Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schreiattacken während des Stillens

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schreiattacken während des Stillens

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Hallo, mein Sohn ist knapp 7 wochen alt. Anfangs hat das Stillen auch sehr gut geklappt, seit eniger Zeit klappt es nicht wirklich. Erstens kann ich nicht genau zuordnen ob mein Kleiner Hunger hat oder nicht, weil er eigentlich den ganzen Tag schmatzt und die Zunge rausstreckt und das sogar einige Minuten, nachdem er gestillt wurde. Habe ich etwa nicht genut Milch, so dass es einfach nicht genug bekommt, wie kann ich das fesstellen? Und zweitens (es ist nicht bei jeder Stillmahzeit so), nach 2-3 Minuten, löst er sich von der Brust und fängt an zu schreien, dann kann ich ihn zuerst einmal beruhigen. Die Brust nimmt er dann aber auch nicht immer. Ich habe das Gefühl, dass er ständig hungrig ist. Soll ich vielleicht mit zufüttern?? Die Dauer der Stillmahlzeiten ist meistens 5 Minuten und das nur auf einer Seite, es ist selten, dass er länger als 5 Min. bleibt. Habe schon alles versucht die Dauer zu verlängern, es funktioniert nicht. Dafür kommt er fast jede Stunde, es ist selten dass er zwei Stunden durchhält. Ist das normal, oder könnten evtl. Probleme bei der Verdauung entstehen, wenn die alte Milch noch nicht verdaut ist und neue schon dazukommt? Vielen Dank und LG valerie


Biggi Welter

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? Liebe Valerie, es ist nicht selten, dass wir als Eltern ein Kommunikationsproblem mit unseren Kindern haben, denn selbst wenn sie schon sprechen können, ist es nicht immer so eindeutig was sie wirklich ausdrücken wollen und bei den ganz Kleinen ist es oft schwierig, ihre Signale richtig zu deuten. Anhaltspunkte dafür, wann ein Baby hungrig ist, geben die Hungerzeichen: Hungerzeichen sind: • saugende Bewegungen • Sauggeräusche • Lecken an den Lippen • die Zunge herausstrecken • Schnelle Bewegungen der Augen • Hin- und Herdrehen des Kopfes (Suchbewegungen) • Ruhelosigkeit • Weinen ist das letzte Hungerzeichen Nach den ersten vier Wochen ist es kein verlässliches Hungerzeichen mehr, wenn das Kind seine Finger oder Hand in den Mund zu stecken. Es beginnt dann sich selbst und seine Umgebung wahrzunehmen und zu erforschen und der Mund ist ein ganz wichtiges Organ, wenn es um das Erforschen und Begreifen geht. Das ist eine vollkommen normale und auch erwünschte Entwicklungsphase. Probieren Sie mal, ob es besser geht, wenn Sie Ihr Kind schon bei den frühen Hungerzeichen anlegen. Gerade sehr unruhige Kinder profitieren von viel Körperkontakt. Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein Baby weint, wenn es abgelegt wird. Ein Tragetuch kann da wie ein Zaubermittel wirken. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchs einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Mit dem entsprechend gebundenen Tragetuch, können Sie Ihr Kind sogar im Tuch stillen, während Sie umhergehen oder sich um ihr anderes Kind kümmern. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung und können dann gleichzeitig auch mit einer Stillberaterin das Stillverhalten Ihres Kindes besprechen. Es gibt nämlich mehrere Erklärungsmöglichkeiten für dieses Verhalten und es wäre am besten, wenn sich eine Stillberaterin anschauen könnte, wie sich Ihr Kind an der Brust verhält. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Zum Thema „Mindestabstand" und Verdauungsprobleme hänge ich Ihnen noch einen Artikel an. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


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hallo, habe mit meinem sohn das gleiche kurz-zeit-stillen-auf-nur-einer-seite-problem. der ist inzwischen 4,5 monate und ich stille noch voll. allerdings war es immer schwierig und ich habe bis heute nicht "gelernt", ihn länger und mehr trinken zu lassen, als er selbst möchte. mich interessiert die antwort auf deine frage auch sehr.


