Mitglied inaktiv
Also mein kleiner ist genau 1 Woche alt...klar ist es noch zu früh um ihn an geregelten Stillzeiten zu gewöhnen. Er kommt alle 2 Stunden und will was trinken. Egal ob tag oder nacht. Mache ich was falsch wenn ich das stillen ihn tagsüber ein bisschen hinauszögere ? Also ich versuche nach ca. 2 Stunden (wenn ich merke das er wieder ungeduldig wird) mit tragen oder in den Kinderwagen schiebe.. oder sollte ich das lieber lassen und ich mich erstmal an seine Zeiten einlassen? Danke für die Antwort im voraus Isabel
Liebe Isabel, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Lass dich einfach auf dein Kind ein. Du wirst sehen, der Alltag mit Baby ist viel einfacher, wenn frau sich nicht in irgendwelche Schemata pressen lässt und so anstrengend wie die ersten Wochen mit Baby oft sein können, so bleibt das Leben mit Kind nicht auf ewig. Eine Kollegin von mir hat gerade einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich dir hier anhänge. Ich denke in diesem Artikel findest Du die Antwort auf deine Frage. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom "Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC "Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." "Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" "Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten "damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 - 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung "Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch "Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde - wie so oft - einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
Mitglied inaktiv
Hallo Isabel, aus eigener teils wirklich qualvoller Erfahrung kann ich dri nur raten, nach Bedarf zu stillen und nicht nach der Uhrzeit. Je mehr du dich da nach deinem Baby und seinen Bedürftnissen richtest, desto weniger Stress hast du. Ich dachte bei Ben (inzwischen 7 Monate, stille immer noch nach Bedarf) anfangs auch, ich muss das rauszögern, wenn er sich eher als nach 3 Stunden meldete. Fazit war, dass dieses Hinauszögern noch viel nervenaufreibender und stressiger für ihn UND mich war als wenn ich ihn direkt einfach gestillt hätte. Oft weinte er in der Hinhaltezeit bloß die ganze Zeit und war am Ende total aufgelöst, sodass ich ihn dann doch wieder stillte. Hätte ich es GLEICH getan, hätte ich ihm UND mir diese Schreierei gleich ersparen können. Fakt ist auch, dass du mit der Zeit ein gutes Gespür haben wirst, ob dein Kind schreit, weil es Hunger hat oder aus anderem Grund (z.B: Bauchschmerzen, volle Windel, Müdigkeit, einfach Bedürftnis nach Nähe... später kommt auch noch Langeweile als mögliche Ursache hinzu). Aber dafür ist es nach 1 Woche noch viel zu früh. Das ist jetzt eine Phase des Kennenlernens und der Vertrauensbildung. Dein Baby wurde bisher im Bauch rundum versorgt, jedes Bedürftnis wurde automatisch von deinem Körper gestillt. Nun bist du selbst dafür verantwortlich, und da solltest du deinem Baby alles geben, was es braucht, und zwar umgehend. So lernt dein Baby, dass es dir vertrauen udn sich auf dich und deine Nähe und Zuwendung verlassen kann. Wenn du auch in den schwierigeren Phasen (Schpbe, Koliken u.ä.) bei dieser Methode bleibst, wirst du in 4-5 Monaten die Früchter ernten: Dann hast du ein zufriedenes Baby, das dir vertraut und viel geduldiger ist als andere Babys, wenn es doch mal auf etwas warten muss. Durch die Verzögerungstaktiken würde dein Baby dagegen nur lernen, dass es sich jede Bedürftnsibefriedigung hart mit Schreierei bei dir erkämpfen muss - dadurch erreichst du dann genau das Gegenteil von dem, was du eigentlich willst: Dein Baby würde dann irgendwann IMMER laut Alarm schlagen, wenn ihm was nicht passt, und dann hast du RICHTIG Stress. (Eine Freundin mit gleichaltrigem Baby hat es so gemacht und hat jetzt die Quittung - der Kleine schreit wegen jedem Pups wie ein Irrer und sie ist nur noch gestresst und am rennen.) Also, geh voll auf dein Kind ein, guck nicht auf die Uhr, hör auf dein Herz und lass dich voll auf deinen Kleinen ein, dann wirst du eine wundervolle Mutter-Kind-Beziehung aufbauen! Viele liebe Grüße Claudia mit Ben *28.12.05
Mitglied inaktiv
Hallo Isabell, hallo Frau Welter, ihr könnt euch nicht vorstellen, mit welchen "Freude" ich diesen Beitrag gelesen habe! Mein kleiner ist jetzt 3 Wochen alt. Ich habe mich bis vor ein paar Tagen strikt an die Regelung: mindestens 2 Stunden Pause zwischen dem Stillen einzuhalten. Leider führte das grade abends und in der Nacht zu ziemlichen Schreiattacken bei meinem Kleinen. Ruhig wurde er immer nur, wenn ich ihm die Brust gegeben habe. Jetzt versuche ich es so, wie in eurem Beitrag beschrieben...mal sehen was passiert. Auf jeden Fall hat mir der Beitrag Mut gemacht; ich stehe also nicht alleine mit diesem Thema da! Wünsche euch viel Spaß und Erfolg mit den Babys und bei den tollen Tips! Viele Grüße Alex
Die letzten 10 Beiträge
- Unruhe beim Stillen - Brustwechsel
- Frühchen von der Flasche wegbekommen
- Abstillen ohne Ersatz
- Weiterstillen nach 1 Tag nicht stillen problematisch?
- Zu wenig Milch?
- Hyperprolaktinämie und Stillen
- Wie viel Wasser für Einjähriges?
- Nur im Schlaf trinken
- Zu viel Stillen?
- 4 Wochen altes Baby nimmt zu wenig zu