Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Startschwierigkeiten

Frage: Startschwierigkeiten

Schönfelder

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Sehr geehrte Frau Welter, ich wende mich heute mit einem Stillproblem an Sie. Vor knapp drei Wochen habe ich per Kaiserschnitt entbunden. Er ist mein zweites Kind. Mein erstes Kind habe ich 26 Monate gestillt. Auch da hatte ich Stillschwierigkeiten aber es hat irgendwann geklappt. Mein aktuelles Problem ist, dass meine Milch anscheinend nicht ausreicht und ich die Milchmenge auch nicht steigern kann. Ich habe direkt nach der Geburt angelegt. Der Milcheinschuss kam innerhalb von paar Tagen...1 Woche nach der Geburt musste mein Sohn in die Neonatologie da er seine Temperatur nicht halten konnte und zudem unterzuckert war. Er hatte zu dem Zeitpunkt starke Gelbsucht und war generell ein wenig schwach, um ausreichend zu saugen. Im Krankenhaus bekam er dann sofort Pre Nahrung auf Anordnung des Arztes. Seit dem habe ich das Gefühl, dass er über die Brust gar nicht satt wird, sondern nur wenn er die Flasche bekommt. Ich möchte wieder zum vollstillen übergehen aber es klappt nicht, da er ständig an der Brust ist aber anscheinend trotzdem nicht satt wird. Er schläft erst befriedigt ein, wenn er die Flasche bekommt. Ansonsten wacht er beim Ablegen bereits wieder auf und möchte wieder an die Brust. Nun weiß ich, dass es ein Teufelskreis ist und die Flaschenmahlzeiten die Milchmenge negativ beeinflussen. Ich komme aber nicht davon weg und habe Angst, dass ein Vollstillen niemals mehr möglich sein wird, weil ich ihn nicht satt bekomme. Ich habe als er die Flasche im Krankenhaus bekommen hat nach einer Pumpe verlangt, um abpumpen zu können. Beim ersten Pumpen bekam ich ca. 80 ml Muttermilch aus beiden Brüsten. Danach reduzierte sich die Milchmenge jedoch auf maximal 40-50 ml aus beiden Brüsten nach sehr langen Abpumpen. Derzeit ist es so, dass ich weiterhin nicht viel abpumpen kann. Wenn ich aber auf die Brust drücke, kommt immer Milch heraus. Lege ich die Pumpe an, kommt gefühlt nichts. Das Pumpen habe ich daher aufgegeben. Die Flasche gebe ich, wenn es gar nicht anders geht weiterhin, weil ich Angst habe, dass er erneut unterzuckert. Haben Sie einen Rat, wie ich zum Vollstillen über gehen kann oder ist Hopfen und Malz bereits verloren? Ich bin am Verzweifeln... Vielen Dank. MFG


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Schönfelder, der „Abpumptest“ ist nicht aussagekräftig, wenn es darum geht, festzustellen, wieviel Milch eine Frau bildet. Abpumpen muss gelernt und geübt werden, es muss eine für die Frau passende gut funktionierende Pumpe verwendet werden und selbst die beste Pumpe der Welt kann die Brust nicht so effektiv leeren und zur Milchbildung anregen, wie ein Baby. 

 Immer wieder wird geglaubt, dass man durch Abpumpen erkennen könne, wie viel Milch eine Frau bildet, aber das Abpumpen sagt nie etwas über die wirklich gebildete Milch aus und so hat schon mancher „Abpumptest“ für viele unnötige Tränen gesorgt.
 Welche Pumpe verwendest du denn? Hast du ein Doppelpumpset? Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. 

 Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen.

 Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört? Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen.

 Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
 Jetzt ist es wirklich wichtig, dass du so schnell wie möglich professionelle Hilfe vor Ort bekommst, du solltest dich unbedingt an eine ausgebildete Still und Laktationsberaterin IBCLB wenden.
Schau mal unter: http://www.bdl-stillen.de
Die Kosten werden meist von den Kassen übernommen!

 Ich hoffe sehr, dass es bald besser wird!

 Ganz liebe Grüße, sei umarmt von
 Biggi


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