Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schon wieder ich....!

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Frage: Schon wieder ich....!

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Liebe Biggi! Ich hatte Dich schon einige Male um Rat gebeten und diesen auch bekommen, vielen Dank! Jetzt plagt mich aber schon wieder ein Problem. Ich habe ja bereits eine Tochter, bei der es mit dem Stillen nicht so toll geklappt hat, wie ich es mir gewüscht hätte und da ich sonst damals auch keine Hilfe hatte, gab ich nach zwei Wochen auf. Nun ist unser zweites Kind unterwegs und ich möchte natürlich so gut wie möglich darauf vorbereitet sein, damit ich beim nächsten Versuch zu stillen mehr Erfolg habe. Ein großes Problem bei meiner Tochter bestand darin, daß sie recht leicht auf die Welt kam, sie hatte ein Geburtsgewicht von 2510 g und das Entlassungsgewicht aus der Klinik betrug 2460 g. Daher wurde ich ständig in der Klinik verrückt gemacht, daß meine Kleine nicht mehr als 100 g abnehmen durfte, da sie sonst in die Kinderklinik verlegt werden müßte und an den Tropf mußte. Richtig verstanden habe ich das nie, da meine Kleine nie Frühchen-haft wirkte, gut sie hatte an den Beinen nichts dran, aber schon von Geburt an Pausbäckchen und ein Doppelkinn :-)! Jetzt gleich die erste Frage: gibt es laut Stillberatung wirklich eine Richtlinie, wieviel kleine Babys die ersten Tage höchstens abnehmen sollten? Nach der Geburt ist es doch eigentlich normal, daß Babays erstmal abnehmen, oder? Meine Tochter hatte die ersten Stunden nach der Geburt auch sehr mit Übelkeit zu kämpfen und übergab einen Teil der Milch nach dem stillen eigentlich immer. In der Klinik wurde mir auch gesagt, daß meine Tochter bei jedem Stillen an jeder Brust mindestens (!) 10 Minuten trinken sollte. Nun war es aber so, daß meine Tochter meistens schon nach einer Brust total erschöpft war und einschlief. Daraufhin wurde ich immer gedrängt, sie unbedingt wachzuhalten, damit sie jeweils die 10 Minuten einhält, wobei meine Tochter dann die zweite Brust meistens einfach nicht leer brachte, ich denke, sie hatte einfach keinen Hunger mehr und das Stillen wurde so für uns beide einfach nur zum Streß und zur Qual. Nun meine nächste Frage: muß ein Baby wirklich 10 Minuten an jeder Brust trinken und sollte man das Baby wirklich wecken, wenn es unter dieser Zeit einschläft?? Rein vom Gefühl her ist es doch eher so, daß ein Baby selber weiß, wie groß sein Hunger ist und daß man es eher überfüttert, wenn man es mehr oder weniger zwingt, weiter zu trinken, oder? Bin ziemlich verwirrt und merke, daß ich daher schon jetzt "Angst" (wenn man das so sagen kann...) davor habe, beim stillen alles falsch zu haben und wieder zu versagen. Ich möchte es doch so gerne, zumal mit diesem Kind auch unsere Familienplanung abgeschlossen ist und ich mich bei meiner Tochter doch immer damit getröstet hatte, mir zu sagen: " Vielleicht klappt es ja beim zweiten Kind!" Bedanke mich schon jetzt für Deine Mühe! Liebe Grüße Julia


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Julia, es tut mir leid, dass deine erste Stillerfahrung nicht so war, wie Du es dir gewünscht hast. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es wäre sicherlich ein sehr guter Gedanke von dir, dich bereits vor der Geburt deines nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, hast Du gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Etwa 95 bis 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt sie wollen und haben die richtige Unterstützung. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen - oft stillen - uneingeschränkt stillen - keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen kannst Du am besten dadurch vorbeugen, dass Du dich informierst. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Du dich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informierst. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Du weisst, wie korrekt angelegt ist und woran Du erkennst, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommst Du im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe triffst Du nicht nur andere stillende Mütter, sondern Du lernst auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Erkundige dich auch einmal, vielleicht gibt es in deiner Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche dir schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi


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