Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Spucken und Rhythmus

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Spucken und Rhythmus

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HAllo Frau Welter, erst mal Danke für die letzte Antwort. Vielleicht könnten sie mir noch die LLL- Beraterin in meiner Nähe nennen? 72585 Riederich ist mein Wohnort. Meine kleine Tochter (8Wochen) spuckt manchmal nach dem stillen Milch, die geronnen aussieht. Ist das normal? Es sind keine großen Mengen. Es läuft ihr so aus dem Mundwinkel. Eine weitere Frage habe ich zum Stillrhythmus. Sie trinkt meistens nur 1 Seite. Ich kann machen was ich will, sie macht dann eine Pause von unterschiedlicher Länge. Zwischen 1 Stunde und 4 Stunden. Dann bekommt sie die nächste Seite. Wir haben absolut keinen Rhythmus im Stillen. Also alle 4 Stunden, davon kann ich nicht reden. Ich lege sie eben auch öfter an, da ich immer Angst habe, sie könnte ihren Hunger "verschlafen" und dann zu wenig trinken. Sie ist teilweise sehr schläfrig. HAben sie mir da einen RAt? Wieviele Stunden Schlaf sind beim 8 Wochen alten Säugling denn ok? Und woran eerkennt man eine eingesunkene Fontanelle, ist die fühl- odr auch sichtbar bei Austrocknung? Das sind jetzt viele Fragen geworden, ich hoffe sie können sie alle beantworten? Vielen Dank und liebe Grüße Jule


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Liebe Jule, in fast allen Babyratgebern und Hochglanzbroschüren wird ein Bild verbreitet, das etwa so aussieht: das Baby schläft mindestens 20 Stunden pro Tag in seinem Stubenwaagen oder der Wiege, alle vier Stunden verlangt es nach Nahrung und schläft selbstverständlich danach sofort wieder ein, nach den allerersten Wochen hält es eine achtstündige Nachtpause ein und die Mutter ist immer ausgeruht, elegant und sauber gekleidet und empfängt mit einem strahlenden Lächeln die Besucher, die das Baby bewundern wollen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, nur sagt einem das fast keiner. Abgesehen von einigen wenigen "Wunderbabys" sind die Mehrzahl aller Kinder auch mit wenigen Wochen bereits längere Zeitspannen wach, wollen am Leben teilnehmen und ihre Welt entdecken. Der "regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat. Das klingt jetzt etwas erschreckend, doch sobald eine Mutter erkannt hat, dass ihr Baby sich ganz normal verhält und dass der Alltag mit einem Baby nur wenig mit dem Bild gemein hat, das eine idealisierte und glorifizierte Mutterschaft zeigt, kann sich die Frau entspannen, muss nicht mehr einem unerreichbaren Ideal hinter herjagen und kann sich daran machen, sich auf das Baby einzulassen und kann wieder neue Energie sammeln. Ein acht Wochen altes Kind ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Fast alle Babys spucken, manche mehr, andere weniger. Solange Ihr Baby weiterhin ausreichend nasse Windeln hat, einen gesunden und lebhaften Eindruck macht und gedeiht, ist das Spucken zwar lästig, wahrscheinlich aber kein Anlass zur Sorge. Bei den meisten Babys ist dieses Spucken in erster Linie ein Wäscheproblem ("bitte ein T Shirt im Spuckdesign, dann fallen die echten Flecken weniger auf"). Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Ein Kind, das sich erbricht, fühlt sich meist nicht wohl und das Erbrochene kann einen unangenehmen Geruch haben. Erst wenn ein Baby einen kranken Eindruck macht (schlapp, teilnahmslos, anhaltendes Weinen, Anzeichen von Austrocknung) oder immer häufiger in hohem Bogen schwallweise erbricht, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um eine gesundheitliche Störung ausschließen zu lassen. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind. Wenn das, was Ihr Baby ausspuckt geronnen aussieht, so liegt das daran, dass die Milch angedaut ist. Die Fontanelle ist einem häufigen Wandel unterworfen (so kann sie sich aufwölben, wenn das Baby sehr schreit) und um auf einen Flüssigkeitsmangel hinzuweisen müsste sie sehr stark eingesunken sein. Wenn alle Anzeichen für ein gut gedeihendes Kind vorhanden sind und das Kind sich wohl fühlt, ist eine eingesunkene Fontanelle nicht zwingend ein Hinweis dafür, dass das Kind zu wenig Flüssigkeit bekommt. o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht, mit zunehmendem Alter verringert sich die Gewichtszunahme. o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Punkte erfüllt sind, ist eine eingesunkene Fontanelle, die in der Tat in Zusammenhang mit anderen Kriterien (wie geringer Urinmenge, Elastizitätsverlust der Haut, Teilnahmslosigkeit) auf einen Flüssigkeitsmangel hinweisen kann, in der Regel nicht bedenklich, denn die Fontanelle wechselt mit der Aktivität und der Durchblutung und ist mal tiefer mal höher zu spüren, Schwankungen sind bei einem sonst gesunden Kind, das die oben aufgeführten Kriterien erfüllt, normal. Vielleicht gehen Sie aber dennoch, einfach zu ihrer eigenen Beruhigung zur Kinderärztin/arzt und lassen sich bestätigen, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist. So und nun noch zur Schlafdauer. Babys sind individuelle Persönlichkeiten, auch was ihr Schlafverhalten angeht. Statistisch gesehen schlafen Babys während des 1. und 2. Monats 16 bis 19 Stunden, während des 3. und 4. Monats 15 bis 18 Stunden, während des 5. und 6. Monats 14 bis 16 Stunden, während des 7. und 8. Monats 13 bis 15 Stunden und während des 9. bis 12. Monats 12 bis 14 Stunden pro Tag (selbstverständlich nicht an einem Stück). Aber wie gesagt, das sind nur Durchschnittswerte. Es ist durchaus üblich, dass ein vier Monate altes Baby tagsüber kaum noch schläft, schließlich muss es seine Welt entdecken. Ich hoffe, Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben. LLLiebe Grüße, Biggi


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