Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Schilddrüsenüberfunktion

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Schilddrüsenüberfunktion

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Hallo Frau Heindel, bei mir wurde eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt. Die Werte sind anscheinend relativ hoch, so daß ich sofort Thiamazol verschrieben bekam. Einen Termin beim Nuklearmediziner habe ich nächste Woche. Die Tabletten soll ich ab sofort nehmen, und was das Schlimme daran ist: Ich muß SOFORT abstillen. Das tut mir in der Seele weh, ich habe das Stillen so genossen. Mein kleiner Sohn ist jetzt wohl schon 8 1/2 Monate alt, ich habe 6 Monate voll gestillt und wir sind inzwischen bei 1-2 Stillmahlzeiten pro Tag angelangt, wobei er eigentlich nur noch früh morgens richtig trinkt. Auf die Frage hin, ob ich vielleicht abpumpen soll meinte meine Ärztin, dass die Behandlung mit Thiamazol wohl mehrere Monate dauern würde, also ein komplettes Abstillen sinnvoll wäre. Während der Einnahme der Tabletten zu stillen ist mir allerdings zu gefährlich, da der Wirkstoff in angeblich nicht unerheblichen Mengen in die Muttermilch übergeht. Also ist das Abstillen anscheinend unumgänglich. Meine Frage: Welche Nahrung soll ich meinem Kind jetzt geben ? Und in der Nuckelflasche oder lieber aus dem Becher ? Ich bin so traurig, dass die schöne Stillzeit schon vorbei sein soll. (Ich habe diese Frage gestern auch schon im Forum von Frau Höfel gestellt, da es aber ja ums Abstillen geht, hätte ich auch gern mal Ihre Meinung gehört) Vielen Dank schon mal !!!


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Liebe sj, SIE MÜSSEN NICHT ABSTILLEN! Ich vermute, dass Ihre Ärztin selbst nicht viel Erfahrung mit stillenden Frauen hat und darum, sozusagen "zur Sicherheit" zum Abstillen rät. Das ist jedoch nicht gut, denn -das wissen Sie ja ganz genau- man stillt eben nicht "einfach mal so" ab, schon gar nicht sofort! Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch in der Stillzeit behandelt werden. Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: „Zu den Thyreostatika zählen Carbimazol, Natriumperchlorat, Propylthiouracil und Thiamazol. Carbimazol wird zu Thiamazol als aktivem Metaboliten verstoffwechselt. Carbimazol und Thiamazol besitzen M/P-Quotienten von etwa 1. Unter täglich 40 mg Carbimazol sind Methimazol-Spitzenwerte von 0,72 mg/l Milch gemessen worden (Cooper 1984). Daraus errechnet sich eine relative Dosis von maximal 27 % Carbimazol für den gestillten Säugling. Im Durchschnitt sind aber eher 2 - 10 % der gewichtsbezogenen Dosis anzunehmen (Übersicht in Bennett 1996). ... „Empfehlung für die Praxis: Propylthiouracil ist Thyreostatikum der Wahl in der Stillzeit und sollte Thiamazol und Carbimazol insbesondere dann vorgezogen werden, wenn deren Erhaltungsdosis mehr als 5 mg/Tag beträgt. Liegt die Propylthiouracildosis im oberen therapeutischen Bereich, sollten nach etwa 3 Wochen die Schilddrüsenparameter des Säuglings kontrolliert werden. Dies gilt natürlich er recht, wenn mit höheren Dosen der anderen Thyreostatika behandelt wurde. Natriumperchlorat soll in der Stillzeit nicht genommen werden. Schilddrüsenhormone sollten nicht zusammen mit Thyreostatika gegeben werden, da hierdurch höhrere Thyreostatikadosen erforderlich werden" Bei diesen Angaben muss auch in Betracht gezogen werden, dass sie sich auf voll gestillte Säuglinge und nicht auf ältere Stillkinder beziehen. Sprechen Sie doch nochmals mit der Ärztin, weisen Sie auf die Angaben aus dem oben zitierten Buch hin und bitten Sie sie, sich im Zweifelsfall an das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") zu wenden, das unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. . Sollte Ihre Ärztin nicht bereit sein, ihre Aussage noch einmal zu überdenken, sprechen Sie doch erst einmal mit einem anderen Arzt. Ein Tag mehr oder weniger wird für Sie keine Krise sein, für Ihr Kind und Ihre Stillbeziehung könnte er Gold wert sein. Herzlichen Gruß, Kristina


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Am besten rufst du sofort die Beratungsstelle für Embryotoxikologie in Berlin Tel.: 030 30308111. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte und Mütter zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Da muss es doch etwas geben ohne abzustillen. Ich habe eine Sch.unterfunktion und das ist kein Problem. Kopf hoch und nicht aufgeben. Viele Ärzte sagen immer viel zu schnell: abstillen aber es kann auch anders gehen!!!!! Viel Glück Anouschka


