Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

stillen hat nicht geklappt

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: stillen hat nicht geklappt

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, eigentlich habe ich in diesem Forum nichts verloren, da ich leider Flaschenmammi bin. Bei mir hat das stillen nicht geklappt. Ist irgendwie alles schief gelaufen. Probleme hatte ich schon im KH, jedes anlegen tat weh und bereits nach einem Tag sahen meine BW lediert aus. Richtig problematisch wurde es als ich den Milcheinschuß hatte. Ich habe eh schon flachere BW, aber als mein Busen so prall war waren sie irgendwie ganz verschwunden und mein kleiner konnte an nichts mehr saugen, war ja auch alles extrem gespannt. Ich bekam ein Brusthütchen, wurde entlassen, meine Nachsorgehebi kam erst zwei Tage später. Zu hause war ich dann mit abpumpen beschäftigt, weil der kleine nicht an die Brust ging. Hätte ihn auch nicht mehr anlegen können, war alles wund, blutig. Bekam dann noch einen Milchstau, Fieber und Schüttelfrost. Ich habs zehn Tage lang versucht, dann konnt ich nervlich nicht mehr. Das ganze ist jetzt fast 6 Monate her, aber es nagt immer noch an mir. Ich mußte das jetzt einfach mal loswerden, in meinem Bekanntenkreis hat da keiner Verständnis für. Ich mache mir jetzt schon Gedanken wie ich diese Katastrophe beim zweiten Kind verhindern kann. Danke fürs zuhören (lesen) Marion


Biggi Welter

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Liebe Mari31, es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es wäre ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt des nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Lassen Sie Ihre Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht dort stehen. Sie haben viele Möglichkeiten, Ihrem Kind Liebe, Nähe, Geborgenheit und Trost zu geben, auch wenn Sie nicht mehr stillen. Nicht nur stillende Mütter sind gute Mütter. Sie können dann versuchen, Ihr Kind mit der Flasche in Ihrem Arm, nahe an Ihrer Brust zu füttern. Vielleicht sogar manchmal mit entblößtem Oberkörper, so dass Ihr Baby Sie fühlen und riechen kann. Denken Sie daran auch beim Flaschegeben die Seite zu wechseln, denn das unterstützt die Entwicklung der Augenkoordination. Tragen Sie Ihr Baby, baden Sie mit ihm zusammen, lassen Sie es in Ihrer Nähe schlafen, so dass es weiterhin Ihre Nähe spüren kann. Für ein nächstes Kind kann ich Ihnen ein paar Tipps geben. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth Gumberger und Elizabeth Hormann, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich hoffe, dass Ihnen die Antwort ein kleines bisschen geholfen hat. LLLiebe Grüße, Biggi


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Hallo. Wollte dir nur sagen: mach dich nicht verrückt. Wenn du es probiert hast und es hat nicht funktioniert, dann hast du doch dein möglichstest getan. Für das nächste kannst du dir ja jetzt ein paar Infos einholen. Laß die anderen mal reden, deren Ratschläge sind eh immer die besten, meinen sie. Bei mir war das gleiche mit dem Kaiserschnitt: ich wurde teilweise angeschaut, als ob ich ein Sakrileg begehe. Man kann es auch übertreiben mit der Natürlichkeit. Lg und viel Glück beim zweiten Mal


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, danke für die aufbauenden Worte und die Infos. Werde mich wieder an Sie wenden wenn der nächste Nachwuchs unterwegs ist. Wird aber noch so 2 Jahre dauern. Lieben Gruß Marion


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