Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen jede Stunde rund um die Uhr

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen jede Stunde rund um die Uhr

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Hallo liebes Team, meine Tochter ist 14 Wochen alt u. ich stille voll. Sie wächst u gedeiht bestens. Jedoch macht mich das stillen k.o.. Ich wollte 6 Monate durchstillen, nur jetzt verzweifle ich. Tagsüber bis dato alle 2 Stunden war ja o.k. Jetzt jedoch auch tagsüber stündich oder 1,5 h u. nachts sowieso. Unabhängig davon, ob sie viel oder wenig gestillt hat. Da ist es dann super, wenn sie mal 2 Stunden durchhält. (Sie liegt bei mir im Bett, lasse das Licht aus, wickel nicht...) Sie schläft von 20 Uhr bis 8 Uhr, aber eben immer mit den Still-Unterbrechungen. . Ihr geht es gut, nur ich bin geschlaucht. Was kann mir helfen? Bin fertig. Soll ich jetzt noch mit Schnuller anfangen? - Hat sie ganz früher immer ausgespukt, dann haben wir es gelassen. Soll ich Tee geben? Bis jetzt kennt sie noch keine Flasche wegen evtl. Saugverwirrung. Soll ich mit Flaschennahrung beginnen in der Hoffnung, dass sie dann mal länger satt ist? Mich tagsüber hinlegen ist nicht, da sie nur 3 x 10-15 Min ruht u. dann fit ist.... (Sogar im Kinderwagen schaut sie seit neuem umher ....ist aber friedlich) Ich hoffe, ihr könnt mir helfen. Vielen Dank!


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Liebe Sonnenkegel, ich kann gut nachvollziehen, dass du fix und fertig bist... Denn bei so vielen Unterbrechungen in der Nacht ist es wirklich schwer, die nötige Erholung zu finden... Hmmm, was tun? Es ist nicht einfach, denn es kommt darauf an, WARUM deine Kleine so häufig wach wird. Hast du mal probiert wie es ist, wenn du sie tagsüber ein paar Stunden lang trägst? In einem Tragetuch oder einer GUTEN Tragehilfe belastet das deinen Rücken nur wenig, du hast die Hände frei um noch andere Dinge zu tun und dein Baby tankt gleichzeitig ganz viel Nähe und Geborgenheit. Viele Mütter berichten, dass dies die Kinder insgesamt etwas zufriedener macht, und sie zuweilen dadurch auch nachts nicht mehr so viel Mama brauchen. Mit 14 Wochen ist sie definitiv zu klein, um irgendwelche "Schlaftrainings" anzuwenden (die meisten sind sowieso aus bindungspsychologischer Sicht "Gift"). Ein Baby schläft ohne Brust ein (und durch), sobald es reif genug dazu ist. Die einen früher, die anderen später. Das bedeutet natürlich nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Aber ein paar Wochen kann es schon noch dauern... Vielleicht hast du die Möglichkeit, tagsüber Ruhe zu finden, z.B. bei einem gemeinsamen Mittagsschlaf? Auch solltest du versuchen, so wenig wie möglich Verpflichtungen zu haben, damit das bisschen Energie, das du hast, reicht. Glaub mir, so schwer es jetzt ist, es kommen auch andere Zeiten!! Ich hänge dir unten noch einen längeren, aber ganz interessanten Text zum Thema Schlafen an. Und kann dir das Buch "Schlafen und Wachen" von William Sears empfehlen... Lieben Gruß, Kristina Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.


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