Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Selbsterhaltungsprinzip

Frage: Selbsterhaltungsprinzip

Annushka

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Hallo liebe Frau Welter, mein Kleiner ist knapp 11 Monate alt und ein Breiverweigerer, led weaning lehnt er ebenfalls ab. Er ist ein aufgewecktes Baby, 8,8 kg schwer, hat mittlerweile 4 Zähne und ich müsste doch zufrieden sein...nur mache ich mir ständig Sorgen, dass die MuMi nicht ausreichen könnte. Bei uns war es schon mal so, dass er langsam an Gewicht zunahm (da war er ca. 3 Monate alt) aber nie nachm Stillen gemeckert hat. Irgendwann mal habe ich ihm die 2. Brust angeboten, die er ebenfalls leer trank. Er hatte anscheinend Hunger, hat sich aber nicht gemeldet. Seit dem habe ich Angst, dass er nicht genügend zum Trinken haben könnte. Aber jetzt würde er sich schon melden, wenn er noch Hunger hätte, oder? Er ist doch jetzt ein großer Junge :) Ich biete ihm ständig etwas zum Essen an, nur ohne Erfolg. Sollte ich ihn ständig wiegen? Den Stress würde ich mir gerne ersparen, da ich sofort durchdrehen würde, wenn etwas nicht stimmen würde... Vielen Dank im Voraus!


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Liebe Annushka, es ist nicht ungewöhnlich, dass ein gesundes, voll ausgetragenes Stillkind kein oder kaum Interesse an Beikost hat. Und gerade der übliche Brei wird oft verschmäht. Insofern kann ich dich da hoffentlich schon mal beruhigen. Solange dein kleiner Mann gut gedeiht und weiter wächst und zunimmt, und sich überhaupt ähnlich verhält wie andere Kinder in seinem Altern (mal abgesehen vom Essen), ist alles ok, auch wenn er nur stillt. Ich kann dir das Buch "Mein Kind will nicht essen" vom spanischen Kinderarzt Carlos Gonzalez sehr ans Herz legen!! Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Um grob zu wissen, wie viel dein Schatz an Muttermilch zu sich nimmt, kannst du den Windeltest machen. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser nich die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. Die Differenz gibt grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt. Es sollten zwischen 400 und 500 gramm sein. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Insofern wäre es gut, wenn du euren Kinderarzt um Rat bittest. Allerdings solltest du gewappnet sein: Viele Fachleute meinen auch heute noch, die Lösung läge darin, das Kind abzustillen. Falls du diese Empfehlung bekommst, verweise ruhig darauf, dass du weißt, dass das Stillen NICHT schadet und NICHT daran Schuld ist, dass dein Kind nichts essen mag, und dass es dir einzig und allein darum geht zu wissen, ob dein Kleiner gesund ist oder nicht. Du kannst auch gegenfragen, worauf die Empfehlung zum Abstillen basiert. Meist sind es die persönlichen Vorurteile, die solche Empfehlungen auslösen. Lieben Gruß, Kristina PS: Sollte aber doch etwas nicht stimmen (davon gehe ich nicht aus), dann ist es besser, du weißt es, als du weißt es nicht!!


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