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Hallo Kristina, Ich war heute früh noch mal bei meiner Ärztin und hab ihr Deine Antwort gezeigt. Sie hat in den aktuellen Arzneiverordnungen nachgeschaut, weil sie den Wirkstoff Propylthiouracil nicht kannte. Allerdings wird er wie Carbimazol und Thiamazol eingestuft. Sie hat gemeint sicher ist sicher und bei einem Säugling wäre mit einer Schilddrüsenunterfunktion nicht zu spaßen. Leider hat sich mein Kleiner jetzt auch noch den Noro-Virus eingefangen, und ich könnte jedesmal heulen, wenn er an meinem Pulli zieht und an die Brust will (ehrlich gesagt mach ich das auch ;-(). Trotzdem vielen Dank für Deine Antwort !


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Ich hatte auch eine Überfunktion und habe lange Zeit unter dem Medikament Propycil gestillt. Es ist nicht notwendig, abzustillen!!! Bei meinem dritten Kind habe ich zwangsabgestillt, als es 11 Monate alt war, und ich bereue es heute noch....LG Claire


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Liebe sj, gerade bei einem Virusinfekt ist Muttermilch die beste Heilnahrung, die es gibt, also BITTE BITTE stillen Sie Ihr Baby. In den "üblichen" Informationen, die Ärzte so haben, steht vieles, das vom Stillen abrät. "Sicherheitshalber" ist nichts weiter als ein Zeichen von Hilflosigkeit, denn mit Sicherheit IST Stillen das Beste, gerade jetzt!!! Wenn Sie noch immer Zweifel haben, dann rufen Sie selbst in Berlin an. Das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") ist unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar. Lieben Gruß, Kristina


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Hallo Kristina ! Jetzt ist es endgültig: Die Stillzeit ist vorbei. Bei mir wurde heute Morbus Basedow diagnostiziert. Außer Thiamazol muß ich nun auch noch Dociton einnehmen. Gott sei Dank geht es meinem Kleinen schon wieder besser, kein Durchfall und Erbrechen mehr. Leider mag er die Flasche nicht wirklich, meistens heult er schon wenn er sie sieht und dreht seinen Kopf zu meiner Brust. Was würdest Du für eine Nahrung empfehlen ? Im Moment geb ich Beba HA (hat mir meine Hebamme empfohlen) aber so wirklich mag er die nicht (wobei ich nicht weiß ob es an der Nahrung liegt oder an der Flasche überhaupt).Ich hoffe das spielt sich mit der Zeit ein. Vielen Dank auf jeden Fall für Deine Antworten, das hat mir Mut gemacht auch wenn letztendlich nun die Flasche hermuß. Liebe Grüße an Dich und auch an Biggi (Gute Besserung!)


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sorry, aber er tut mir in der Seele weh, wenn ich das lesen muss. Ich habe auch Morbus Basedow und mit mir wurde auch von den sog. Göttern in Weiß mitgeteilt, ich muss sofort abstillen. Und ich hatte massiven Basedow und hab mich nach den Ärzten gerichtet und mein Kind musste darunter leiden, ich finde, es leidet heute noch...google mal im Netz, da gibts ein super forum für basedow, auch speziell fürs stillen und schwangerwerden. Ich bin unter basedow schwanger geworden und stille jetzt wieder, klappt wunderbar. Ich will nur sagen, informiere dich selber und entscheide selber... alles liebe und sorry für die einmischung, musste einfach raus...


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Hallo Claire, Du mußt Dich doch nicht entschuldigen wenn Du mir einen Rat gibst. Ich habe nochmal mit meiner Ärztin gesprochen; da ich Thiamazol hochdosiert nehmen muß und Thiamazol leicht in die Muttermilch übergeht, besteht die Gefahr, dass mein Sohn eine SD-Unterfunktion bekommt. So sagt jedenfalls meine Ärztin. Ich stille jetzt seit 10 Tagen nicht mehr, es fällt mir nicht leicht, aber langsam kann ich mich damit abfinden, auch mein Kleiner gewöhnt sich anscheindend an die Flasche. Ich hätte so gerne weitergestillt, habe auch ein schlechtes Gewissen deswegen, aber ich hätte ein noch schlechteres Gewissen wenn mein Kind Probleme mit der Schilddrüse bekäme; mal ganz abgesehen von den Nebenwirkungen der anderen Medikamente, die ich nehmen muß. Ich würde mich freuen, wenn Du mir nochmal schreiben würdest, von wegen unter Morbus Basedow schwanger werden und stillen. (Ist wohl im Moment nicht akut bei mir, aber ganz abgeschlossen hatte ich mit einem 3.Kind noch nicht). Liebe Grüße


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