Mitglied inaktiv
Hallo, meine kleine Tochter (jetzt 11 Monate) habe ich 7 Monate voll gestillt und dann langsam mit Möhrchenbrei angefangen. Nach anfänglichen Verweigerungen hat sie den Brei dann gegessen. Später auch Brokkoli, Zucchini, Reiswaffeln, Obstbrei, Dinkelstangen und Dinkelbrei mit Muttermilch. Doch seit einigen Wochen isst sie immer schlechter. Ich stille sie noch etwa ein bis zwei mal am Tag (wie sie mag) und dann abends, wenn sie ins Bett geht und nachts (3-5 Mal). Ich biete ihr morgens einen Dinkelbrei mit Muttermilch an und später nochmal Obst. Mittags einen Gemüsebrei oder Obstbrei oder eine Banane - je nachdem was sie mir abnimmt - , nachmittags wieder Obst und abends die "Reste" vom Tag. Zwischendurch geb ich ihr immer mal eine Dinkelstange. Meistens denke ich mir, ich biete ich ja genug an, wenn sie Hunger hat, wird sie schon essen, aber an manchen Tagen (wie heute), an denen sie so gut wie gar nichts essen mag und selbst den Dinkel-Muttermilch-Brei verschmäht, mache ich mir doch echte Sorgen. Ich hatte ihr auch schon mal versucht was von unserem Essen zu geben, aber das mag sie auch nicht. Sie nimmt es zwar in den Mund, sammelt es dann aber alles wieder raus und dann landet es, nachdem es gut durchgeknetet wurde auf dem Boden. Ich habe schon so viel probiert, z.B. Banane mit Zwieback oder Toastbrot mit Leberwurst, aber sie mag es alles nicht. Sie ist jetzt etwa 76cm groß und wiegt 8,5 kg (hat aber seit 2-3 Monaten nicht zugenommen). Wird die Kleine satt? Was kann ich tun, damit sie besser isst und sich auch langsam an die "normale" Familienkost gewöhnt? Was mache ich, wenn ich nicht mehr genug Milch habe, dass sie vom stillen satt wird? Wenn sie tagsüber gar nicht an der Brust trinkt, habe ich immer etwas abgepumpt, um die Milchmenge aufrecht zu halten und habe die Milch dann eingefroren. Die nutze ich jetzt für den Dinkelbrei, aber mein Vorrat ist bald zu Ende. Nun war in einer Krabbelgruppe, in der ich bin eine Ernährungsfachfrau. Na nachdem, was die erzählte habe ich soooo viel falsch gemacht: z.B. sollte man die Kinder max. 6 Monate voll stillen mit 4 Mahlzeiten am Tag (ich habe 7 Monate voll gestillt mit weitaus mehr Mahlzeiten), mit spätestens 10 Monaten sollten sie Familienkost essen - alles, Brot, Mittag auch leicht gewürzt und Vollmilch bekommen, keine Flasche mehr (ich stille ja immer noch). Alle vorsichtigen Heranführungen an glutenhaltiges Getreide und Kuhmilch und Kuhmilchprodukte sei nicht nötig (Gluten verträgt sie aber mit Milch bin ich vorsichtig). Wenn ein Kind z. B. auch auf Erdbeeren mit Ausschlag reagiert ist das nur eine Unverträglichkeit und keine Allergie und nicht schlimm. .... Ich biete meiner Kleinen auch tagsüber immermal wieder die Brust an, doch an manchen Tagen will sie gar nicht und sonst nur ein bis zwei mal. So stille ich sie immer abends, wenn sie ins Bett geht und nachts. Tagsüber pumpe ich immer mal ab und geb ihr das dann als Dinkelbrei (und nicht mit Vollmilch wie die Ernährungstante meinte). Ich hab auch schon versucht ihr Stückchen zu geben, aber die mag sie nur in Form von Banane. Sie mag keine Kartoffeln, Möhren, Nudeln oder Brot. Sie spielt damit, manchmal landet auch was im Mund (sie nimmt ja sonst alles in den Mund), das sammelt sie aber sorgfältig wieder aus ihrem Mund heraus und gibt es mir oder wirft es weg. Ist es normal, dass es so lange dauert, bis mein Kind sich für das Essen interessiert und es auch isst? Laut der Ernährungsfrau gäbe es so etwas ja nicht, dass ein Kind nicht essen mag. Im Gegenteil, man müsse die Kinder bremsen, da sie alles essen wollen und davon Unmengen .... Ich kam mir ziemlich blöd vor in dieser Runde .... Viele Grüße Dani
Kristina Wrede
Liebe Dani, wir Frauen scheinen alle offensichtlich ein überdimensionales Schuldbewusstsein in die Wiege gelegt zu bekommen und spätestens mit der Geburt eines Kindes fühlen wir uns für alles verantwortlich und selbstverständlich sind wir an allem schuld (gleich ob unsere Kinder zu dick oder zu dünn sind, ob sie quengelig sind oder ob die Frankfurter Börse eine Krise erlebt und alle Aktienkurse in den Keller rutschen). Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Kehr den Spieß einmal um und frage all diejenigen, die dich so freigiebig kritisieren, was für KONSTRUKTIVE Vorschläge sie denn anzubieten haben. Es ist immer leicht zu sagen "Du machst das falsch" und sich dann umzudrehen und keinerlei sinnvolle Vorschläge zu machen, wie denn in dieser Situation besser vorgegangen werden soll. Grrr, in solchen Situationen packt mich die Wut: Du bist nicht schuld, weder an der Weltwirtschaftskrise noch daran, dass dein Kind nicht essen mag. Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen. Ab dem ersten Geburtstag kann der Milchbrei mit Vollmilch zubereitet werden, die dann auch nicht mehr verdünnt werden muss. So lange Dein Kind ausreichend oft gestillt wird, braucht es keine Kuhmilch und Du musst Dir sicherlich kein schlechtes Gewissen machen zu lassen. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, um so schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. Ich hoffe, ich konnte Dich beruhigen! Lieben Gruß Kristina
Die letzten 10 Beiträge
- Unruhe beim Stillen - Brustwechsel
- Frühchen von der Flasche wegbekommen
- Abstillen ohne Ersatz
- Weiterstillen nach 1 Tag nicht stillen problematisch?
- Zu wenig Milch?
- Hyperprolaktinämie und Stillen
- Wie viel Wasser für Einjähriges?
- Nur im Schlaf trinken
- Zu viel Stillen?
- 4 Wochen altes Baby nimmt zu wenig zu