Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Starke Schmerzen beim Stillen

Frage: Starke Schmerzen beim Stillen

ivory19

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Liebe Frau Welter, meine Tochter ist nun 9 Wochen alt und ich habe folgendes Problem. Seit ihrer Geburt kämpfe ich mit starken Schmerzen beim Stillen, deswegen haben wir ab dem 10.Lebenstag mit Zufüttern (Beba Pre Ha) begonnen. Ich habe trotz der starken Schmerzen mit allen Mitteln (Hütchen) weiter gestillt. Wir hatten auch einen guten Rhythmus drin alle 2 Std. Nun seit ca. 1 Woche will meine kleine nur noch die Brust (ohne Hütchen) und schreit sehr viel wenn ich ihr eine Milch gebe, das Problem ist sie will fast jede halbe Std an die Brust. Ich halte die starken Schmerzen nicht mehr aus, ich muss sogar beim Stillen weinen und es ist jedes Mal ein Kampf mit mir selbst. Es tut mir so weh wenn sie weint, aber ich merke das sie nicht satt wird und nur nuckelt. Wenn sie Hunger hat ist sie mit nichts zu beruhigen und saugt dann extrem stark. Was soll ich machen? Ich war bei einer LLL Beraterin, sie konnte es sich auch nicht erklären, weil ich sie auch richtig an lege. Ich wollte gerne 4-6 Monate stillen, aber so halte ich es nicht aus. Das abpumpen klappt unter schmerzen, aber sie trinkt nichts mehr aus der Flasche. Wenn ich jetzt abstillen würde, dann müsste ich ihr Milch geben aber sie weigert sich, was soll ich dann tun? Ich kann doch meine Maus nicht so schreien lassen. Ich bitte um einen Rat, ich verzweifle noch. Liebe Grüße ivory19


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe ivory19, wenn das Stillen so weh tut, dann stimmt etwas mit der Anlegetechnik nicht! Normal ist es, dass ein Baby sooft an die Brust möchte, außerdem ist Ihr Kind im klassischen Alter für einen Wachstumsschub! So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Bitte wenden Sie sich unbedingt noch einmal an eine Kollegin vor Ort, denn mit der richtigen Anlegetechnik wird es besser klappen und Sie werden das Stillen genießen können! Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das Sie sich bei La Leche Liga herunterladen können: http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihre Tochter am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Kindes legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihre Tochter nicht an der Brust bleiben, nachdem sie sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der ihre Lippen Ihre Brust berühren. Sie wird die Milch schlucken und dabei ihre Zunge abflachen, so dass sie die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden (bzw. eine Verschlimmerung des Wundseins) ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Kind die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Geben Sie Ihrem Baby einen Schnuller? Wenn ja, verzichten Sie bitte darauf! Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können. Die Kollegin kann Ihnen dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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