Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen nach Neugeborenengelbsucht

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen nach Neugeborenengelbsucht

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Hallo! Meine Tochter ist jetzt 3 Wochen alt, sie hatte nach der Geburt starke Gelbsucht, weswegen sie auch in der Fototherapie lag und sehr schlapp und müde war. Zu müde um von der Brust zu trinken, sie schlief fast nach jedem Zug ein.. Also entschied ich mich, bis sie stärker ist, Milch abzupumpen und sie ihr mit dem Fläschchen zu geben bzw. auch zuzufüttern, nebenbei immer wieder anzulegen. Diese aufwendige Prozedur habe ich 2 1/2 Wochen lang gemacht. Seit einigen Tagen pumpe ich nicht mehr ab, da sie laut Babywaage immerhin so ca. 80g "zunimmt" nach dem Stillen, das heißt, es klappt prinzipiell. Zur Sicherheit halte ich aber immer noch ein Fläschchen parat, falls sie nicht genug hat. Das möchte ich natürlich so bald wie möglich aufgeben und nur noch stillen. Z.B. in der letzten Nacht stillte ich sie fast 1 Stunde lang, immer abwechselnd, aufstoßen, damit sie nicht vor sich hin döst und trotzdem schrie sie nachher... Bei meiner ersten Tochter war die Situation ähnlich, vollständig gestillt habe ich sie erst mit 6 Wochen, also möchte ich noch etwas durchhalten. Meine Frage: wie kann ich sie daran gewöhnen, dass sie in vielleicht 30min genug trinkt? soll ich die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten kürzer (als 3 Stunden?) machen? Braucht sie das Fläschchen ohnehin nicht mehr? Ich versuche auch, das anscheinend große Saug- und Kuschelbedürfnis mit dem Schnuller zu befriedigen und lege mich mit ihr ins Bett etc. Ist das der richtige Weg?? ;) Danke und liebe Grüße


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Liebe Lisi21, zu allererst einmal empfehle ich dir, Unterstützung vor Ort zu suchen. Eine kompetente Stillberaterin kann dich zeitnah begleiten und Tipps geben, um die jeweils aktuelle Situation noch zu verbessern. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du jemanden erreichst, helfen dir hoffentlich diese Empfehlungen: Es kann durchaus sinnvoll sein, dass du häufiger als alle 3 Stunden anlegst. Künstliche Sauger solltest du möglichst eine zeitlang ganz weglassen, damit dein Baby die Saugtechnik, die es fürs effektive Trinken an der Brust benötigt, richtig gut lernen kann. Lieber lässt du sie stundenlang an der Brust kuscheln und saugen. Sofern sie dabei korrekt angelegt ist, wird deine Brust das "ertragen", ohne wund zu werden. Hinweise zum korrekten Anlegen kannst du hier nachlesen: http://www.rund-ums-baby.de/stillen/trinken_richtig-anlegen.htm Auch helfen könnte euch die Technik der Brustkompression, zu der ich dir unten einen erklärenden Text einfügen werde. Lieben Gruß, Kristina "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess. (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


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