau. Bei Frauen mit einem sehr niedrigen Fettgewebsanteil bleibt häufig auch die Regelblutung aus. LLLiebe Grüße Biggi


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