Mitglied inaktiv
Hallo, ich selbst habe 2 Kinder, welche ich beide über 6 Monate voll gestillt habe. Meine heutige Frage betrifft meine Schwester, der ich sehr gerne helfen würde. Sie hat vor 3 Wochen ihren Sohn in der 39. SSW entbunden, Geburtsgewicht war 2910 g bei 50 cm. Sie war fest entschlossen, ihren Sohn zu stillen. Im Krankenhaus hat sie ihn auch immer wieder angelegt, aber offenbar hat er nicht genug getrunken, weil er laut der Ärzte dort zu viel abgenommen hat in den ersten Tagen (ca. 300 g - auf 2600 g). Dann sollte sie mit Fläschen zufüttern, was ich persönlich schon recht kritisch gesehen habe, da mir die Problematik der Saugverwirrung etc. bekannt ist. Da meine Schwester als Erstgebährende aber verunsichret war und ihren Sohn nicht hungern lassen wollte, hat sie nun immer nach dem Stillen noch ein Fläschen mit ca. 30 ml Pre-Milch gegeben. In Absprache mit ihrer nachbetreuenden Hebamme sollte sie nun das Fläschen nach und nach reduzieren und schließlich ganz weglassen. Das hat auch 4 Tage geklappt, aber beim Wiegen stellte sich dann heraus, dass der kleine Mann in dieser Zeit wieder abgenommen hat, viel geweint und wenig geschlafen hat, obwohl meine Schwester ihn fast nur an der Brust hatte und mindestens stündlich angelegt hat. Sie ist nun sehr traurig darüber, dass sie laut Hebamme wieder zusätzlich zum Stillen ein Fläschen geben soll. Ich würde ihr gerne helfen. Gibt es noch sinnvolle Maßnahmen um die Milchproduktion anzuregen und das Fläschen "loszuwerden" ? Liebe Grüße, Gold-Locke
Liebe Gold-Locke, ganz wichtig ist, dass das Kind lernt, korrekt und vor allem effektiv an der Brust zu trinken. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Falls Ihre Schwester noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hat, sollte sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob das Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Sie kann auch beurteilen, ob vielleicht die Verwendung eines Brusternährungssets sinnvoll wäre. Eine Möglichkeit ein Kind an die Brust zu bringen ist nämlich das Brusternährungsset. Mit dem Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt, so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche - je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich hoffe, Ihre Schwester findet ganz schnell kompetente Hilfe, für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung! Alles Gute! LLLiebe Grüße, Biggi
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