Mitglied inaktiv
Hallo, habe noch eine Frage :-)). Bis vor einigen Wochen konnten sowohl mein Mann als auch ich unsere 7,5 Monate alte Tochter ins Bett legen. Sie geht zwischen halb sieben und halb acht nachdm sie gestillt ist ins Bett (schläft bei uns mit im Bett). Danach wacht sie noch mindestens einmal etwa eine Stunde nach dem Hinlegen auf und wird gegen 23.00 Uhr nochmal gestillt. Nachts wacht sie mindestens zweimal zum Stillen auf. So ist es seit sie geboren wurde. Zunächst mal meine Frage, ist dieses häufige Aufwachen "normal" (teilweise wird sie bis zum Stillen um 23.00 Uhr dreimal wach)? Seit einiger Zeit läßt sie sich von meinem Mann nicht mehr ins Bett bringen und auch nicht beruhigen, wenn sie zwischendurch wach wird. So bin ich jetzt quasi abends ans Haus gefesselt, was ich nicht so toll finde (hatte bisher einen Abend die Woche für mich, den ich auch brauche). Was können wir machen? Soll der Papa es immermal wieder versuchen, die Kleine hinzulegen? Vielen Dank schonmal für die Antwort Anna
Liebe Anna, ja, dieses Verhalten ist typisch für Babys in diesem Alter. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa sechs bis neun Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Es ist absolut normal (und auch gesund), dass dein Kind jetzt auf dich bezogen ist. Diese Bindung ist die Grundlage für die Bindungsfähigkeit des Kindes überhaupt. Deine Tochter ist jetzt wohl in der klassischen "Fremdelphase". Das ist eine anstrengende Zeit für alle Beteiligten und ein riesiger Sprung in der Entwicklung deines Kindes. Deine Tochter vollbringt eine große Leistung. Sie lernt fremd von bekannt zu unterscheiden und zu werten "muss ich da vorsichtig sein". Das ist für sie oft verwirrend und beängstigend und ich würde keinem Kind in dieser Situation eine "Crashkur" zumuten. Selbstverständlich spiegeln sich diese Verwirrung und auch die Ängste auch im Schlafverhalten wider. Das Abgleiten in den Schlaf geschieht nun nicht mehr automatisch wie beim ganz jungen Säugling, sondern dein Kind entwickelt ein Bewusstsein dafür, dass sich da etwas verändert und dass es keine Macht darüber hat, was passiert, wenn es schläft. Es gibt eben ausgeprägte "Mama Kinder" oder "Papa Kinder" oder Kinder, die keine eindeutige Vorliebe für ein Elternteil erkennen lassen. Das hat nichts damit zu tun, dass ein Kind "verwöhnt" oder "verzogen" ist, oder dass es "seinen Willen durchsetzen will" oder gar ein Elternteil ablehnt. Es liegt einfach an der Persönlichkeit dieses Kindes. Ich kenne weder dich noch dein Kind oder deinen Mann. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob Du eher forsch oder schüchtern bist. Aber machen wir doch einmal ein Gedankenspiel: Ich nehme jetzt einmal an, dass Du eine sehr schüchterne, zurückhaltende Frau bist. Du ziehst es vor, nicht im Rampenlicht zu stehen, bist lieber mit guten Bekannten und Freunden als mit Fremden zusammen und wartest eher ab in neuen Situationen. Das ist (in dem Gedankenspiel) deine Natur. Nun kommt jemand und verkündet dir, dass deine Schüchternheit ja nur "Mache" ist, Du willst damit ja nur erreichen, dass Du deinen Willen durchsetzt und überhaupt, ab sofort wirst Du ständig mit Aufgaben betraut, die von dir verlangen, dass Du ununterbrochen mit neuen, fremden Menschen, und zwar mit möglichst vielen, zu tun hast. Wie würdest Du dich fühlen? Sicher nicht gut, doch wohl eher so, als ob dich jemand zu etwas zwingen will, das nicht dir und deiner Persönlichkeit entspricht. Genau so ist es auch mit unseren Kindern. Wir können sie nicht zwingen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, ein bestimmtes Temperament zu haben. Sie fühlen sich dann nur unwohl und unglücklich. Wir können aus einem zurückhaltenden Kind keinen Hans Dampf in allen Gassen machen, aber wir können ihm mit viel Geduld und durch unseren Rückhalt helfen, in den "Hans Dampf" Situationen irgendwann zurecht zu kommen. So anstrengend es auch sein mag, die Geduld, die Du jetzt aufbringst zahlt sich aus. Bei manchen Kindern dauert es länger, bis sie selbstbewusst und forsch ins "fremde" Außenleben gehen, bei anderen geht es schneller und wie bei allen anderen Entwicklungsschritten kannst Du dein Kind liebevoll begleiten, aber Du kannst das Reifen des Kindes nicht beschleunigen oder erzwingen. LLLiebe Grüße Biggi
Die letzten 10 Beiträge
- Nächtliches Stillen
- Mit 9,5 Monaten komplett abstillen - aber wie?
- Schmerzen in einer Brust
- Brust läuft aus nach Stillen
- Farbstoff bei Darmspiegelung und Stillen
- 25 Monate stillt wieder fast so oft wie ein Baby
- Brust mit Stillhütchen praller?
- Kürzer Abpumpen
- Milchmangel oder Saugverwirrung
- Ausbleibende Gewichtszunahme bzw. Abnahme