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mich würde es vor allem interessieren, ob es überhaupt notwendig ist, die Dauer der Stillmahlzeiten zu verlängern oder ob die 5 Min. die mein Kleiner trinkt für ihn auch ausreichen. Meine Nachsorgehebamme meinte ich solle die Dauer auf mind. 10-20 Min ausdehnen und wenn der Kleine einschläft, ihn aufwecken, bzw. die Saugreflexe stimulieren (und genau das funktioniert nicht, wenn er schläft, dann schläft er, da geht auch nichts mit stimulieren und so...)


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hallo, ich kann nur sagen wies bei mir und paul war. paul hatte zu beginn eigentlich auch immer recht lang getrunken und zwar an beiden brüsten. nach einiger zeit aber begann er schon nach ein paar minuten zu schreien. die zweite brust hat er dann total verweigert. zuerst machte ich mir auch sorgen, weil es ja immer heißt, ein baby sollte 15 minuten an der einen und dann noch an der anderen trinken - keine chance. paul ist aber trotzdem gewachsen wie irre und ist sowohl größenmäßig als auch gewichtsmäßig über dem durchschnitt. mittlerweile ist pauli über 6 monate alt und wir genießen eine immer noch intakte stillbeziehung. ich musste auch erst lernen, dass mein kleiner mir mit dem schreien zu verstehen geben wollte, dass er ganz einfach schon satt ist. vielleicht ist es bei dir ja auch so, alles gute alex und paul


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Hallo Valerie! :-) Ich kann Dir leider keinen Tipp geben, aber vielleicht hilft es Dir ja schon zu wissen, dass Du mit Deinem Problem nicht allein bist. Mein Kleiner ist knapp 6 Wochen alt und wir haben genau das gleiche Problem. Ich sehe, dass er Hunger hat, da er schmatzt und nach der Brust sucht, aber sobald ich ihn anlegen möchte fängt er an zu schreien. Er trinkt dann meist nur ein paar Schlückchen und das geht schon seit ein paar Tagen so. :-( Es is echt frustrierend. Ich denke nicht, dass Du zu wenig Milch hast und ich würde auch auf keinen Fall mit Zufüttern anfangen. Das würde nämlich zur Folge haben, dass Deine Milchproduktion gehemmt wird. Ich wünsche Dir viel Glück! Vielleicht hat ja hier jemand noch einen Tipp! Das würde mich auch sehr interessieren. Liebe Grüße... *Destiny* mit Chiaro (knapp 6 Wochen)


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Hallo, meine Kleine, 4,5 Wochen alt, scheint seit ein paar Tagen das gleiche zu machen. Ich versuche dann auch nicht sie weiterzustillen. Sie scheint auch trotzdem satt zu werden denn sie meldet sich auch erst wieder zur gewohnten Zeit. Nachts oder am Morgen klappt das Stillen uebrigens viel besser, das macht sie das nicht und im Laufe des Tages wird es immer schwieriger. Hat das auch jemand von euch? Gruesse Lambrini


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Bei mir ist das ebenso. Nachts (da kommt er so 2-3 Mal) trinkt er zwar nicht lange, schläft aber ohne irgendein Theater zu veranstalten weiter. Im Laufe des Tages wird es schlimmer, am Abend, wenn er dann ins Bett soll, ist das überhaupt nicht mehr zum Aushalten. Wahrscheinlich klappt es nachts gut, weil er nicht ganz wach ist. Hab´s tagsüber auch schon so probiert, ihn anzulegen, wenn er gerade aufwacht, hat auch nicht schlecht geklappt, aber man kann ja nicht die ganze Zeit neben dem Bettchen sitzen und darauf warten. Ich denke/hoffe, dass es mit der Zeit einfach besser klappt. LG


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