Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Rheuma, Arthritis und Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Rheuma, Arthritis und Stillen

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Liebe Biggi Meine kleine Tochter ist 9 Wochen alt und ich stille voll. Ich leide aber momentan unter ziemlichen Gelenkbeschwerden und hatte auch vor der Schwangerschaft immer mal wieder mit Arthritis zu kämpfen und denke mir, nun nach der Schwangerschaft (da hatte ich zum Glück gar nichts) kommt das wieder. Ich gehe auch bald zum Rheumatologen, aber nun mache ich mir Sorgen, ob diese Entzündungen in den Gelenken meiner kleinen Tochter über die Milch irgendwie schaden können. Sozusagen durch die Belastung meines Körpers. Bitte schreibe doch etwas dazu und hast Du Erfahrungen mit Rheuma-Medikamenten in der Schwangerschaft? Ich kann es noch ganz gut aushalten, aber ich habe ja vor noch länger zu stillen und wer weiß wie es dann wird. Liebe Grüße und Danke schonmal, Vio


Biggi Welter

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Liebe Vio, Rheuma ist kein Abstillgrund und es gibt Antirheumatika, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Auch Kortisongaben sind in der Stillzeit möglich. Ebenso Schmerzmittel. Es hat jedoch wenig Sinn, wenn ich dir jetzt seitenweise zu diesem Thema aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit"zitiere, denn die medikamentöse Behandlung von Rheuma ist eine sehr komplexe Sache. Sinnvoll ist, dass die/der behandelnde Ärztin/Arzt selbst in entsprechenden Fachbüchern nachliest bzw. sich an die Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel. 030 30686734) wendet. Sollte sie/er dazu nicht bereit sein, dann steht es dir frei, dich an eine andere Ärztin/Arzt zu wenden. Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Bei therapeutischen Empfehlungen oder der individuellen Beurteilung des Medikamentenrisikos während der Stillperiode sollten definitiv Handbücher zu diesen speziellen Thema (z.B. "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, 6. Auflage 2001) oder eine Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie wie zum Beispiel das Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin hinzugezogen werden. Auch werden die rein praktischen Vorteile die das Stillen für eine Mutter, die durch eine Erkrankung eingeschränkt ist nicht selten übersehen. Es ist sehr viel weniger Aufwand zu stillen als Flaschennahrung zuzubereiten und einzukaufen, Flaschen zu reinigen und zu sterilisieren usw. Stillen kannst Du im Liegen und ohne Aufwand, Flasche geben im Liegen ist eher unrealistisch. Gute Besserung und alles Gute! LLLiebe Grüße Biggi


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