Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Sillgebrüll

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Sillgebrüll

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, mein Sohn, fast 12 Wochen, brüllt an meiner Brust, wie am Spieß. Leider sind die Umstände, wann er brüllt, nie gleich. - Manchmal brüllt er während des Trinkens, er lässt dann die Brustwarze los, schreit und zappelt, sperrt aber sein Mündchen auf. Wenn ich dann länger aushalte, ihn immer wieder anzulegen, zu beruhigen, wieder anzulegen, dann trinkt er richtig heißhunngrig weiter. Manchmal halte ich es aber auch nicht aus, ihn so brüllen zu sehen, dann nehme ich ihn hoch und muss mir bewusst machen, dass seine Entwicklung gut ist, er also schon soviel bekommt, wie er braucht. Manchmal bemerke ich, dass es richtig im Bauch gluckst, wenn er schluckt. Kann ihm das Trinken Bauchschmerzen verursachen? Manchmal pupst er dann auch oder macht in die Windel, aber eben nicht immer. - Er schreit aber auch manchmal, nachdem die erste Seite ohne Probleme ausgeleert wurde. Wenn ich ihm die zweite Seite anbiete (entweder nach dem Wickeln, wenn er bei der ersten Brust eingeschlafen ist oder nach dem Bäuerchen) dann kann es auch sein, dass er anfängt zu brüllen. Manchmal bekomme ich ihn dazu, dass er nochmal "zuschanppt", manchmal eben nicht (s.o.) Da er aber nicht immer schreit, wenn er satt ist (normalerweise trinkt er halt einfach nicht mehr) kann ich aus dem Gebrüll auch nicht den Schluss ziehen, dass er genug hat und so unlustig ist, dass er weinen muss. Ich habe wohl viel Milch, wenn er kräftig saugt kann er schon den Milchstrahl als ertränkend empfinden, aber da keine Regel zu finden ist (z.B. er schreit, wenn die Brust morgens sehr voll ist) kann ich mir das auch nicht als Ursache vorstellen. Vielleicht hast du ja eine Idee??? Lara


Biggi Welter

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Liebe Lara, beobachte einmal ganz genau, wie die Stillmahlzeit abläuft: Verschluckt sich das Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus der Brust fließt? Fließt dem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit "Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg?auf?Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: ? erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. ? biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. ? stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. ? versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg?auf?Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) ? lass das Baby oft aufstoßen. ? vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnullern. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wickelst Du dein Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du dein Kind auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Ruf doch einfach einmal bei einer Stillberaterin in deiner Nähe an und lass dich direkt und persönlich beraten, wie Du nun in Anbetracht deiner Situation am besten vorgehen kannst. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL?Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich glaube ja auch, dass das Brüllen während der MAhlzeit damit etwas zu tun haben könnte, aber warum er brüllt, wenn er an der ersten Brust loslässt und dann die zweite nur sieht, kann damit doch eher nichts zu tun haben??? Ich werde übermorgen zu einem Stillcafe gehen und mich dort auch noch mal beraten lassen, aber für andere AnsprechpartnerInnen würd ich mich freuen; meine PLZ ist 10437 Lara


Biggi Welter

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Liebe Lara, bitte wenden Sie sich an Frau WAGLER Sigrid, Tel.: 03733?22782, sie kann dir sagen, wer die nächste Beraterin für dich ist. Es kann sein, dass dein Baby durch einfach Bauchschmerzen hat und auch deshalb die zweite Seite verweigert. Verwsuche dir Tipps einmal aus und berichte mir bitte, ob sich das Verhalten bessert! LLLiebe Grüße Biggi


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