Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, kann denn ein Stillkind wirklich nicht überfüttert werden? Meine trinkt und trinkt und trinkt. Sie ist jetzt 14 Wochen alt, letzte Woche beim Arzt wog sie 7000 g, ihr Geburtsgewicht war 3800 g, das niedrigste ca. 3650. Nicht, daß sie einen eindeutigen Wachstumsschub hätte. Sie trinkt immer so viel, d.h. oft und lange. Langsam weiß ich schon gar nicht mehr, ob ich sie nicht verziehe: ich habe das Gefühl, sie ist, bis auf relativ kurze Wickel-, Spiel- und Schlafpausen, ständig an der Brust. Kann ich diese Zeiten nicht wenigstens ein bißchen ausdehnen? Ich lese hier öfter, daß andere Kinder nach 5-10 Minuten fertig sind und dann erst so nach zwei bis drei Stunden wieder kommen. Meine braucht ca. 30-40 Minuten (ohne nennenswerte Pausen, also fast hintereinander) , manch-mal auch länger, und ist nach recht kurzer Zeit (s.o.) schon wieder dran. Ich weiß ja, daß alle ba-bys unterschiedlich sind, aber mit 3 Monaten noch so ein Riesenbedarf? Manchmal denke ich ja, vielleicht will sie ja nur saugen, aber kommt dabei denn nicht auch Milch? Würde sie wirklich nichts trinken, wenn sie satt wäre? Außerdem habe ich auch den Eindruck, daß sie wirklich trinkt. Nur kann ich das ja nicht richtig beobachten (auf richtiges Anlegen achte ich!). Deshalb ist es auch noch die Frage, ob es vielleicht medizinische Ursachen haben könnte, daß sie entweder nicht so viel Milch aus der Brust rauskriegt und es deshalb länger dauert, oder daß sie es so schnell ver-wertet? Vielen, vielen Dank für die geduldige Beantwortung all dieser verwirrenden Fragen.
? Liebe Gaby, es gibt solche kleinen „Nimmersatte" und es gibt Kinder, die deutlich mehr als die statistischen 110 bis 220 g pro Woche zunehmen. Die in den Büchern angegebenen Werte für die Gewichtszunahme eines Kindes sind Durchschnittswerte und nicht absolut bindend. Durch Stillen kann ein Baby nicht überfüttert werden Du kannst und sollst dein Baby unbesorgt weiterhin nach Bedarf stillen. Ein Einschränken des Stillens und damit der Nahrungszufuhr wäre keinesfalls empfehlenswert. Das schnell wachsenden Kind braucht die Nahrung und das sich rasend schnell entwickelnde Gehirn (nie wieder wird das Gehirn des Kindes so schnell wachsen, wie im ersten Lebensjahr) braucht die Nahrung ebenfalls. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen und hänge dir zur weiteren Information noch einen Artikel zum Thema „Stillen und Übergewicht" an.. LLLiebe Grüße Biggi Neue Studie zum Thema Stillen und Übergewicht bei Kindern Eine kürzlich in Bayern durchgeführte Studie (die derzeit größte dieser Art) befasst sich mit dem Thema „Übergewicht bei Kindern". Im Rahmen dieser Untersuchung wurden mehr al 9000 Kinder von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren beobachtet. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass gestillte Babys ein geringeres Risiko für Gewichtsprobleme im Kindesalter haben. Die Ergebnisse dieser Studie könnten eine wichtige Rolle bei der Förderung des Stillens in den Industrienationen spielen. Bei der Durchführung der Untersuchung wurden die folgenden Faktoren berücksichtigt: • Geburtsgewicht des Kindes? • Seine Essgewohnheiten? • Der Soziale Status der Familie? • Wie alt sind seine Eltern und Geschwister? • Wieviel Bewegung hat das Kind im Freien? • Hat das Kind ein eigenes Zimmer? Es ergaben sich Hinweise darauf, dass eine drei- bis viermonatige Stillzeit die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind mit sechs Jahren übergewichtig ist um 33 % verringert. Kinder, die sechs Monate lang ausschließlich gestillt wurden, hatten ein um 43 % geringeres Risiko, bei einer Stillzeit von mehr als einem Jahr war das Risiko sogar um 72 % geringer. Die Wissenschaftler glauben, dass das Stillen auch eine Rolle bei der Verhütung von Übergewicht im Erwachsenenalter spielt. Bei mit künstlicher Säuglingsnahrung gefütterten Kindern lässt sich ein höherer Insulinspiegel im Blut nachweisen, der zu vermehrten Fettablagerungen beitragen könnte. Der Fett- und Eiweißgehalt der Muttermilch unterschiedet sich deutlich von dem der künstlichen Säuglingsnahrung. Muttermilch enthält genau die Eiweißmenge, die ein Baby braucht. Die Eiweiße in der Mutermilch können vom Körper leichter aufgenommen werden, als die in künstlicher Säuglingsnahrung enthalten sind. So wird bei gestillten Kindern kein Eiweiß gespeichert, das später in Fett umgewandelt wird und dadurch verringert sich das Risiko für Übergewicht. Die Verhütung von Übergewicht bei Kinder dürfte eine sinnvolle Maßnahme zur Vorbeugung gegen spätere Herzkrankheiten sein. Zudem sind Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung bei Kindern teuer und vielfach nicht erfolgreich. Nach einer Presseerklärung der La Leche League International vom 29. Juli 1999 zusammengefasst und übersetzt von Denise Both, IBCLC