Frage: ständig unzufrieden

Hallo, mein Sohn ist jetzt knapp 16 Wochen alt und wurde bisher voll gestillt. Ich hatte schon einige Male fast die Flinte ins Korn geworfen und wollte zufüttern, habe es dann aber doch nicht übers Herz gebracht. Das Problem ist, dass mein Kleiner seit einigen Wochen schon ständig am Quengeln und Schreien ist und ich nicht weiß, ob er "dauerhungrig" ist und eventuell zu wenig bekommt. Dagegen spricht allerdings, dass er super gedeiht (ca 6,4kg bei ca 68cm). Mir ist schon bewusst, dass Schreien verschiedene Ursachen haben kann, aber ich habe in letzter Zeit doch ein bisl Angst bekommen, dass es wirklich am Hunger liegen könnte. Die Vorstellung, dass der kleine Mann immer hungrig ist und quasi um jeden Schluck kämpfen muss, macht mich echt fertig. Zur Zeit ist es so, dass er vor jedem Stillen erstmal schreit und ich meistens im Stehen anlegen muss, da es ansonsten gar nicht klappt. Er saugt dann kurz, ziemlich gierig, dockt aber wieder ab, wieder an etc. Wenn er dann fertig ist, ist es mit dem Schreien allerdings nicht vorbei. Auch nachts bin ich seit einigen Tagen am Dauerstillen. Bis vor einigen Wochen hat er meistens von ca 22 Uhr bis 3.30 durchgeschlafen, z.Zt. kommt er oft alle 1-2 Stunden, trinkt kurz, schläft wieder ein, um dann wieder aufzuwachen, kurz zu nippen, wieder einzuschlafen etc. Habe oft das Gefühl, er ist zu müde zum Trinken und zu hungrig zum Schlafen. Weiß aber nicht ob die eigentliche Ursache, die den Teufelskreis in Gang bringt, dann der Hunger ist oder die Müdigkeit. Es wäre für mich ja nicht so wild, aber ich hab noch einen 2-jährigen Sohn, der mich auch sehr braucht. Und es dreht sich momentan schon sehr viel um den ständig schreienden kleinen Bruder. Tut mir leid, dass ich etwas verworren geschrieben habe, auf einen Punkt gebracht: ich kann mich nicht mehr an das letzte Mal erinnern, dass mein Söhnchen ein sattes zufriedenes Kind war. Vielleicht habt Ihr ja ein paar Tipps für mich :-). Liebe Grüße mia_sara

von mia_sara am 12.05.2011, 16:34



Antwort auf: ständig unzufrieden

Liebe mia_sara, ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Für das von Ihnen beschriebene Verhalten kann es eine Vielzahl von Gründen geben und ohne weitere Angaben und ohne euch sehen zu können, bin ich auf's Raten angewiesen. Bekommt der Kleine einen Schnuller oder eine gelegentliche Flasche? Dann könnte eine Saugverwirrung vorliegen. Manche Kinder reagieren auch so auf einen starken Milchspendereflex. Dann schießt die Milch geradezu aus der Brust und damit kommen nicht alle Kinder zurecht. Es kann auch sein, dass das Kind sehr leicht ablenkbar ist. Bei Babys, die in einer der Phasen sind, in denen sie besonders leicht ablenkbar sind, hat sich bewährt, sich zum Stillen mit dem Baby in eine ruhige und ablenkungsarme, "langweilige", eventuell auch abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Am besten wenden Sie sich einmal an eine Kollegin vor Ort und besprechen Ihre Situation in aller Ruhe mit ihr. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 12.05.2011