Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen trotz Antibiotikum ?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen trotz Antibiotikum ?

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Hallo, da ich seit der Geburt meines Sohnes vor 13 Tagen große Schmerzen beim Wasserlassen im Inneren der Harnröhre habe, war ich heute wegen Verdacht auf eine Harnweginfektion beim Frauenarzt. Dieser hat auch zahlreiche Bakterien im Urin gefunden und mir gesagt, ich müsse sofort ein Antibiotikum nehmen, um meine Nieren nicht zu schädigen etc. Dann müsse ich aber vorübergehend meinen 2 Wochen alten Sohn abstillen bzw. die Milch abpumpen und wegschütten. Da das Abpumpen bei meinem ersten Sohn trotz elektrischer Pumpe schon nicht geklappt hat (30 ml in 1 Stunde), ich aber meinen Sohn unbedingt weiter stillen möchte, brach ich darauf hin beim FA in Tränen aus. Er hat dann einige Zeit am Computer nach einem Medikament gesucht, welches ich gegen die Infektion der Harnröhre nehmen könnte und trotzdem weiterstillen kann. Schließlich hat er mir "Cotrim HEXAL forte" sowie einen Harntee veschrieben. Am Freitag soll ich nochmal wiederkommen. Wenn dann die Bakterien nicht weg sind, so sagte der FA, müsse er mir aber ein anderes Antibiotikum verschreiben und dann könnte ich vorerst nicht weiterstillen. Ich bin nun ganz verzweifelt und habe sehr große Angst, dass das Stillen nicht mehr klappt, wenn ich meinem Sohn ein paar Tage Premilch gegeben habe. (Saugverwirrung, Trinkfaulheit, Milchrückgang durch erfolgloses Abpumpen etc.)Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit für uns ? Soll ich lieber nochmal einen anderen Arzt zu Rate ziehen ? Gibt es natürliche Unterstützung im Kampf gegen die Bakterien ? Ich habe auch mal etwas vom sog. "Finger-Feeding" gehört, um ein Zufüttern mit Sauger zu umgehen, kenne mich aber damit überhaupt nicht aus. Wie müsste ich dabei vorgehen und wo könnte ich mich diesbezüglich beraten lassen ? Liebe Grüße, Cordula


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Liebe Cordula, fürchte Dich nicht! Es gibt genug stillverträgliche Medikamente, die Dein Arzt Dir verschreiben kann! Im PC wird er die erforderlichen Informationen eher nicht finden, die "Rote Liste" enthält diese Auskünfte nicht... Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit kann und sollte sich Dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Ruf ihn doch mal an und bitte darum, dass er sich schon vor Freitag mal dort anfragen soll, welche Alternative Ihr unter den Antibiotika wählen könntet. Wenn er das nicht machen möchte, ist es auch Dein gutes Recht, dort anzurufen und Dich beraten zu lassen. Das Medikament, das Du zur Zeit einnimmst, besteht aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol. Ich zitiere Dir dazu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage, 2001 (Dr. Schäfer ist übrigens der Leiter der Embriotox in Berlin!): „Sulfonamide gehen in unterschiedlichem Maße in die Muttermilch über. ... Bei Sulfamethoxazol, dem Sulfonamidanteil in Co-trimoxazol, sind es durchschnittlich 2 %. Vom Trimethoprim sind unter 5tägiger Behandlung mit Co-trimoxazol durchschnittlich 5 bis 5,5 % der relativen Dosis für den vollgestillten Säugling errechnet worden (Übersicht in Bennett 1996)." Empfehlung für die Praxis: Co-trimoxazol oder Trimethoprim allein (bei Harnwegsinfekten als Monotherapie meist ebenso wirksam wie Co-trimoxazol) sind indikationsgerecht einsetzbar." Zu dem Tee: Diese Tees bestehen aus einer ganzen Reihe von Kräutern, unter anderen Fenchel, Goldrute und Bärentraubenblättern. Keines dieser Heilkräuter sollte (weder als Tee noch als sonstige Zubereitung) über einen längeren Zeitraum oder auf eigene Faust verwendet werden, unabhängig davon ob gestillt wird oder nicht. Eine direkte schädliche Auswirkung des Tees auf die Muttermilch und das Stillen ist bei vorübergehenden maßvollem Konsum nicht zu erwarten, allerdings können die ätherischen Öle dazu führen, dass sich der Geschmack der Milch so verändert, dass das Kind die Brust ablehnt. Herzlichen Gruß und gute Besserung! Kristina


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